Die Lufthansa ändert ihre Regeln für ihr Vielfliegerprogramm »Miles & More«. Statt Meilen werden ab dem Jahr 2021 Punkte vergeben. Leichter und transparenter soll das Sammelsystem künftig werden, verspricht die Lufthansa. Stimmt das?

Die Spatzen pfiffen es schon einige Tage zuvor von den Dächern, am 18. November dann bestätigte Deutschlands Airline Nummer 1 die große Reform: »Lufthansa Group bietet zukünftig das einfachste Vielfliegerprogramm aller Zeiten«, kündigte die Lufthansa selbstbewusst auf ihrer Website an. Die Rede ist von »Miles & More«, dem Kundenprogramm der Lufthansa. Rund 35 Millionen Menschen sind Mitglied des Programms, davon leben etwa 10 Millionen in Deutschland.

Gratisflüge, Upgrades oder Sachprämien für die gesammelten »Miles & More«-Meilen

Mit dem Programm belohnt die Lufthansa die Treue ihrer Kunden. Wer viel mit der Lufthansa oder ihren in der Luftfahrtallianz Star Alliance verbündeten Airlines fliegt, wird belohnt. Wer genug Meilen gesammelt hat, kann diese gegen Gratisflüge, Upgrades oder Sachprämien eintauschen. Aber man muss nicht unbedingt in den Flieger steigen, um Meilen bei »Miles & More« zu sammeln. Das geht auch bei Hotelübernachtungen, beim Buchen eines Mietwagens oder beim Abschluss eines Telekommunikationsvertrages oder Zeitschriften-Abos – um nur einige zu nennen. Dort gibt es allerdings nur Prämienmeilen. Keine Statusmeilen.

Mann hält Miles & More Karte beim Einschecken in der Hand

Miles & More

Wer in den Genuss eines privilegierten Status bei der Lufthansa kommen möchte und zum Beispiel einen exklusiven Zugang zu den Airline-Lounges erhalten möchte, muss viele Statusmeilen sammeln. Prämienmeilen nutzen da nichts. Und Statusmeilen lassen sich nur durch viele Flüge sammeln. Wer ausreichend häufig fliegt und sich geschickt bei der Ticketbuchung anstellt, erlangt irgendwann den Status »Frequent Traveller«, kurz FTL genannt. Hat man den Status einmal inne, darf man die Business-Class-Schalter zum Check-in und die Business Lounges nutzen und mehr Freigebäck aufgeben.

Wer noch mehr fliegt, kommt irgendwann in den Genuss, den »Senator«-Status zu ergattern. Damit gibt es dann einen First-Class-Check-in, Priority Boarding und Zutritt zu den exklusiven Senator Lounges.

Eingang Lufthansa Senator Lounge

Shanti Hesse/Shutterstock.com

Das höchste der Gefühle bei »Miles & More« ist freilich die »HON«-Mitgliedschaft. »HON« steht für »Honorary«. Damit darf man in die First Class Lounges und wird sogar mit der Limousine abgeholt. Mehr Exklusivität geht nicht.

Aus Statusmeilen werden Punkte

Seit Bestehen des Programms geht es daher bei vielen »Miles & More«-Mitgliedern häufig um die Frage, wie sich der begehrte Status am leichtesten ergattern lässt. Mittlerweile gibt es Dutzende Blogs und Reisebüros, die sich darauf spezialisiert haben, wie sich die Meilen am leichtesten sammeln und am effektivsten einlösen lassen. Selbst Experten sagen: Das ist mittlerweile eine Wissenschaft für sich. Die Undurchsichtigkeit des eigenen Programms dürfte auch der Lufthansa zunehmend Kopfschmerzen bereitet haben. Denn Intransparenz ist kein Kundenmagnet.

Nun also die Reform. Alles soll ab dem 1. Januar 2021 leichter und transparenter werden. Beispiel Sammeln von Meilen: Die Höhe der gesammelten Statusmeilen hängt heute von mehreren Faktoren ab. Fliegt man innereuropäisch, sammelt man abhängig von der Buchungsklasse und Airline feste Meilenwerte. Für alle anderen Flüge werden Airline, Buchungsklasse und Entfernung als Berechnungsgrundlage herangezogen. Das ist ziemlich tricky; ein Verfahren, bei dem kaum noch jemand bei der Buchung durchblickt.

Mann sitzt auf Sofa und schaut in Laptop-Bildschirm

LinkedIn Sales Navigator

Damit es 2021 vorbei. Aus den Statusmeilen werden Punkte. Deren Berechnung wird in der Tat deutlich vereinfacht, weil dann nur noch nach Kurz- oder Langstrecke und der jeweils gebuchten Reiseklasse unterschieden wird. Für Economy-Flüge innerhalb Europas wird es 5 Punkte geben, für einen First-Class-Flug auf der Langstrecke 70 Punkte. Aber, ganz wichtig: Mindestens die Hälfte der gesammelten Statuspunkte muss mit Airlines der Lufthansa-Gruppe erflogen werden. Wer also in die USA fliegt, sollte dies in Zukunft besser mit der Lufthansa, der Swiss oder Austrian Airlines tun statt beispielsweise mit Star-Alliance-Partner United.  Für den »Frequent Traveller« braucht man ab 2021 dann 160 Punkte, für den Senator- 480 Punkte und für den HON-Status 1.500 Punkte.

Schnäppchenjäger und Frühbucher sind Gewinner der Reform

Gewinner der Reform dürften vor allem diejenigen werden, die ihr Ticket früh zu einem günstigen Preis buchen. Denn diejenigen bekommen ab 2021 genauso viele Punkte gutgeschrieben wie diejenigen, die für denselben Flug in derselben Reiseklasse das Dreifache bezahlt haben. Das ist bisher anders. Wer teure Tickets kauft, bekommt in der Regel deutlich mehr Meilen gutgeschrieben als derjenige, der sein Ticket zum Dumpingpreis erworben hat.

Eine weitere Änderung im »Miles & More«-Regelwerk dürfte dagegen für Unmut bei den Mitgliedern sorgen. Ein einmal erlangter Vielflieger-Status – wie zum Beispiel der »Frequent Traveller«-Status – ist ab 2021 nur noch ein Jahr gültig. Bisher waren das zwei Jahre. Das heißt, in Zukunft kann man sich nicht mehr auf den Status ein Jahr lang »ausruhen«, sondern muss noch im laufenden Jahr ausreichend fliegen, um den Status auch im kommenden Jahr zu behalten. Eine Verschlechterung also.