Belgrad ist nicht nur was für Partyhühner, die auf der Suche nach dem besonderen Kick sind. Auch Hotel-Liebhaber, auf der Suche nach einem architektonischen Bonbon, finden etwas Feines: das Radisson Blu Old Mill Hotel. Es ist ein phantastisches Beispiel dafür, wie aus Altem etwas wunderbar Neues gezaubert wurde. 

Manch einer in Belgrad staunte nicht schlecht, als in den vergangenen Jahren renommierte Zeitungen und Magazine aus dem Ausland ein Füllhorn nach dem anderen über die serbische Hauptstadt ausschütteten. Der Grund für die Schmeicheleien, manche waren gar peinlich berührt ob der Lobhudeleien: das Nachtleben und die kreative Szene der Stadt. Die nämlich, so  die »Vogue«, der »Guardian« und die »New York Times« unisono, seien aufregend, inspirierend und hip. Ein Vergleich zu einer anderen europäischen Großstadt, die die schwere Bürde der Vergangenheit ebenfalls erfolgreich abgestreift hat und heute Trendreisemetropole für die Freigeister, Hipster & Co. ist, ließ nicht lange auf sich warten: »Is Belgrade the new Berlin

Selfie-Mania in der Lobby des Radisson Blu Old Mill Hotel

Konstantin Buhr weiß natürlich um diesen Hype. Wirklich unglücklich ist er darüber nun nicht. Denn der 40-jährige Designer und Architekt hat in Belgrad ein feines Plätzchen zum Übernachten für all jene erschaffen, die den Hype um Serbiens Hauptstadt auf den Grund gehen möchten: das Radisson Blu Old Mill Hotel im Stadtteil Senjak. Buhr, leger in Jeans und Hemd gekleidet, steht in der lichtdurchfluteten Lobby des Hotels.

Nebenan amüsiert sich eine Gruppe junger Leute. Sie halten ihr Handy hoch, um ein paar Selfies zu schießen. »Smiiiiile«. Knips. Arme nach oben gerissen. Knips. Victory-Zeichen. Knips. »All together now«. Knips. Buhr lächelt zufrieden. Wenn die Lobby eines Hotels ein Ort des Zusammenseins, des gemeinsamen Spaßhabens ist, ja, dann hat der Innenarchitekt des Hotels vermutlich eine Menge richtig gemacht.

Rezeption im Radisson Blu Old Mill Belgrad

Frank Störbrauck

2011 war dieser Ort nur ein Schatten seiner selbst

Im Frühjahr 2011 sah es hier noch ganz anders aus. Ein Schlachtfeld hatte man damals vorgefunden. In Schutt und Asche lag dieser Ort. Alles war grau und schwarz. Es waren die Überreste einer alten Dampfmühle, die zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts an dieser Stelle ihren Dienst verrichtete.

Radisson Blu Old Mill Hotel Belgrade: Vor den Restaurierungsarbeiten 2011

Aleksandar Rados

Die Hotelgruppe Rezidor, der unter anderem die Radisson-Häuser gehören, sah in dem Industriedenkmal eine Chance. Die Chance, eine Duftmarke in der serbischen Hotellerie zu setzen. Und so machte sich Konstantin Buhr an die Arbeit. Vier Jahre lang pendelte er zwischen seinem Wohnort Berlin und Belgrad und wachte mit Argusaugen über die Restaurierungsarbeiten. Herausgekommen ist zur Eröffnung im Dezember 2015 ein Designhotel, das den Spagat zwischen Erinnerung an die Industriearchitektur und einem erfrischenden Urban-Living-Stil famos meisterte.

»Wir wollten natürlich so viel wie möglich von der alten Dampfmühle erhalten«, erläutert Buhr.

Das ist gelungen, vor allem in der Lobby. Ein Teil der Wand ist mit original Ziegelsteinen aus der guten alten Dampfmühlen-Zeit bestückt. Gleiches gilt für die Pflastersteine auf dem Platz vor dem Gebäude. Besonders ins Auge fallen die wellenförmigen Lamellen aus Gipsbeton, die weite Teile der Lobby zieren. Sie seien, so Buhr, eine Hommage an die beiden Belgrad durchquerenden Flüsse Save und Donau. Auch schön: der auf den schneeweißen Lobby-Tischen liegende Kupferüberzug, der dem Haus gleich im Eingangsbereich eine edle, stylische Komponente verleiht.

Lobby des Radisson Blu Old Mill Hotel in Belgrad

Radisson Blu

Gebürstete und gebeizte Bettrahmen aus Fichtenholz in den Zimmern

Das innenarchitektonische Feuerwerk im Radisson Blu Old Mill Hotel setzt sich fort in den 236 Gästezimmern, 14 davon Suiten. Ins Auge fällt der dunkle gebürstete und gebeizte Bettrahmen aus Fichtenholz. Er harmoniert wunderbar mit dem Fußboden aus Parketteiche und der Ziegelwand. Licht spendet unter anderem eine über dem Schreibtisch schwebende Designlampe von Tom Dixon. Richtig kunstvoll wird es in den Aufzügen. Dort sind die Wände mit Kupfer-Ellipsen überzogen. Mit etwas Phantasie erkennt man das Muster eines alten Zahnrades – die Dampfmühle lässt grüßen. Wer etwas Geld in die Hand nimmt und sich ein Business-Class-Zimmer, eine Executive-Sutie oder eine Old-Mill-Suite gönnt, dem gewährt das Haus Zugang zur »Executive Lounge«. Dort gibt es leichte Snacks, Gratis-Getränke und – als Highlight zur musikalischen Einstimmung in den Abend – einen Plattenspieler samt Vinlyscheiben.

Rooftop-Party auf dem BIGZ

Ein weitaus coolerer Ort freilich, um den Mythos vom Belgrader Nachtleben auf den Grund zu gehen, ist gleich nebenan beheimatet. Die Rede ist vom BIGZ – das ist ein grauer, wuchtiger, siebenstöckiger Bau; geboren in einer Zeit, als Belgrad noch Dreh- und Angelpunkt Jugoslawiens war. Am Wochenende finden auf der Dachterrasse des heute überwiegend als Kulturzentrum genutzten Gebäudes Rooftop-Partys statt. Belgrads alternative Szene, Künstler, Freischaffende und Partysüchtige also, tanzen hier oben zu Daft Punk, Coldplay & Co. Das Radisson Blu Old Mill Hotel hat das Potential dieses grandiosen Ortes erkannt. Auf Wunsch wird mal eben die Hotelbar und die Küche des hoteleigenen OMB-Restaurants auf das Dach des BIGZ-Gebäudes verlegt. Dann kann man von hier oben, die Stadt zu Füßen, bei einem Glas Prosecco auf die Gegenwart Belgrads anstoßen.

Blick von der Dachterasse des BIGZ in Belgrad

Frank Störbrauck

Oder lieber auf die des Radisson Blu Old Mill Hotel? »Herr Ober, bringen Sie doch bitte gleich zwei Prosecoo-Gläser.«

Anreise. Lufthansa und Air Serbia fliegen nonstop von Deutschland nach Belgrad. Wer nichts gegen einen Zwischenstopp hat, kann auch mit Austrian Airlines über Wien-Schwechat fliegen.

Hotel. Radisson Blu Old Mill Hotel, Bulevar vojvode Mišića, Beograd 11000, Tel. +381 11 6357357. Das Hotel bietet so ziemlich alle Annehmlichkeiten eines 4-Sterne-Hotels: kostenloses W-Lan, Business-Center, großzügiger Fitness-Raum, finnische Sauna und einen Limousinen-Service vom und zum Flughafen. Tipp: unbedingt mit Frühstück buchen. Das fällt üppig aus und stärkt wunderbar für den Start in den Tag.

Frühstücksbuffet im Radisson Blu Old Mill Hotel Belgrad

Frank Störbrauck

Vom Radisson Blu Old Mill Hotel bis zum Zentrum sind es rund drei Kilometer. Für eine Fahrt mit dem Taxi zahlt man zwischen € 5 und 7. Eine Übernachtung im DZ ist – je nach Saison – bereits ab € 70 zu haben. Weitere Informationen und Buchung hier.