Köstlichkeiten von der französischen Atlantikküste

Niniches, Grenier médocain und Gralaïe sagen euch nichts? Dann wird es höchste Zeit für eine kulinarische Reise entlang der französischen Atlantikküste: sechs Leckereien, die es so nur an Frankreichs Küste gibt.

Tradition, Passion und eine extra Portion Liebe sind es, was die französische Küche auszeichnet. Kein Wunder, dass die Unesco bereits 2010 die Kochkünste unserer Nachbarn mit dem Titel des immateriellen Kulturerbes bedacht hat. Das macht neugierig! Denn tatsächlich bietet die französische Küche mehr als nur Baguette, Crêpe Suzette und Escargots. Gerade an der Atlantikküste verbergen sich kulinarische Schätze, die noch nicht über die Landesgrenzen hinweg bekannt sind. Wir tauchen ein in die Aromen und Geschmäcker des Atlantiks, von La Baule-Guérande im Norden bis nach Hendaye an der spanischen Grenze. Von zuckrig-weichen Lollis über Muscheln mit Pinienaroma bis hin zu Napoleons Lieblingskuchen ist alles dabei. Wir verraten euch sechs Leckereien, die es so nur an Frankreichs Küste gibt!

simonbourcier.com

Gralaïe: Bohnen aufs Brot

In der Vendée ist Bohnenbrot eine wahre Delikatesse! Im Osten Frankreichs wird nämlich bereits seit dem 16. Jahrhundert die Bohnensorte »Mogette« angebaut, die ihre Wurzeln in Südamerika hat. Diese besonders milde Bohne wird gemeinsam mit etwas Knoblauch auf ein gegrilltes Brot gestrichen – und schon ist die »Gralaïe« fertig. Die kleine Köstlichkeit war ursprünglich eine Idee der Katholiken in Vendée, um die fleischlosen Freitage zu überbrücken. Das Gericht mit der Hülsenfrucht ist nicht nur wahnsinnig nährreich, sondern auch noch perfekt für Vegetarier geeignet.

Kulinarik in Frankreich an der Atlantikküste: Gralaïe

Amandine Da Silva/OT Saint/Jean de Monts

Neugierig geworden? Einer der besten Orte, um die Gralaïe zu probieren, ist das beliebte Restaurant »L’Etage« in La Tranche sur Mer. Aber auch sonst finden sich entlang der Küste zahlreiche Variationen und Neuinterpretationen des klassischen Gerichts.

Gâteau Basque: Kuchen mit kaiserlichem Siegel

Der Legende nach waren es Napoleon III. und seine Gattin, denen der baskische Kuchen seine Popularität verdankt. Sie entdeckten den Gâteau Basque auf dem Markt von Bayonne und waren begeistert von dem süßen Gebäck. Auch wenn der baskische »etxeko bixkotxa« auf eine lange Tradition zurückblickt, hat er an Beliebtheit bis heute nichts verloren.

Destination Côte Atlantique/F. Makhlouf

Doch ein bisschen verändert hat er sich schon: Während er in den Anfangstagen oft nur mit einfachen Zutaten wie Ei, Mehl und Butter gebacken wurde, gibt es ihn heute mit Füllung zu erwerben. Dabei sind sich Kenner nicht ganz einig, ob nun Kirsche oder doch Konditorcreme die ideale Ergänzung zum Biskuit ist. Noch umstrittener ist, wer den besten Gâteau Basque der Region zubereitet. Der Kult um den Kuchen geht sogar so weit, dass ein Gütesiegel namens Eguzkia erfunden wurde, welches helfen soll, den Kuchen in seiner ursprünglichen Form zu erhalten.

Grenier médocain: Vorreiter der Nachhaltigkeit

In der Nähe der französischen Atlantikküste liegt das ländliche Gebiet Médoc. Während die Gegend heute eher für edle Rotweine bekannt ist, galt sie früher als Kornkammer der Stadt Bordeaux, auf Französisch Grenier. Gewöhnlich waren die Kornbauern nicht sehr wohlhabend und besaßen mit etwas Glück ein bis zwei Schweine. Beim Schlachten wurde also darauf geachtet, keine Reste übrig zu lassen. Deshalb fanden die Bauern kreative Möglichkeiten, das ganze Tier zu verwerten und kreierten das deftige Gericht »grenier médocain«. Bei der Suppe wird ein Schweinemagen bis zu fünf Stunden gekocht und mit Salz, Pfeffer und Knoblauch gewürzt. Früher wurde diese Mahlzeit häufig bei der Weinernte zubereitet, heute ist es eine populäre Vorspeise.

Médoc Atlantique Tourisme

Eclade de Moules: Muscheln im Pinienmantel

So habt ihr Muscheln sicherlich noch nie gegessen: Auf der französischen Insel Oléron werden Miesmuscheln fast wie ein Mosaik angerichtet und anschließend mit duftenden Piniennadeln bedeckt. Zu guter Letzt werden die Zweige angezündet. Diese Zubereitungsart sorgt für ein unvergleichliches Aroma und verleiht den Muscheln eine spezielle Konsistenz. Abgerundet wird das Ganze mit einem Hauch Knoblauchbutter. Bei einem Besuch im »Cabane Chez Mamelou« können Gäste bei der Zubereitung selbst Hand anlegen, bevor sie sich an die Verkostung wagen.

Destination Côte Atlantique/F. Makhlouf

Nicht erschrecken: Beim Essen der Muscheln färben sich die Finger durch den Ruß schwarz!

Pastis Landais: Getränk oder Gebäck?

Pastis kennen die meisten von uns als einen französischen Aperitif aus Anis, den die Franzosen gerne mit Wasser und Eis genießen. Der ist hier allerdings gar nicht gemeint. Pastis Landais ist nämlich anders als sein Namensvetter ein Kuchen und kein Getränk. Aus winterlichen Aromen wie Rum, Vanille und braunem Zucker entsteht eine luftig-weiche Süßspeise, die im Nordwesten Spaniens und Südwesten Frankreichs populär ist.

Kulinarik in Frankreich: der Pastis Landais

Destination Côte Atlantique/F. Makhlouf

Einer der Meister des Kuchens ist Konditor Patrice Lubet. Um seinen Pastis Landais zu perfektionieren, hat er fast ein ganzes Jahr lang an dem alten Familienrezept seiner Großmutter gefeilt. Für ihn eine Herzenssache, denn jedes Mal, wenn der Pastis frisch aus dem Ofen kommt, erinnert ihn der Duft an seine Kindheit.

Niniches: Nur für Süße!

Zuckersüß wird es am Atlantik! In Le Pouliguen bei La Baule werden seit 1937 Niniches hergestellt, eine Art länglicher Lolli mit weichem Kern. Dabei war es kein Franzose, der diese Spezialität des Departements Loire-Atlantique erfunden hat, sondern ein junger Spanier namens Manuel Ortiz. Heute findet man die bunten Lutscher fast an jeder Straßenecke. Zu unseren Favoriten gehören die Confiserie Mignon sowie das Chez Manuel. Eine perfekte Süßigkeit für einen entspannten Tag am Meer!

Übrigens: Etwas weiter im Landesinneren, in der Stadt Nantes, gibt es zwei Verwandte der Niniches zu kaufen. Die Zuckerbonbons Rigolettes und Berlingots stehen ihrem süßen Vetter in nichts nach. Hier erfahrt ihr mehr zu der quirligen Stadt Nantes!