Architektur. Design. Kunst. Basel hat von allem reichlich. Die immerhin nur knapp 24 Quadratkilometer große schweizerische Stadt mit rund 200.000 Einwohnern lockt mit einer überdurchschnittlich hohen Museumsdichte und einer Vielzahl an architektonischen Aushängeschildern. Autorin Simone Sever hat sich für reisen EXCLUSIV vier Tage entlang des Rheins umgesehen und dabei Kunst in vielen Facetten entdeckt.

Unübersehbar ragen die Roche-Türme der Schweizer Architekten Herzog & de Meuron in den wolkenlosen Sommerhimmel. Wie Skulpturen sind sie nicht nur modernes Wahrzeichen der Stadt, sondern zudem auch die höchsten Gebäude der Schweiz. Echte Hingucker und Orientierungshilfen allemal. Hochwertige Architektur, die sich sehen und bestaunen lässt als öffentliches Aushängeschild. Ich lasse mich treiben. Das könnte ich übrigens auch im Rhein, lasse das aber besser mal sein, denn die Hardcore-Baseler, die sich furchtlos mit ihren Fischli – verschließbaren Schwimmkissen – flussabwärts treiben lassen, spielen in einer anderen Wassertemperaturliga als ich. Wasser ja, aber lieber die Wasserlilien von Claude Monet.

Roche Türme in Basel, entworfen von Herzog & de Meuron

Simone Sever

Mit der Tram mache ich mich auf den Weg zur Fondation Beyeler in Riehen, wo Kunst und Architektur Hand in Hand gehen und nicht nur die berühmten weißen Blumen verträumte Blicke auf sich ziehen. Es sind aber nicht ausschließlich die hochkarätigen Kunstwerke der klassischen Moderne und der Gegenwartskunst, die im Fokus der Besucher der einzigartigen Kunstsammlung der Fondation Beyeler stehen. Auch das von Stararchitekt Renzo Piano erschaffene Museumsgebäude ist ein echtes Kunststück, gilt es doch als eines der schönsten Museen weltweit.

Fondation Beyeler von außen

Fondation Beyeler

Wer den einmaligen Werken Paul Cézannes, Pablo Picassos, Gerhard Richters, Piet Mondrians, Vincent van Goghs und Giovanni Giacomettis genügend Aufmerksamkeit geschenkt hat, der sollte sich bei einem Gartenspaziergang im Berower Park von den klaren Linien des Prachtbaus des italienischen Pritzker-Preisträgers verwöhnen und dabei den Blick schweifen lassen auf weidende Kühe und Rebberge. Entschleunigung ganz im Zeichen der Kunst.

Kunst in Basel in der Fondation Beyeler

Fondation Beyeler

Vitra Design für den Alltag

Nur eine kurze Fahrt und ich bin auf dem Vitra Campus gelandet, ein weiteres architektonisches Highlight des Dreiländerecks. Zwar liegt der seit 1989 existierende Campus in Deutschland, ist aber bei jeder Basel-Tour unumgänglich. Auch weil wieder mal die Baseler Architekten von Herzog & de Meuron verantwortlich zeichnen für das VitraHaus, dem Zuhause der Vitra Collection. Und so kann sich der Design-Aficionado sattsehen an Klassikern wie den Eames Plastic Chairs und den Vitra Panton-Stühlen, die ein buntes Kaleidoskop bilden. Oder einfach Platz nehmen in der poppigen Wohnskulptur, dem Vitra Living Tower. Im Vitrashop wartet allerlei Formschönes – wie etwa der Eames House Bird – darauf, ein neues Zuhause zu finden. 

Shop im Vitra Haus

Vitra

Doch zuerst ist ein Spaziergang über das Gelände Pflicht. Zum einen würde man es sonst verpassen, den 30,7 Meter hohen Aussichtsturm des deutschen Künstlers Carsten Höller, der zugleich Kunstwerk und Rutsche ist, herunterzusliden. Und das sollte auf keinen Fall passieren, denn der rasante Riesenspaß ist ein definitiver Jungbrunnen. Zum anderen würde man sonst das Gebäude Fire Station von der 2016 verstorbenen irakisch-britischen Ausnahmearchitektin Zaha Hadid verpassen. So rund und farbenfroh wie etwa die Vitrastühle sind, so steht Hadids Architektur hier ganz ohne Farbe und rechte Winkel im sehenswerten Kontrast.

Garten am Vitra Haus mit Aussichtsturm und Rutsche

Claudio Poggio

Mit der Fähre ans andere Ufer

Von Kleinbasel, der Seite der Roche-Türme, bringt mich die Leu-Fähre nach Großbasel, wo das Baseler Münster alles überragt. Insgesamt sind es vier Rheinfähren, die nur an einem Drahtseil befestigt von der Rheinströmung angetrieben werden und Passagiere ans andere Ufer bringen. Das ist pure Entschleunigung mit Aussicht. Etwa auf das sommerliche Leben am Rhein mit Cafés und Restaurants entlang der Uferpromenade, wo die Menschen auf Treppenstufen und Bänken am Wasser sitzen. Der Sommer steht Basel ganz ausgezeichnet.

Rheinfähre in Basel

Klingental Ferry Basel

Mich erwartet eine Reise durch die Kunstgeschichte. Allerdings zeitspringe ich direkt zum Kunstmuseum Basel I Neubau, wo mich besonders das monumentale Treppenhaus des Baseler Architekturbüros Christ & Gantenbein beeindruckt. Im Kunstmuseum Basel I Gegenwart – übrigens eines der ersten Museen für zeitgenössische Kunst weltweit – würde ich gern aus dem »Warengestell mit Gehirnen« von Katharina Fritsch das eine oder andere frei verteilen. Ich frage mich wie Rémy Zaugg: »Und würde, wenn ich hier bin, die Welt mich anblicken?« Und beim Modell »Tout-Rien« von Markus Raetz zeigt sich, wie wichtig ein Perspektivenwechsel beizeiten sein kann. Alles ist ganz nah bei Nichts.  

Treppenhaus im Kunstmuseum Basel I Neubau

Stefano Graziani

Alles und Nichts

Zeit für meinen Perspektivenwechsel. Das aufgeräumte Basel lasse ich hinter mir und steuere das Baseler Hafengebiet im Dreiländereck, den Holzpark Klybeck, an. Hier liegt auch die Nordstern, eine der führenden Institutionen für elektronische Musik. Immer wieder gibt es Kooperationen mit der Fondation Beyeler und etwa dem legendären DJ Sven Väth. Auch Musik ist Kunst und Kunst hat viele Gesichter. Das einer jungen Afghanin, die Hauswand füllend, auf die Situation in Afghanistan hinweisend. »Cup of Color«, ein Zusammenschluss von Künstlern, hat es sich zum Ziel gesetzt, Hoffnung durch Kunst Ausdruck zu geben. Wer offenen Auges durch die Stadt spaziert, wird ohnehin eine Menge überraschender und moderner Street- und Urban Art entdecken und das nicht immer nur an Hauswänden. Nicht nur auf der Mittleren Brücke haben sich Kunstwerke der Augmented Reality (AR) versteckt, die sich per ARTour App zeigen. 

Kunst in Basel: Street Art, die auf die Lage afghanischer Frauen aufmerksam macht

Simone Sever

Ein abgefahrenes Kunstobjekt

Ein Blick lohnt definitiv auch vor das Grandhotel Les Trois Rois, dort kann man beizeiten einen bunt bemalten Bentley bestaunen. Die Luxuskarosse wurde von zwei Schulklassen im Rahmen eines kulturellen Schulprojekts bemalt. Unter dem Hotelmotto: »Rich in history, young at heart« avancierte das Fahrzeug zum Kunstwerk auf vier Rädern. 

In Basel, das muss man wissen, kommt die Kunst nicht nur während der alljährlich wiederkehrenden, einwöchigen Art Basel in Fahrt.

Bunt bemalter Bentley, Kunst in Basel

Les Trois Rois