In wenigen Wochen beginnt in den Alpen die Wintersportsaison. Nach den Erfahrungen mit dem Corona-Ausbruch in Ischgl im vergangenen Winter wollen die Wintersportorte in diesem Jahr bestens gerüstet sein. Deshalb müssen sich Ski- und Snowboardfahrer mit einigen Regeln vertraut machen. Wir verraten, was euch in diesem Corona-Winter erwartet.

In Deutschland und Österreich hat der Herbst Einzug gehalten. Die Temperaturen sind im Sinkflug, die Sonne macht sich rar. Gute Voraussetzungen also, um sich so langsam Gedanken über die schönsten Wochen im Winterhalbjahr zu machen. Das ist für viele Deutsche ein Skiurlaub in den Alpen. Normalerweise. Aber in diesem Corona-Jahr ist bekanntlich alles anders. Angesichts der wieder steigenden Infektionszahlen fragen sich viele: Wird das überhaupt was mit dem Skiurlaub in diesem Corona-Winter? Und wenn ja, wie wird der aussehen?

Die Skigebiete in Deutschland, Österreich und Italien jedenfalls bereiten sich auf Hochtouren auf die Gäste vor. Von einer Absage der Wintersport-Saison ist nichts zu hören. Das Motto vielmehr überall: Das Beste aus der Situation machen. Das heißt: Die Abstands- und Hygieneregeln, die sich im Sommer bewährt haben, werden nun für die Wintergäste in Angriff genommen. Viele Tourismusverbände haben bereits Empfehlungen und Corona-Regeln aufgestellt.

Skifahrer warten an Skilift in Österreich

Maarten Duineveld

Oberstaufen teilt Kinderland und Skikurse auf mehrere Orte auf

So auch in Oberstaufen im Allgäu. Dort soll der Winterbetrieb am 19. Dezember starten. Die Oberstaufener Bergbahnen haben in Kooperation mit dem Verband Deutscher Seilbahnen (VDS) ein Hygienekonzept erarbeitet, das einen geregelten Betrieb sicherstellen soll. Überraschend sind die Regeln nicht: So gilt die Einhaltung des Mindestabstands von 1,5 Metern und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, insbesondere in Wartesituationen, in Gondeln, Sesselliften und sonstigen Beförderungsanlagen. Immerhin: Statt einer konventionellen Maske ist auch eine Skimaske erlaubt.

Der Skiurlaub in diesem Corona-Winter wird aber auch anderenorts etwas anders sein. So sollen das Kinderland und die Skikurse in Oberstaufen auf mehrere Standorte verteilt werden; in der Gastronomie erfolgt eine größtmögliche Entzerrung durch Besucherlenkung. Apropos Gastronomie: Vor einer Absage der Après-Ski-Partys muss man sich in Oberstaufen nicht fürchten. Denn:

Après-Ski war nie ein Thema in Oberstaufen – anders als in den österreichischen Skigebieten steht und stand hier immer der Genuss und gehobenes Ambiente im Vordergrund,

erläutert Sigbert Prestel, Geschäftsführer der Oberstaufen Tourismus Marketing GmbH.

Skigebiet Imberg in Oberstaufen

Oberstaufen Tourismus

Dennoch müssen sich die Abendlokale im Ortskern, traditionell Anlaufstelle für Nachtleben und Tanzen nach einem Skitag, in diesem Winter umstellen: Die strengen Vorgaben erlauben keine Tanzmusik. Stattdessen gibt es reine Hintergrund-Musik und getränkebezogene Kommunikationsgastronomie mit Abstand zu anderen Gästen. »Vor diesem Hintergrund sind wir seitens Oberstaufen Tourismus entspannt und zuversichtlich, unseren Gästen einen tollen und sicheren Winterurlaub bieten zu können«, so Prestel.

Skiurlaub trotz Corona: Fenster der Gondel-Kabinen sollen geöffnet bleiben

Ganz anders dagegen die Situation im Tiroler Ötztal. Sölden, traditionell neben Ischgl einer der Winter-Party-Hotspots in Österreich, muss sich in den nächsten Monaten neu erfinden. Die exzessiven Après-Ski-Sausen, für die Sölden berühmt ist und von Party-Heuschrecken geliebt wird, werden in diesem Winter ausfallen. Stattdessen wollen einige der betroffenen Gastronomen alternative Konzepte anbieten, heißt es. Denkbar seien Bedienrestaurants oder Coffee-Lounges mit dezenter Hintergrundbeschallung.

Freunde sitzen gemeinsam beim Apres Ski und trinken Bier

DisobeyArt/ Shutterstock.com

Die Unternehmen warten noch immer auf die behördlichen Vorgaben, ist aus Sölden zu hören. Angepasst an diese würden dann alternative Angebote entwickelt und ausgearbeitet.

Wir sind uns bewusst, dass die Wintersaison 2020/2021 eine ganz besondere wird,

sagt denn auch Oliver Schwarz, Geschäftsführer von Ötztal Tourismus.

Wie auch in den Wintersportorten in Deutschland, ist auch in Sölden das Tragen eines Mund- und Nasen-Schutzes verpflichtend. Sowohl in Gondeln, Sessel- und Schleppliften sowie im Zu- und Aufstiegsbereich oder an den Skipasskassen. Zudem gelten die bekannten Maßnahmen wie Abstand halten, Hygiene beachten sowie die notwendige Eigenverantwortung. Bei den Gondeln soll zusätzlich darauf geachtet werden, dass die Fenster der Kabinen geöffnet sind, um eine Durchlüftung zu garantieren.

Ski amadé rechnet mit uneingeschränktem Skibetrieb

Auch beim Skiverbund Ski amadé, mit 270 Skiliften und Seilbahnen eines der größten Wintersportgebiete in Europa, geht man »zuversichtlich, aber auch mit der nötigen Vorsicht in die kommende Wintersaison«, sagt Dr. Christoph Eisinger, Geschäftsführer von Ski amadé.

Dr. Christoph Eisinger, Ski amade

Christoph Eisinger

Aus heutiger Sicht rechne man mit einem weitgehend uneingeschränkten Skibetrieb, jedoch werde Skifahren und Snowboarden durch Maßnahmen wie die Mund-Nasen-Schutzpflicht in Gondeln und Liften etwas anders sein als sonst, ergänzt er. Eine Kapazitätsbegrenzung in den Gondeln werde es aber nicht geben, so Eisinger. Die gebe es ja auch nicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Mit vollbesetzten Gondeln und Lifts rechne er ohnehin nur zu den Stoßzeiten.

Im Skigebiet Ski amadé gilt eine Mund- und Nasen-Schutzpflicht im Skibus, Skidepot, Anstell- und Wartebereich der Kassen und Seilbahnen, in allen Gondeln und Liften während der gesamten Fahrt. Alle Ski- und Snowboardgäste, die sich Tickets kaufen, erhalten kostenlos einen wintertauglichen Mund-Nasen-Schutz.

Skifahrer werden sich auf Grund des Coronavirus diese Skisaison auf mehr Abstand in den Gondeln und Liften einstellen müssen

Daniel Frank

Und Après-ski wird es in diesem Winter auch in Ski amadé nicht geben. »Es wird keinen klassischen Barbetrieb geben, die Gäste werden die Speisen und Getränke nicht direkt an der Ausgabestelle konsumieren dürfen, sondern nur an den Tischen unter Einhaltung der entsprechenden Abstandsregelungen. Darüber hinaus wird die Lautstärke der Musik auf ein angebrachtes Maß reduziert und die Sperrstunden entsprechend angepasst«, erläutert Eisinger.

Digitales Corona-Gästebuch in Tirol und Salzburger Land

Unterdessen haben elf Ferienregionen in Tirol und Salzburg eine Task Force gebildet, um »Gästen so viel Sicherheit und Service wie möglich zu gewährleisten«. So starten sie zum Saisonbeginn mit einem »Digitalen Corona Gästebuch«: So heißt das Tool, mit dem Besucher sich im Restaurant schnell registrieren können und das zugleich bei der Verfolgung potenzieller Infektionsketten Zeit sparen soll.

Egal ob in der Berggaststätte, im Sportgeschäft, in der Skischule oder im Supermarkt: Urlauber scannen am Eingang den QR-Code, bekommen dann eine Nachricht aufs Handy, die sie durch Antippen bestätigen, und schon sind sie mit Mobilfunknummer, Nickname und Uhrzeit registriert. Wer mal ohne Handy unterwegs ist, nutzt vor Ort zur Verfügung gestellte Geräte, um sich elektronisch ein- und wieder auszuloggen, oder weitere Möglichkeiten.

Zum Sicherheits-Bündnis gehören auf Tiroler Seite die Ferienregionen Alpbachtal, Wildschönau, Hohe Salve, Brixental, Kitzbühel, St. Johann in Tirol, Pillerseetal, Wilder Kaiser und Kufsteinerland, im Salzburger Land sind es Saalbach Hinterglemm und Saalfelden-Leogang.

Grödental in Südtirol wirbt mit Corona-Sicherheitskonzept

Mit ausreichend Platz und viel frischer Luft neben den drei Grundregeln − Abstand halten, Maske tragen und häufige Handhygiene − wirbt das dreisprachige und 25 Kilometer lange Grödental mit seinen drei Ortschaften St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein in Südtirol. Dort soll die Wintersportsaison am 4. Dezember starten.

Skiurlaub in diesem Corona-Winter: Skifahrer fährt an Hütte im Grödental vorbei

Val Gardena – Grödental

Ein großes Plus hier: Das Skigebiet lässt sich über 15 Einstiegslifte erreichen, die sich auf drei Ortschaften verteilen. So ließen sich große Menschenansammlungen vermeiden. Um an den Drehkreuzen trotzdem größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, will man in dem Skigebiet trainierte »Stewards« bereitstellen, um über die geltenden Maßnahmen zu informieren und die Einhaltung der Abstände zu kontrollieren.

Ein Besuchermanagement und die erhöhte Geschwindigkeit der Lifte sollen möglichst kurze Wartezeiten beim Einsteigen gewährleisten. Auch die Skibusse sollen häufiger fahren und so so Gedränge vermeiden. Für die Auswertung möglicher Verdachtsfälle und die Ausstellung von Heimreise-Attesten steht ein Covid-19-Testcenter bereit. Flankiert werden sollen die Maßnahmen durch die ständige Testung und Schulung der Mitarbeiter vor Ort.

Bis es aber so weit ist, müssen – jedenfalls in Tirol – die Reisewarnungen vom Tisch sein. Denn sie sind Gift für die Wintersportorte. Das wissen alle Verantwortlichen, bis hoch ins Bundeskanzleramt. Sebastian Kurz redete denn erst gar nicht lange um den heißen Brei herum, als er vergangene Woche vor die Presse trat: »Reisewarnungen sind eine Gefahr für den Tourismus. Sie vernichten Arbeitsplätze. Wir müssen daher in den nächsten Wochen und Monaten die Ansteckungszahlen in Österreich niedrig halten, denn das ist die Basis dafür, dass es überhaupt Gäste gibt, die nach Österreich kommen«, sagte Österreichs Kanzler.