Sie bringen Gedeih und Verderb, vernichten Landschaften und hinterlassen fruchtbare Böden. Vulkane faszinieren die Menschen seit jeher. Heute sind sie im wahrsten Sinne Touristen-Hotspots – deren Besuch allerdings gewissen Regeln unterliegen.
Ätna, Italien
Wenn man in Europa über berühmte Vulkane spricht, dann denken viele wohl zuerst an ihn: den Ätna auf Sizilien. Das zwiespältige Verhältnis, das die Menschen zu Vulkanen haben, trifft auch auf »Mamma Etna« zu, wie die Sizilianer ihren lavaspeienden Berg im Nordosten der Insel liebevoll nennen. Catania, heute mit über 300.000 Einwohnern nach Palermo zweitgrößte Stadt der Insel und am Fuße des Ätna gelegen, wurde in der Geschichte nicht nur mehrfach bedroht, sondern einmal fast komplett bei einem Ausbruch zerstört – und wieder aufgebaut, wobei viel Lavagestein verwendet wurde, wie etwa an den Gebäuden an der Piazza del Duomo zu sehen.
Heute ist der Berg eine große Einnahmequelle für den Tourismus. Für Wintersportler gibt es sogar zwei kleinere Skigebiete. Der Klassiker ist aber eine Wanderung zu einem der vier Hauptkrater. Eine Seilbahn führt von dem Refugio Sapienza auf immerhin 2.500 Metern. Ab dort geht es unter der Leitung eines zertifizierten Bergführers weiter in Richtung des Gipfels auf über 3.300 Metern, zunächst ein paar Höhenmeter mit Spezialfahrzeugen, dann weiter zu Fuß.
Oben wartet eine bizarre Mondlandschaft – und der Blick in den Krater, wenn die Schwefeldämpfe nicht zu dicht sind. Der Ätna ist Europas höchster Vulkan. Kommerzielle Anbieter von Gipfelkrater-Trekking, aber auch Jeep-Touren sind zum Beispiel Go Etna oder Etna Unlimited. Wer noch nicht genug hat von Vulkanen, setzt zu den Liparischen Inseln über: Der Stromboli spuckt mit schöner Regelmäßigkeit Funken und Brocken. Auch der Vulcano röchelt und dampft schwefelig vor sich hin. Die Kraterwanderung ist ein Erlebnis auch für Wanderer mit durchschnittlicher Fitness.
Santa Ana, El Salvador
El Salvador ist das Land der Vulkane – mehr als 20 feurige Gipfel ragen in dem kleinsten Land Zentralamerikas empor. Der aktivste von ihnen ist der Vulkan Santa Ana, der mit knapp 2.400 Metern auch den höchsten Punkt des Landes bildet. Der Aufstieg ist anspruchsvoll, doch alle Mühen werden belohnt. Zunächst geht es durch Nebelwälder und vorbei an Fumarolen und alten Lavafeldern. Oben angekommen öffnet sich Gipfelstürmern der Blick in den Vulkankrater mit seinem smaragdgrünen Kratersee.
Gleich nebenan liegt der Vulkan Cerro Verde im gleichnamigen Nationalpark. Auch hier liegt ein spektakulärer See, der Coatepeque See. Hier kann man in grandioser Kulisse schwimmen, tauchen und Wasserskifahren. Sowieso: Ecuador ist ein Paradies für Naturliebhaber – und alles im Schatten der Vulkane.
Drei auf einen Streich: Wusstet ihr, dass der dritte Riese der Vulkane in El Salvador, der Vulkan Izalco, wegen seiner regelmäßigen Ausbrüche lange als Orientierung für Seefahrer fungierte?
Hawaii Volcanoes National Park, Hawaii
Wer an Vulkane und Urlaub denkt, dem wird womöglich schnell Hawaii in den Sinn kommen. Eine weite und teure Reise, aber eine spektakuläre. Denn kaum sonst wo kann in regelmäßigen Abständen beobachtet werden, wie glühende Lava ins Meer fließt. Allerdings können bei dem Naturschauspiel giftige Dämpfe entstehen, wie die Zivilschutzbehörde des US-Bundessstaates schon warnte. Deshalb also lieber ein bisschen Abstand halten, in einen Helikopter steigen und sich das Ganze aus der Luft ansehen.
Der ganze Archipel Hawaii ist vulkanischen Ursprungs. Höchster Vulkan ist der Mauna Kea, er ist inaktiv. Weil er sich unter dem Meeresspiegel aber in 5.400 Meter Tiefe reicht, wird er manchmal als der höchste Berg der Erde bezeichnet. Die beiden aktiven Vulkane befinden sich ebenfalls auf Big Island, der Hauptinsel der Kette: Mauna Loa und Kilauea. Mitte der Achtziger brach eine Zeit dauerhafter vulkanischer Aktivität an, die eine Menge Lava ans Tageslicht befördert hat.
Wem der Flug mit dem Heli zu fancy ist, kann den Kilauea Iki Trail nehmen. Dieser führt zu einem Aussichtspunkt, von dem aus der Blick zum Pu’u Puai atemberaubend ist. Es handelt sich um einen funkenspeihenden Minivulkan (»Schlackenkegel« in der Fachsprache), der sich während des Ausbruchs am Kilauea-Iki-Krater 1959 bildete.
Der gesamte Rundwanderpfad, der auch durch Regenwälder mit blühenden Ohiabäumen, ein nur auf Hawaii vorkommendes Eisenholzgewächs, und anmutigen Farnen führt, bedeutet einen zwei- bis dreistündigen Marsch. Höhepunkt, obwohl es dazu erst einmal bergab geht, ist der Abstieg in einen erloschenen Krater, wo die Erde noch warm ist und es manchmal aus Erdritzen dampft. Lohnenswert ist auch ein Abstecher zur Thurston Lava Tube, ein von Lava geformter unterirdischer Tunnel.
Iztaccihuatl, Mexiko
Dank seiner Beschaffenheit kann Mexikos dritthöchster Berg auch von Menschen bestiegen werden, die keine ausgewiesenen Alpinisten mit Pferdelungen sind, wenngleich das Vorhaben nicht unterschätzt werden sollte. Der Berg mit mehreren Gipfeln auf dem Rücken wird mit einer schlafenden Frau verglichen, wobei Iztaccihuatl im altmexikanischen Nahuatl »weiße Frau« bedeutet, was wiederum auf den Schnee in den Höhenlagen anspielt.
Der Iztaccihuatl ist ein erloschener Vulkan mit 5.286 Meter Höhe rund anderthalb Autostunden südöstlich von Mexiko-Stadt gelegen. Der Weg zum Gipfel erfordert zwar keine besonderen Kletter-Kenntnisse. Jedoch muss viel Zeit eingeplant werden, da er sich über mehrere Zwischengipfel zieht.
Wer eine Besteigung plant, steuert zunächst am besten den Ort Amecameca de Juárez auf 2.500 Metern an. Dort gibt es Unterkünfte. Mit dem Auto kann man auf maximal 3.900 Meter Höhe fahren, wo es einen letzten Parkplatz gibt. Von der Refugio #19 auf 4.780 Metern sind es zwar nur noch 550 Höhenmeter, doch ab da zieht es sich. Die Belohnung wartet oben mit dem besten Ausblick auf dem Zwillingsvulkan Popocatépetl (5.462 Meter). Er gibt als Schichtvulkan das Idealbild eines Vulkan ab. Beste Jahreszeit ist unser Winter zur örtlichen Trockenzeit. Geführte Aufstiege zum Iztaccihuatl etwa hier oder hier.
Snæfellsjökull, Island
Zwei Autostunden von Reykjavik entfernt liegt der Snæfellsjökull-Nationalpark auf der gleichnamigen Halbinsel im Westen des Landes. Auch der die bizarre Landschaft prägende Vulkan heißt Snaefellsjokull. Es ist der berühmteste Vulkan Islands. Das hat er nicht nur seiner guten Erreichbarkeit zu verdanken, sondern auch Jules Verne, der in seiner »Reise zum Mittelpunkt der Erde« den Krater als Einstieg zur Unterwelt beschreibt.
Der Gipfel liegt auf 1.446 Metern, bei klarer Sicht ist er sogar vom 120 Kilometer entfernten Reykjavik aus zu sehen. Bedeckt ist der Snæfellsjökull von einem Gletscher, der als Folge der Erderwärmung seit Jahrzehnten dramatisch schrumpft. In 50 Jahren könnte er ganz verschwunden sein, wie manche Forscher vorhersagen. Geführte Gletscherwanderungen werden angeboten (zum Beispiel hier oder hier).
Weil die Landschaft weiter oben aber schnee- und eisbedeckt ist, trifft man eher weiter unten auf vulkanische Spuren – etwa den Djúpalónssandur-Strand mit schwarzem Sand und skulpturhaften Lavaformationen oder den Saxhóll-Krater, ein nur 100 Meter hoher Mini-Vulkan wie aus »Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer«, auf den einfache Pfade führen und der neun Kilometer vom Fischerort Hellissandur unweit der Straße 574 liegt. Von oben blickt man auf weite Lavafelder und den Atlantik. Mehr Infos gibt es hier.
Cerro Negro, Nicaragua
In Nicaragua liegen mehr als 50 Vulkane. Der Cerro Negro ist einer der jüngsten und kleinsten des Landes, doch dafür einer der aktivsten. Deswegen lohnt die Wanderung auf den gut 700 Meter hohen schwarzen Hügel in jedem Fall, denn regelmäßig stößt der Feuerberg Schwefel aus. Der Weg führt außerdem vorbei an schönen Aussichtspunkten und Wildblumen, die am Fuße des Berges prächtig gedeihen.
Für den Abstieg wartet bei diesem Berg etwas ganz besonderes auf Abenteuerlustige: Auf Vulkansandpisten lässt es sich den Berg hinunterflitzen – beim Vulkan-Surfen! Ein Riesenspaß!
Piton de la Fournaise, La Réunion
La Réunion, der Außenposten Frankreichs im Indischen Ozean ist eine Vulkaninsel. Höchste Erhebung ist der Pinon de la Fournaise, heute gut 2.600 Meter hoch und einer der aktivsten Vulkane der Erde. »Der Vulkan furzt« (»le Volcan pète«), sagen die Einheimischen, wenn mal wieder ein Ausbruch geschieht. Ähnlich wie auf Hawaii bahnt sich dünnflüssige Lava dann nicht selten den Weg bis ins Meer. Zuletzt gab es 2007 eine heftige Eruption. Millionen von Kubikmetern Lava flossen in den Ozean. Ein schwarzsandiger Strand entstand, der Gipfelkrater stürzte ein, der Kraterboden sackte um 300 Meter ab.
Schon die Wanderung über Lavafelder entlang der Klippen an der Südostküste ist beeindruckend. Auf dem Weg zum Gipfel kommen Wanderer durch die Mondlandschaft »Plane des Sabres«. Bald baut sich der Piton majestätisch vor ihnen auf. Der Weg nach ganz oben ist in jedem Fall tagesfüllend. Festes Schuhwerk ist am lebenden Berg ein Muss, vor allem auf dem Kraterrand kann das Geröll ins Rutschen kommen. Die Brandgefahr kommt allerdings von oben – die Sonneneinstrahlung. Wer sich dem Berg aus der Vogelperspektive nähern möchte, bucht einen Helikopterflug.
Pico del Teide, Spanien
Spaniens höchster Berg liegt auf Teneriffa. 3.718 Meter ist der Pico del Teide hoch. Und auch er kann von normal fitten Menschen erwandert werden. Mehrere beschilderte Pfade führen nach oben. Wildhüter achten darauf, dass man nicht vom rechten Weg abkommt. Auf 3.260 Metern, oberhalb der gigantischen Caldera de las Cañadas mit einem Durchmesser von 17 Kilometern, befindet sich die Schutzhütte Refugio de Altavista.
Wer nicht zu Fuß aufsteigen möchte, kommt mit der Seilbahn. Die Bergstation liegt nur 150 Höhenmeter unterhalb des Gipfels.
Nicht verpassen sollten Besucher eine geologische Spezialität: die Roques de Garcia, eine Anhäufung bizarrer Felstürme aus vulkanischem Gestein, darunter der Roque Cinchado, der Finger Gottes, der als Wahrzeichen Teneriffas gilt. Das kleine Naturwunder inmitten der weitläufigen Kraterlandschaft befindet sich ein paar Kilometer von der Seilbahn-Talstation entfernt. Mehr Infos gibt es hier.
Irazú, Costa Rica
Costa Ricas höchster Vulkan liegt unweit der Hauptstadt San José: 3.432 Meter ragt der Irazú empor, ein wunderschöner, türkis-grüner Schwefelsee in seinem Inneren. Wer Glück hat, kann bei gutem Wetter vom Gipfel aus sowohl den Pazifik als auch das Karibische Meer sehen.
Doch das kleine Costa Rica hat viele weitere eindrucksvolle Vulkane zu bieten. Einer unserer Lieblinge ist der vielbesuchte Vulkan Poàs. Bis zu 40 Mal bricht er am Tag aus. Zwei Kraterseen lassen sich hier erkunden, und außerdem gibt es eine Aussichtsplattform, von der aus man 300 Meter tief ins Kraterinnere blicken kann!
Wer es klassisch und unberührt mag, dem empfehlen wir den Vulkan Arenal im Norden des Landes. Der perfekte Kegel ragt aus dem Dschungel empor. Bei Wanderungen lassen sich erkaltete Lavaströme und 70 Meter hohe Wasserfälle erkunden!