Sie suchen Einsamkeit? Auf Hitze können Sie verzichten? Dann sollten Sie einmal eine Reise nach Finnmark in Erwägung ziehen. Die Region im Nordosten Norwegens ist ein Traum für Naturfreunde. Unser Reiseführer für die Finnmark. Text: Ralf Johnen
Info und Lage: Die Finnmark ist Norwegens nördlichster und zugleich größter Verwaltungsbezirk. Mit einer Fläche von fast 50 000 Quadratkilometern ist die Finnmark etwa 1,5-mal so groß wie Nordrhein-Westfalen. Anstelle von 18 Millionen Einwohnern leben hier nur rund 75 000 Menschen. Größte Stadt ist Alta mit knapp 12 000 Einwohnern (20 000 im Großraum).
Flugziel ist Alta
Anreise: SAS bietet von den meisten deutschen Flughäfen Verbindungen nach Alta an. Fast alle führen über Oslo, manchmal ist auch ein zweites Umsteigen in Tromsø erforderlich. In diesem Fall kann die Reise bis zu acht Stunden dauern. Wer rechtzeitig bucht, kommt allerdings mit einem Betrag von 200 bis 300 Euro aus. Auch Norwegian bedient die Strecke von Oslo nach Alta mehrmals täglich. Nach aktuellem Stand jedoch fliegt die Airline im Winter lediglich von Berlin und München nach Oslo.
Klima: In der Finnmark herrscht ein subpolares Klima. Vor allem in den Küstenregionen üben die Ausläufer des Golfstroms einen mildernden Einfluss aus. Das Meer bleibt an den meisten Stellen eisfrei, weshalb die Schiffe der Hurtigruten das gesamte Jahr über verkehren können. Auch im tiefsten Winter können in den Küstenorten vorübergehend Plusgrade erreicht werden, doch auch Temperaturen von –30 Grad sind keine Seltenheit.
Beste Reisezeit: Von Ende November bis Mitte Januar herrscht in der Finnmark die Polarnacht. Das bedeutet zwar nicht, dass es tagsüber komplett dunkel wäre. Dennoch aber versteht es sich von selbst, dass die helleren Monate Februar und März sich besser für einen winterlichen Trip durch die Finnmark eignen. Auch wenn für alle Outdoor-Aktivitäten Thermo-Anzüge gereicht werden, sollten Reisende sich gebührend auf die klimatischen Verhältnisse einstellen.
Mietwagen: Um die langen Strecken im Norden Norwegens absolvieren zu können, ist ein Mietwagen unumgänglich. Diese sind bei Avis oder Sunny Cars ab 450 Euro pro Woche inklusive Steuern, Gebühren und der meisten Versicherungen erhältlich. Auf Winterausrüstung (Spikes!) achten.
Unterkünfte: Tipps zum Schlafen in der Finnmark
Unterkunft: Trotz der dünnen Besiedlung und der Abgeschiedenheit der Finnmark ist die touristische Infrastruktur inzwischen sehr gut. Von Alta über Kautokeino und Karasjok bis nach Kirkenes an der russischen Grenze existieren moderne Hotels der beiden dominierenden Ketten Thon und Rica. Die Übernachtungen freilich sind nicht billig, weil Unterhalt und Versorgung in den entlegenen Regionen teuer sind und die norwegische Krone sehr hart ist. Je nach Ort liegen die Preise zwischen 120 und 250 Euro pro Nacht und Doppelzimmer.
Thon Hotel Kautokeino: Hier handelt es sich um ein modernes Haus der norwegischen Kette mit einigen Besonderheiten: Das Hotel wird von Samen geführt, das Personal trägt traditionelle Trachten. In den Wintermonaten wird draußen die weltweit einzige Eisminigolf-Halle aufgebaut, außerdem gibt es ein Open-Air-Kino mit Eisleinwand und eine Eisbar ‒ ein Erlebnis; www.thonhotels.com/de/hotels/lander/norwegen/kautokeino/thon-hotel-kautokeino.
Sorrisniva Igloo Hotel: Das Iglu-Hotel befindet sich etwa 20 Kilometer südlich der Stadt Alta am gleichnamigen Fluss. Das großflächige Iglu-Dorf wird in dieser Saison zum 16. Mal errichtet. Direkt daneben befindet sich ein modernes Gebäude mit beheiztem Restaurant und Sanitäranlagen ‒ niemand muss also frieren. Die Übernachtung in den konstant zwischen –4 und –7 Grad kalten Suiten ist ein frostiges Erlebnis. Wer sich jedoch in Wollunterwäsche einmal in den Daunenschlafsäcken befindet, kann es durchaus wonnig warm bekommen. Die Übernachtung mit Frühstück, Sauna (ab 7 Uhr morgens) und ggf. Bustransfer nach und von Alta kostet um die 250 Euro, www.sorrisniva.no.
Auf dem Tisch landet oft Rentier und frischer Fisch
Restaurants: Die Auswahl an Restaurants ist außer in Alta sehr überschaubar und beschränkt sich meist auf die angegliederten Hotelrestaurants. Zu den Spezialitäten gehören getrocknetes Rentier, Rentierbraten und frischer Fisch. Unbedingt probieren sollte man die ursprünglich aus Kamtschatka stammende Königskrabbe, die sich in weiten Teilen der Barentssee breitgemacht hat. Eine Besonderheit ist das Restaurant „Storgammen“ in Karasjok. Es gehört zum Hotel der Rica-Gruppe, das in dieser Niederlassung starke Einflüsse der samischen Kultur aufgreift. Das Restaurant ist Teil einer größeren Anlage, in welche die Samen ihre traditionelle Lebensform zeigen. www.rica-hotels.com/hotels/karasjok/rica-hotel-karasjok/dining.
Aktivitäten: Polarlichtjagd: Abendliche Touren mit Trygve Nygard und seiner Firma Glød. Ohne Erfolgsgarantie gehen die Expeditionsteilnehmer auf die Suche nach dem Polarlicht. Die Touren dauern viereinhalb bis sechs Stunden, die Teilnahme kostet knapp 180 Euro. Auf der Webseite befinden sich ausführliche Informationen über geeignetes Foto-Equipment. http://glodexplorer.no/en/hunting-the-northern-lights/public-tour.
Ein Tag mit einer samischen Familie: Die Tour ist buchbar über Liv Engholms Firma Turgleder, Preise auf Anfrage. Hier sind auch Hundeschlittentouren und mehrtägige Skilanglauf-Abenteuer buchbar, www.turgleder.com. Ihr Vater Sven Engholm ist elfmaliger Sieger des längsten Hundeschlittenrennens Europas, der »Finnmarksløpet«. Seine Pension bietet neben Übernachtungen in handgemachten Hütten auch Outdoor-Abenteuer, www.engholm.no.
Und sonst: Hundeschlittentour, Kathedrale, Shopping
Hundeschlittentour: Northern Lights Husky bietet Hundeschlittentouren von bis zu fünf Tagen Dauer an. Die kürzesten sind ab etwa 140 Euro pro Person buchbar, www.northernlightshusky.com.
Besuch der Nordlichtkathedrale: In Alta steht neuerdings eine extravagante Kirche mit Titanfassade und geschwungenem Turm. Das Bauwerk erinnert folglich an das Guggenheim-Museum in Bilbao, es kann zu wechselnden Öffnungszeiten besichtigt werden, www.nordlyskatedral.no.
Shopping: Ein einzigartiges Geschäft befindet sich mit »Juhls Silbergalerie« am Rande von Kautokeino. Hier haben Frank und Regine Juhl vor rund 50 Jahren mit der Ausübung des Silberschmiedens begonnen. Er ist Same, sie stammt aus Deutschland. Beide waren in einer Zeit, als Kautokeino noch ein winziges Dorf ohne Straßenanbindung war, moderne Abenteurer. Inzwischen hat das Paar hier ein kleines Imperium aufgebaut, wo samische Kulturgüter und Kunsthandwerk verkauft werden, www.juhls.no/german
Tipp des Autors: Ein individueller Trip in die winterliche Finnmark lässt sich gut kombinieren mit einer Schiffsreise auf den Hurtigruten. Besonders schön ist die drei Tage dauernde Strecke von Bodø nach Kirkenes. Unterwegs machen die Schiffe unter anderem Halt auf den Lofoten, in der Universitätsstadt Tromsø sowie in Honningvåg in unmittelbarer Nähe zum Nordkap. Der magische Trip durch die winterliche Arktis ist in der Außenkabine bei Doppelbelegung ab etwa 360 Euro zu haben. Voraussetzung freilich ist ein Transfer von Alta nach Bodø, der mit SAS und der lokalen Fluggesellschaft Wideroe ab etwa 120 Euro möglich ist (Umsteigen erforderlich). Wenn Sie die Möglichkeit haben, buchen Sie die Reise auf der MS Finnmark, dem zurzeit schönsten Schiff der Flotte, www.hurtigruten.com
Weitere Informationen: www.visitnorway.de