Ein majestätischer Palast, zwei prachtvolle weiße Löwen und Aussichten auf Tage, die nie enden. reisen EXCLUSIV-Autorin Simone Sever hat während der Weißen Nächte im Four Seasons Lion Palace im russischen St. Petersburg eingecheckt.
Während ich die fünf Stufen an den Löwen aus weißem Marmor vorbeischreite, würde es mich in keiner Weise wundern, stiege Zar Alexander I. aus einer Kutsche. Es kommt anders. Beim Eintritt in das Four Seasons Lion Palace, meinem Zuhause für die nächsten Tage und Nächte, wird fix und digital im Vorbeigehen meine Temperatur am Handgelenk gemessen. Wir schreiben das Jahr 2021.
Marmor, Stuck und Gold
Die zeitlose Eleganz des Löwenpalastes spiegelt sich bereits im marmornen Boden der Empfangshalle, die mit ihren Ornamenten versucht, alle Blicke auf sich ziehen, doch es gibt noch mehr Schönes zu bestaunen. An der Rezeption verzaubert sogleich ein Gemälde des schneeumstöberten Prachtgebäudes. Ein gigantisches Blumenarrangement mit Pfingstrosen, Hortensien und Lotosblumen verströmt einen floralen Duft und setzt satte Farbakzente. Die Grand Staircase, Gewölbedecken, Granitsäulen, Marmor, Stuck, Gold … welch’ eine Pracht!
Terrassenzimmer mit Aussicht
Schon öffnet sich die schwere Zimmertür aus warmem Walnussholz zu meinem Terrassenzimmer 521 im fünften Stock. Ein baldachingekröntes Kingsizebett dominiert den Raum, der in seiner eleganten Mischung aus europäischem Stil und russischem Flair überzeugt und mit seinen technischen Details durchaus im 21. Jahrhundert angekommen ist. Auf einem der hochbeinigen Nachtschränke steht eine B&O Bluetooth-Box bereit, mir den Sound meiner Reise zu spielen: Vivaldis »Sommer« der »Vier Jahreszeiten«. Was auch sonst!
Von meiner großzügigen Terrasse, die mich ab dem Nachmittag mit Sonne verwöhnt und mir zudem einen Blick auf die goldene Kuppel der Isaakskathedrale erlaubt, beobachte ich das rege Treiben der Parkgänger im Alexandrovsky Garten. Der Sommer in St. Petersburg spielt sich unter freiem Himmel ab. Die Newa, der breite Strom, der täglich von unzähligen Ausflugsbooten befahren wird, durchfließt das Venedig des Nordens und ist nur einen kleinen Spaziergang entfernt. Überhaupt ist die Lage des Löwenpalastes optimal zentral. Der Newski Prospekt, die achtspurige Einkaufsstraße, ist in nur wenigen Minuten zu Fuß erreichbar. Zur Ermitage, einem der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt, sind es nur wenige Schritte. Bliebe man, so wird erzählt, nur eine Minute vor jedem Kunstwerk stehen, bräuchte es drei Jahre, um alles zu bestaunen.
Kultur mit zweierlei Kaviar
Wer auf Reisen in Russland unterwegs ist, der wird um Kunst, Kultur und auch Kaviar kaum herumkommen. Ein leichtes Lunch in der »Tea Lounge« des Four Seasons Hotels mit Kaviarverköstigung, dazu ein Glas Champagner … und zur kompletten Entspannung wartet dann das Black Caviar Facial Treatment im hauseigenen Spa. Eine kleine Runde im Pool, bevor es langsam Zeit wird, vor die Tür zu gehen. Die Concierge des Four Seasons Lion Palace hat Karten für das Mariinsky, das älteste Theater der Stadt, besorgt. Maria Khoreva, eine 21-jährige Ballerina, glänzt als Raymonda im gleichnamigen Ballett, das übrigens am 7. Januar 1898 in eben jenem Theater seine Uraufführung feierte.
Danke für den Fisch!
Zurück zu Hause im Hotel. Ein Drink an der »Xander Bar«. Dort treffe ich Head Mixologist Taras Zavalnyuk. Wer direkt an der Bar Platz nimmt, kann, während die Nase tief in die außergewöhnliche Cocktailkarte eintaucht, den Geschichten von Taras lauschen. Als Taras noch ein kleiner Junge war, so erzählt er, besuchte er eines Tages zum Frühlingsanfang mit seinem Vater den Markt und der Duft frischer Gurken kitzelte ihre Nasen, obgleich es gar keine Gurkenzeit war. Vater und Sohn nahmen die Spur auf und fanden heraus, dass ein kleiner Fisch, der Koryushka, den Geruch der Gurken verströmte. Der Frühlingsdrink – natürlich stehen die vier Jahreszeiten im Fokus – in der »Xander Bar« leuchtet gurkengrün und heißt wie der kleine Fisch.
Eine Ballerina zum Anbeißen
Beschwingt vom wohlschmeckenden Koryushka und weil die Sonnenuntergänge in St. Petersburg besonders an der Newa so eindrucksvoll sein können, spaziere ich am Flussufer entlang, überquere die Schlossbrücke, um an den Rostra-Säulen auf der Wassili-Insel eine ganz andere Tanzdarbietung als während der Ballettvorstellung erleben zu dürfen. Es haben sich Swing-, Salsa- und Bachata-Fans zusammengefunden. DJs legen auf und während die Sonne den Himmel mit dramatischen Rot- und Orangetönen befeuert, tanzt man in St. Petersburg in die Weißen Nächte hinein.
Es ist weit nach Mitternacht und immer noch hell. Zu meiner freudigen Überraschung finde ich einen rosafarbenen Strauß Blumen und eine schokoladene Ballerina mit Tutu aus rosa Esspapier in meinem Zimmer. Spasiba Bolshoi! Vielen Dank. Meine Musikbox spielt inzwischen Salsa. An Schlaf ist noch lange nicht zu denken, die Zimmerterrasse genau der richtige Ort, um die Sommernacht nicht enden zu lassen. Irgendwann, ganz spät – oder früh – fallen mir dann doch in meinem thronähnlichen Bett die Augen zu.
Der perfekte Ort
Es hat geklingelt. Ein gedeckter Frühstückstisch wird auf meine Terrasse gerollt: Eggs Benedict, frisch geschnittenes Obst, das so fruchtig schmeckt, als wäre es das erste Obst meines Lebens. Tee, Kaffee, Champagner … der Start in einen weiteren Tag muss noch etwas warten. Es ist einfach zu schön auf meiner Terrasse, die ich am liebsten gar nie wieder verlassen mag.
Zwei Personen im Premium Terrace Room im Four Seasons Hotel Lion Palace ca. 337€.
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