Ob im Restaurant, Hotel oder Taxi – Trinkgelder sind fast überall üblich. Auch auf vielen Kreuzfahrtschiffen. Je nach Reederei unterscheiden sich aber die Gepflogenheiten. Das macht es nicht einfach, den Überblick zu behalten.

Eine Seefahrt, die ist lustig: Seit Jahren zählen Kreuzfahrten zu den beliebtesten Urlaubsarten der Deutschen. Wer sich für eine Reise mit dem Schiff erwärmen kann, für den steht nahezu die ganze Welt offen. Egal ob man auf der Suche nach einem sonnenverwöhnten Kurzurlaub im Mittelmeer, der Erkundung anderer Kulturen – etwa in der Karibikoder actiongeladenen Abenteuern auf dem Wasser ist, die Reisen der Kreuzfahrtschiffe dürften für jeden das passende Angebot bereithalten. Allerdings sind Kreuzfahrtreisen eher selten zum Schnäppchenpreis zu haben. Fahrten für einen dreistelligen Preis sind eher die Ausnahme. Und nicht selten landen am Ende der Reise Kosten auf Rechnung, die man womöglich nicht auf dem Schirm hatte: die Trinkgelder.

Denn der Spruch »Andere Länder, andere Sitten« trifft auch aufs Trinkgeld auf Kreuzfahrtschiffen zu. Während diese finanzielle Wertschätzung bei einigen Reedereien bereits im Reisepreis inkludiert ist, wird sie bei anderen extra berechnet. Wiederum andere Reedereien stellen es ihren Gästen frei, Trinkgeld zu geben. Das verursacht bei vielen Reisenden Verunsicherung. Kurzum: Es ist kompliziert.

Trinkgeld auf der Kreuzfahrt: Unübersichtliche Regeln

Grob gesagt lassen sich die Trinkgeldregeln der Reedereien in drei Kategorien einteilen: Die einen – vornehmlich Luxusreiseanbieter und deutsche Reedereien – speisen die Höhe der Trinkgelder bereits in ihre Preise ein. Das heißt: Die Trinkgelder sind im Pauschalreisepreis inbegriffen. Das hat allerdings nicht zur Folge, dass Trinkgelder verpönt sind. Im Gegenteil: »Wenn Sie außergewöhnlichen Service mit einem persönlichen Trinkgeld anerkennen möchten, können Sie am Abreisetag die Trinkgeldumschläge an der Rezeption dafür nutzen«, heißt es etwa bei AIDA.

Geldscheine im einem verschließbaren Glas

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Ähnlich kommuniziert TUI Cruises seine Trinkgeldphilosophie. An Bord, so lässt die Reederei wissen, müsse man sich »keine Gedanken um Trinkgelder machen, da sie schon im Reisepreis enthalten sind«. Aber natürlich habe man trotzdem die Möglichkeit, einer bestimmten Abteilung oder Person eine kleine Wertschätzung zukommen zu lassen: »Dazu finden Sie in Ihrer Kabine einen speziellen Trinkgeldumschlag, den Sie bei uns an der Rezeption abgeben können, damit wir ihn an die Person oder Abteilung weitergeben können.«

Wenn das Trinkgeld automatisch auf der Bordrechnung landet

Andere Reedereien, vornehmlich die Big Player aus den USA, berechnen das Trinkgeld automatisch auf die Bordrechnung. Dabei wird meist mit Tagessätzen gearbeitet. Carnival Cruise Line etwa berechnet 16 US-Dollar pro Tag, Celebrity Cruises und Royal Caribbean International 18, Norwegian Cruise Line gar 20. Wer sich besonders luxuriöse Suiten leistet, zahlt mitunter noch mehr. Aber das ist längst nicht alles: Auf die Rechnung an der Hotelbar, im Spezialrestaurant oder im Spa werden automatisch 15 bis 18 Prozent als Trinkgeld hinzugefügt. Immerhin: Bei fast allen Reedereien, die mit Tagespauschaltrinkgeldern arbeiten, können Passagiere die Höhe des Satzes nachträglich korrigieren. Das aber ist unüblich – und nicht so einfach. Oft muss in einem solchen Fall ein guter Grund dafür angegeben werden, etwa ein schlechter Service.

Seabourn Kreuzfahrten Kaviar-Picknick im Wasser

SEABOURN

Dass das in der Praxis dennoch versucht wird, liegt auf der Hand. Denn nicht wenige Passagiere, vor allem jene, die nicht vom »Trinkgeld-Kontinent« Nordamerika kommen, empfinden die automatische Belastung als übergriffig und versteckte Preiserhöhung. Die Reedereien dagegen argumentieren, dass mit den Pauschalen das gesamte Personal vom Trinkgeld profitiere. Also auch jene Mitarbeiter, die üblicherweise keinen Kontakt zu den Reisenden hätten, etwa solche in der Wäscherei oder der Küche.

Einige Reedereien stellen es ihren Gästen frei

In die dritte Kategorie schließlich fallen jene Reedereien, die es ihren Gästen freistellen, ob sie während oder nach der Kreuzfahrt Trinkgeld geben wollen oder nicht. Dazu gehört neben Hansa Touristik, Phoenix und Ponant die Reederei Hapag-Lloyd Cruises. Sie schreibt: »An Bord sind Trinkgelder nicht obligatorisch. Die Anerkennung einer besonders guten Leistung ist jedem Gast freigestellt. Wenn Sie der gesamten Besatzung etwas zukommen lassen möchten, spenden Sie gern in die Crewkasse an der Reception.« Phoenix dagegen nennt konkrete Trinkgeldhöhen: »Wenn Sie mit dem Service zufrieden sind, mag als Richtlinie ca. € 5–7 pro Tag/Gast gelten.«