Chemnitz wird Kulturhauptstadt 2025! Das hat die europäische Auswahljury empfohlen. Neugierig? Wir verraten, was man sich in Chemnitz ansehen sollte!

Unter Touristen gilt Chemnitz nicht gerade als Hotspot. Die 240.000-Einwohner-Stadt in Sachsen wird noch nicht einmal als Geheimtipp gehandelt. Eigentlich ist die Stadt touristisches Niemandsland. Noch. Denn mit der Entscheidung der europäischen Auswahljury, Chemnitz zur Kulturhauptstadt 2025 zu küren, werden sich in den nächsten Jahren viele Blicke auf die Stadt richten. Vermutlich werden auch viele Touristen nach Chemnitz kommen und sich die Stadt einmal ansehen. Aber was erwartet Touristen dort? Lohnt sich eine Reise? Wir verraten, was man sich in Chemnitz ansehen sollte.

Industriegeschichte im Sächsischen Industriemuseum

Eine Mischung aus Industriegeschichte, Hochkultur und Subkultur – das verspricht Chemnitz heute Besuchern. Die Stadt versteht sich als Wiege des deutschen Automobilbaus. Auch der moderne Maschinenbau hat hier seine Wurzeln. Davon kann man sich heute noch an einigen Orten in der Stadt überzeugen. Das Sächsische Industriemuseum Chemnitz versteht sich als lebendigste Zeugnis sächsischer Industriegeschichte.

Die mit großem Aufwand zum Museum umgebaute ehemalige Gießerei Escher zeigt Artefakte vom Erfinder- und Unternehmergeist sächsischer Firmen vom Beginn der Industrialisierung bis in die Gegenwart. So spiegeln die in einem Turm gezeigten Fahrzeuge der Marke DKW den Zeitgeist des Fahrzeugbaus Anfang des 20. Jahrhunderts wider. Besucher können aber auch historische Maschinen sehen und deren Vorführung durch sachkundiges Personal. Auch interessant: die vielen Textilmaschinen, von der Crompton-Mule bis zum Nähautomat.

Industriemuseum in Chemnitz

Dietmar Träupmann/Archiv Industriemuseum Chemnitz

Heute bunt gemischtes Areal: die Schönherrfabrik

Die Schönherrfabrik gilt als weiteres Chemnitzer Beispiel für die Verbindung aus Industriegeschichte und Kultur. Es war Louis Ferdinand Schönherr, der das Gelände unweit des Chemnitz-Flusses zur ersten Blüte führte. Er startete ab 1851 die industrielle Serienproduktion von Webstühlen zur Herstellung von Tuchen und Möbelbezugsstoffen. 1871 produzierte er den 10.000sten Webstuhl.

Nach dem Zusammenbruch der DDR entschloss man sich dazu, die denkmalgeschützten Gebäude der Fabrik zu sanieren. Dabei ist man bis heute ein sehr gutes Stück vorangekommen: Webmaschinen werden heute zwar keine mehr produziert. Dafür entstand aber  – nach schrittweiser Sanierung  – ein breites Spektrum neuer Mieter. Gewerbe und Dienstleistungen, Kunst und Kultur, Gastronomie und Handel, Schulungseinrichtungen und Sportangebote. Wer mehr über Geschichte und Gegenwart der Schönherrfabrik erfahren möchte, sollte an einer Führung teilnehmen. Dabei erfährt man Geschichten aus dem Leben des Begründers des Sächsischen Webstuhlbaus Louis F. Schönherr und darüber, wie die industrielle Entwicklung das Umfeld in Chemnitz verändert hat.

Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz

SMAC – Lust auf einen Geschichtsbummel durch 300.000 Jahre Kulturgeschichte mit 6.200 Exponaten auf 3.000 Quadratmetern: Dann willkommen im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz! Auf drei Etagen kann man hier die Entwicklung der Spezies Mensch verfolgen, vom Jäger und Sammler bis in die Gegenwart.

Chemnitz – ein Architekturmuseum

Die Kunsthistorikerin Ingrid Mössinger war Jahre lang Chefin der Kunstsammlungen Chemnitz. Im vergangenen Jahr sagte sie in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, »die Stadt werde unterschätzt«.

Besonders gut gefällt Mössinger, dass »Chemnitz das reinste Architekturmuseum ist«. In der Tat: Das Panoramabild der Stadt wird an einigen Orten durchaus dominiert von Bauten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Aber es sind eben auch Bauten aus DDR-Zeiten zu sehen, die nicht unbedingt Entzücken bei Beobachtern hervorrufen.

Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, wird Gebäude aus der Gründerzeit, dem Jugendstil und im Bauhaus-Stil sehen. Viele Gründerzeit- und Jugendstilhäuser finden sich im Stadtteil Kaßberg, westlich des Stadtzentrums. Es gibt hier viele breite Straßen, von wuchtigen Bäumen umsäumt. Nicht ohne Stolz sagen viele Chemnitzer: Das ist unser schönster Stadtteil. Besonders sehenswert sind die historische Markthalle, das ehemalige Königliche Gymnasium, die Methodistische Friedenskirche, die Kaiserliche Oberpostdirektion sowie einige Wohnhäuser in der Barbarossastraße und Ahornstraße. Auf dem Kaßberg befindet sich auch das Elternhaus von Marianne Brandt, der wohl bedeutendsten deutschen Metallgestalterin (Bauhaus). In den öffentlich zugänglichen Studienräumen befindet sich ein Archiv zur Arbeit der renommierten Künstlerin.

Fassade eines Hauses in Chemnitz-Kaßberg

Schmidt/Chemnitz TourismusUnbedingt ansehen sollte man sich auch das Neue Rathaus. Es wurde bei den Luftangriffen 1945 verschont, das Alte Rathaus und die dahinterliegende Jakobikirche leider nicht. Das Alte Rathaus wurde wieder aufgebaut. Rein äußerlich wirkt es heute deshalb »frischer und neuer« als das Neue Rathaus. Die Kostbarkeiten im Inneren des Doppelrathauses, wie die Gemälde von Max Klinger und Neo Rauch, können im Rahmen einer Rathaus- und Turmführung erkundet werden.

Ist! der! groß! – das Karl-Marx-Monument

Mehr als nur einen Hauch SED und DDR spürt man dagegen, wenn man vor dem Karl-Marx-Monument steht. Dazu muss man wissen: Chemnitz und Karl Marx, das war lange Zeit eins. Denn sage und schreibe 37 Jahre lang (1953-1990) trug Chemnitz den Namen Karl-Marx-Stadt. Das fanden die Einwohner der Stadt aber nicht gut. In einer Bürgerbefragung stimmten sie 1990 mit deutlicher Mehrheit dafür, dass die Stadt wieder Chemnitz heißen sollte.

Der riesige Koloss gilt heute als »Must see« in Chemnitz. Das Monument ist etwas mehr sieben Meter hoch und wiegt rund vierzig Tonnen. Ganz schön wuchtig.

Karl-Marx-Monument in Chemnitz

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Seit 1971 prägt die Portraitbrüste das Bild in der Chemnitzer City. Über die Schönheit des Denkmals lässt sich sicher streiten. Auch in Chemnitz war man sich eine Zeit lang nicht so sicher, ob das Monument nicht besser entfernt werden sollte. Das ist aber heute Schnee von gestern. Heute ist man ziemlich stolz auf dieses weltweit einzigartige Monument. Die Heerscharen von Touristen, die dazu noch allen möglichen Ramsch und Nippes kaufen, scheinen den Chemnitzern recht zu geben.

Theaterplatz mit Oper und König-Albert-Museum

Der Theaterplatz gilt als schönster Platz der Stadt. Er wird flankiert vom König-Albert-Museum, Opernhaus, der St. Petrikirche und dem Hotel Chemnitzer Hof. Der Theaterplatz ist noch gar nicht so alt,  zwischen 1906 und 1909 wurde er angelegt. Erst danach wurden das Opernhaus und das König-Albert-Museum gebaut.

Theaterplatz in Chemnitz bei Dämmerung

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Wer mit dem Zug anreist und den Hauptbahnhof verlässt, landet vermutlich als Erstes auf dem Theaterplatz. Für viele ein schöner Platz, um Fotos von den historischen Bauten zu schießen oder um ihn einfach nur auf sich wirken zu lassen. Aber wenn man schon einmal da ist, sollte man unbedingt das König-Albert-Museum besuchen. Es beherbergt über 60.000 Exponate; unter anderem die zweitgrößte Sammlung von Werken Schmidt-Rottluffs. Er war Mitbegründer der expressionistischen Künstlervereinigung »Brücke«.

Ab ins Grüne: Burg Rabenstein, Tierpark und Kletterwald

Wer in Chemnitz verweilt, sollte unbedingt den Westen der Stadt besuchen. Dort befindet sich nämlich die kleinste sächsische Burg. Sie trägt den schönen Namen Burg Rabenstein.

Burg Rabenstein in Chemnitz

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Sie ist ein populäres Ziel für Tagesausflügler und liegt in der sogenannten Chemnitzer Entspannungsoase – hier gibt es viel Wald inklusive Tierpark, Wildgatter und Kletterwald, Stausee und Felsendome.