Brasilien – wer denkt da nicht an Caipirinha, Copacabana und sexy Tänzer? Okay, ein bisschen tief in die Klischeekiste gegriffen. Aber wenn es auf der Welt einen Länder-Wettstreit in puncto Lebensfreude und Leidenschaft gäbe, Brasilien wäre ganz vorn mit dabei. Wir stellen sechs Städte in Brasilien vor, die man unbedingt einmal besucht haben sollte.

São Paulo – die Gigantische

Man sollte gar nicht großartig drum herumreden: São Paulo und Liebe auf den ersten Blick – das wird schwer. Wer beim Landeanflug auf den internationalen Flughafen Guarulhos über bewohntes Gebiet schwebt, bekommt einen ersten Vorgeschmack auf die Größe der Stadt. Ach was, Stadt! Megalopolis! Kilometerweit, so weit das Auge reicht, sind die Stachelpanzer aus Apartment- und Bürotürmen zu sehen.

Avenida Paulista Sao Paulo

Guilherme Stecanella

Und so sind viele Besucher bei ihrem ersten Besuch erst einmal mächtig eingeschüchtert von diesem urbanen Koloss und fragen sich: Wo bin ich hier nur gelandet? Doch gemach! Wer sich die Mühe macht und hinter die Kulissen blickt, stellt schnell fest: in einer der großartigsten Metropolen der Welt! Egal wonach einem in dieser Stadt der Sinn ist, Sampa, der Spitzname São Paulos, hat es vermutlich im Übermaß. Es gibt mehr als 120 Theater und 70 Museen, rund 12.000 Restaurants mit Köstlichkeiten aus 50 Ländern.

Und das Nachtleben braucht sich vor dem New Yorks oder Berlins nicht zu fürchten. Die Livemusik-Bars im Künstlerviertel Vila Madalena und die Clubs in Consolação genießen Weltrang – internationale Star-DJs geben sich regelmäßig die Klinke in die Hand.

DJ an Turntables im Club

Jonathan Borba

Wer sich nicht die Nächte um die Ohren schlagen, aber trotzdem in die Seele der Stadt eintauchen möchte, besucht eine der Tausenden Botecos – eine Eckkneipe.

Zugegeben, der Charme dieser Kneipen liegt irgendwo zwischen Frittenbude und Bahnhofspinte, aber hier fließt das beste Bier aus dem Fass, und hier gibt es Köstlichkeiten wie Pastel (gefüllte Teigtaschen) und Tellergerichte aus Bohnen, Reis und Fleisch zum Spottpreis. Und so ganz nebenbei sind die Botecos ein wunderbarer Ort, um mit den Paulistanos – wie sich die Einwohner der Stadt nennen – ins Gespräch zu kommen.

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Blumenau – die Deutsche

Wer zunächst in Manaus, Salvador oder Rio unterwegs war und anschließend nach Blumenau in den Bundesstaat Santa Catarina im Süden Brasiliens reist, bekommt erst einmal einen Kulturschock – und das hat einen einfachen und offensichtlichen Grund: Ganz schön deutsch ist es hier! Hotels und Restaurants, deren Architektur an bayerische Dörfer erinnern, heißen »Himmelblau«, »Hermann«, »Frohsinn« oder »Wunderblau«, auf den Speisekarten finden sich Jägerschnitzel, Eisbein, Kassler und mit Rotkohl gefüllte Ente –  und am Nachmittag wird gern eine Schwarzwälder Kirschtorte zum Kaffee serviert.

Grund des teutonischen Vollprogramms ist ein Auswanderer namens Dr. Hermann Blumenau, der mit einem Kompagnon 1848 nach einer Flussfahrt auf dem Rio Itajaí so begeistert von der Gegend war, dass er flugs bei der kaiserlichen Regierung Brasiliens die Gründung der »Gesellschaft zum Schutz der deutschen Auswanderung« beantragte. Gesagt, getan.  Bis in die 40er-Jahre des 20. Jahrhunderts wanderten Deutsche, vor allem aus Preußen, Pommern, Sachsen und der Pfalz, nach Blumenau aus. Heute ist die Stadt ungefähr so groß wie Bonn, rund 300.000 Menschen leben hier.

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Deutsch wird zwar nur noch selten gesprochen, dafür aber deutsch gefeiert: Einmal im Jahr findet das Oktoberfest statt. Es gilt mit seinen rund eine Million Besuchern als das zweitgrößte der Welt. Das Bier fließt in Strömen, es wird getanzt und geschunkelt, dass sogar die Brasilianer aus Fortaleza und Belo Horizonte ihren deutschstämmigen Landsleuten attestieren, es in Sachen Feierfreudigkeit durchaus mit den Menschen in Bahia aufnehmen zu können. Und das ist eines der großartigsten Komplimente, die ein Brasilianer machen kann.

Rio de Janeiro – die Schöne

2014 war die Stadt einer der brasilianischen Austragungsorte der Fußball-WM, 2016 sogar alleiniger Gastgeber der Olympischen Sommerspiele. So viel Brimborium macht selbstbewusst – und teuer. Rio ist seit rund einem Jahr die Stadt mit den höchsten Übernachtungspreisen weltweit. Aber wer schon einmal in seinem Leben in Rio war, ist der Versuchung nahe, auch nur jeden erdenklichen Hotelpreis auf den Tisch zu legen. Und hat dafür verdammt gute Gründe: grüne Berge inmitten üppiger Wälder, den weltberühmten Zuckerhut, die schönen Menschen und die coolen Strände von Copacabana und Ipanema.

Strand in Rio de Janeiro

João Pedro Vergara

Ja, die Strände. Was den Menschen in São Paulo der Boteco, die Eckkneipe, ist, ist den Cariocas, wie die Einwohner Rios heißen, der Strand. Das ist in Rio der Ort, wo sich alle Leute treffen, egal aus welcher Schicht.

Hier trifft man sich nach Feierabend mit Freunden, um ein Bier oder einen Caipirinha zu trinken. Am Wochenende lädt man die Oma aus São Paulo ein, um mit ihr unterm Sonnenschirm den neuesten Familientratsch auszutauschen. Hier trifft man sich zum ersten Flirt oder zum ersten Kuss. Hier staunt und beobachtet man, hier kommt man her, um sehen und gesehen zu werden – der Strand ist schließlich gleichsam Laufsteg der Eitelkeiten.

Frau mit Surfbrett in Ipanema

Anderson W Rangel

Im Minutentakt sieht man junge Frauen und Männer, die wie die Klums und Schenkenbergs in ihren besten Zeiten über die Strandpromenade stolzieren. Wer auch nur einen Tag am Strand verbracht hat, wird feststellen, wie bezaubernd diese Stadt doch ist. Und wer abreist, wird vermutlich die typisch brasilianische Saudade überkommen, diese Sehnsucht, ganz schnell wiederzukommen. Kleiner Trost: Damit ist man nicht allein.

Salvador da Bahia – die Tanzende

Im Süden Brasiliens, dort, wo hart geschuftet wird, rümpft man gerne schon einmal die Nase über »die da oben im Nordosten« – gemeint sind die Menschen in dem Bundesstaat Bahia. Denn dort ist man vor allem den schönen Dingen des Lebens zugetan. Harte Arbeit steht hier nicht unbedingt hoch im Kurs. Und Salvador, die rund drei Millionen Einwohner zählende Hauptstadt der Provinz Bahia, gilt als das Partyluder schlechthin in Brasilien. Das zeigt sich vor allem zum Karneval. Dann explodiert Salvador. Millionen von Menschen feiern eine Woche lang bei tropischen Temperaturen, heißen Rhythmen und einer Menge Hochprozentigem die verrückteste Zeit des Jahres.

Pelourinho, Altstadt in Salvador, Bahia

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Und dabei gibt es einen Riesenunterschied zum kommerziellen Karneval in Rio. Hier feiert das Volk auf der Straße und den Plätzen. Ein Sambódromo wie in Rio gibt es nicht. Im Zentrum der Karnevalsfeierlich­keiten in Salvador stehen die Umzüge der Axé- und Pagode-Bands, die auf Riesentrucks  (trio elétricos) der tanzenden Menge mit ihren ohrenbetäubenden Gitarren- und Schlagzeuggewittern mächtig einheizen. Am besten, man ist nur mit Badehose oder Bikini bekleidet und lässt sich mit dem Strom der rollenden Partyzüge treiben. Und eines ist gewiss: Die Grenzen von Ekstase, Rausch und Delirium verschwinden schneller, als man denkt.

Manaus – die Grüne

Papageien, Tukane, Kolibris, Faultiere, Piranhas und Flussdelfine – im Bundesstaat Amazonas gibt es nicht nur unberührte Regenwälder, sondern auch eine scheinbar unendliche Zahl exotischer Tiere. Da kann es schon mal passieren, dass man beim Schwimmen plötzlich von einem rosa Flussdelfin angelächelt wird oder dass ein freches Totenkopfäffchen einem die Banane aus der Hand reißt – im Amazonasgebiet ist so ziemlich jede abenteuerliche tierische Begegnung denkbar.

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Wer sich in dem riesigen Ozean aus Flüssen, Bäumen, Sträuchern, Blättern, Lianen und Wurzeln auf die Suche nach exotischen Tieren machen möchte, sollte sich nach Manaus aufmachen. Die zwei Millionen Einwohner zählende Stadt ist der Ausgangspunkt schlechthin für (Abenteuer-) Touren auf der Mutter aller Flüsse – dem Amazonas. Man kann Stunden- oder Tagesausflüge unternehmen, sich ein paar Tage in einer Urwald-Lodge lümmeln und das tun, was jeder Besucher tut: versuchen, sich dem Mythos Amazonas zu nähern.

Botanischer Garten in Manaus

Bruno Melo

Da sitzt man dann angelehnt an einem Kapokbaum, spitzt die Ohren, wenn ein Hyazinth-Ara krächzt, lauscht dem Grunzen der Seekühe und kommt aus dem Staunen nicht heraus, wenn wenige Meter weiter ein Kaiman seine Runden dreht. Und irgendwann denkt man sich: Es muss schon etwas dran sein am Spruch »Deus e Brasileiro« (Gott ist ein Brasilianer); wie sonst sollte man sich die großartige Schatztruhe an Tier- und Pflanzenschönheiten erklären, die der Amazonas zu bieten hat?

Fortaleza – Die Surfende

Fortaleza, Hauptstadt des Bundesstaates Ceará im Nordosten Brasiliens, ist die fünftgrößte Stadt des Landes. Sie ist geprägt durch die Einflüsse ihrer indigenen Bevölkerung, der Portugiesen und Afrikaner. Bekannt ist sie aber vor allem für ihre wunderschöne Küste, die Sonnenanbeter und Surfer anzieht. Sonne und Strand sollte man also in jedem Fall mögen, wenn man herkommt!

Strand in Fortaleza, Brasilien

Rafael Alves

Ein perfekter Einstieg, um die Stadt kennenzulernen, ist der Mercado Central. Das ist ein belebter Markt, der sich in Galerien über vier Etagen erstreckt. Hier findet sich ein großes Angebot an Kunsthandwerk, Batiktextilien, Lederwaren wie Hüten und Handschuhen, kunstvoll gearbeiteter Schmuck oder auch Hängematten in allen Varianten. Für die Daheimgebliebenen gibt es hier Mitbringsel wie Cachaça mit eingelegtem Krebs oder Süßigkeiten aus Guaven.

In der Nähe des Mercado Central liegt die Kathedrale Metropolitana, die Mitte des 20. Jahrhunderts inspiriert von Notre Dame in Paris errichtet wurde. Innen ist sie schneeweiß; das durch die bunten Fenster einfallende Sonnenlicht schafft eine faszinierende Stimmung.

Wenige Schritte entfernt steht das Teatro José de Alencar. Das Theaterhaus wurde 1910 im Belle-Epoque-Stil erbaut und nach dem Dichter José de Alencar, einem bedeutenden Vertreter der brasilianischen Romantik, benannt. Tagsüber kann man es bei einer Führung entdecken.

Nachmittags flaniert man am besten zum Praia da Iracema. Der Sandstrand ist der beliebteste der Stadt, und die Fortalezen verbringen hier gerne ihre Zeit am Wochenende. An den Barracas, mal kleinen, mal luxuriösen Strandbuden oder –clubs, kann man sich Sonnenliegen mieten, kleine Snacks wie die typische Macaxeira gönnen.

Tipps für eine Reise nach Brasilien

Anreise. TAP Portugal fliegt täglich von Porto und vor allem Lissabon nach Brasilien. Viele Städte werden nonstop angeflogen, sodass man sich den zeitaufwändigen Umstieg in Rio oder São Paulo sparen kann. Wer früh bucht und nur mit Handgepäck auskommt, ist mit rund 700 Euro für den Hin- und Rückflug dabei. Einen Bericht über die Business Class der Airline gibt’s hier.

Infos. Mehr Infos über das Reiseland Brasilien gibt es hier.