Das Badwater Basin ist der niedrigste Punkt in Nordamerika – er liegt 85,5 Meter unter dem Meeresspiegel und ist eine riesige Salzwüste. Der Weg dorthin führt durch die heiße Mondlandschaft des Death Valley. Doch das ist noch nichts gegen den Spaziergang auf dem trockenen Salz. Text: Verena Wolff

Die Temperaturanzeige im Auto kennt nur einen Weg: steil nach oben. Schon beim Start in Las Vegas ist es alles andere als kühl, 27 Grad oder 80 in Fahrenheit, morgens um acht Uhr. Westlich hinaus aus der Stadt führt der Weg zunächst durch die Red Rocks, eine Bergkette der Spring Mountains im Westen Nevadas. Hier ist man nicht mal eine halbe Stunde vom wuseligen Las Vegas Strip entfernt – und in einer völlig anderen Welt. Ein 13 Meilen langer Loop, eine Einbahnstraße, führt durch die schroffen Sandsteinberge und die Schluchten, die eine einzigartige Landschaft bilden. Hier sieht man sogar ab und zu einer der Joshua Trees, jene kleinen Pinselbäumchen, denen in der Nähe von Palm Springs gleich ein ganzer Nationalpark gewidmet ist.

Joshua Tree in trockener Landschaft in den USA

Verena Wolff

Auf dem Weg ins Death Valley

Doch die Tour fängt erst an. Und die Ziffern am Thermometer springen schon fröhlich in die Höhe. Auf der Bundesstraße 160 ist wenig Betrieb, die Landschaft ist der Star – unendlich scheint sie mit ihren Felsen im Hintergrund, unendlich und unwirtlich. Pahrump ist der westlichste Ort in Nevada, der auf dem Weg ins Tal des Todes liegt. Hier gibt es die Möglichkeit, nochmal kalte Getränke und Proviant zu kaufen – wer länger unterwegs ist, sollte auch gleich ein paar Dollar für eine Kühlbox investieren. Das Auto kann auslüften, die Toiletten haben noch Wasserspülungen.

Wenig später ist die unsichtbare Grenze zum Bundesstaat Kalifornien überquert – und die 160 nach Westen trifft auf die 127 nach Süden. Death Valley Junction heißt diese Kreuzung im Nirgendwo – die letzte für sehr lange Zeit. Das Thermometer rückt stetig der dreistelligen Anzeige näher: 100 Grad Fahrenheit sind 38 Grad Celsius. Es ist richtig heiß. Aber: Im Auto bleibt es gleichbleibend kühl, der Klimaanlage sei Dank. Und auch wenn die Sonne vom Himmel scheint, sie knallt nicht so sehr wie an klaren Tagen. Denn in vielen Wäldern Kaliforniens brennt es noch – und der Rauch ist bis weit in den Osten des Staates spür- und sogar sehbar.

Eingang zum Death Valley National Park

Verena Wolff

Die gesamte Farbpalette

In Furnace Creek schließlich geht es links auf die Badwater Road – und weiter hinein in die Ofentemperaturen. Die Landschaft ist flach, am Horizont die typischen Sandstein-Formationen in vielen Farben. »Artist’s Palate« heißt ein Auto-Rundweg, der bei Meile 8.5 auf der Badwater Road beginnt. Hinter unspektakulären beige-gelben Hügeln gibt es auf einmal jede Menge Farben im Sandstein zu sehen – orange, blau, pink, grün. Sie sind aus den vulkanischen Ablagerungen entstanden, die reich an Eisenoxid oder Chlorit sind und für die bunten Farben sorgen. Wie bei der Mischpalette eines Künstlers eben.

Artist's Palate: Ein Autoweg auf dem Weg ins Badwater Basin

Verena Wolff

Rechter Hand kommt bald ein weiterer spezieller Halt: Devil’s Golf Course heißt dieses meilenweite Feld. Golf wird hier natürlich nicht gespielt, die Sportler würde wohl reihenweise mit einem Hitzschlag umfallen. Es ist vielmehr ein unebenes Gelände, auf dem Regen und Wind das Salz in den unterschiedlichsten Formationen angeordnet hat. Immer wieder hört man kleine Geräusche, die die Salzkristalle machen, wenn sie sich in der Hitze ausdehnen. So, als würde ein Golfspieler seinen Ball in die Luft befördern.

Ankunft im Badwater Basin

Dann noch ein paar Meilen die Klimaanlagenluft genießen, das Thermometer ist inzwischen bei 107 Grad – 42 Celsius. Plötzlich zeigen die Straßenschilder immer niedrigere Geschwindigkeitsbegrenzungen an, ein großer Parkplatz ist in die Wüste betoniert. Ich bin angekommen am Badwater Basin. Tür auf, Kamera und Handy raus – und mir scheint, ich stehe in der warmen Luft meines Föns im heimischen Badezimmer.

Hitzegefährt-Schild im Death Valley nahe des Badwater Basin

Verena Wolff

Ein Stoppschild warnt vor übermäßiger Bewegung in der Hitze nach zehn Uhr morgens, trotzdem sind einige Besucher auf dem gepackten und gepressten Salz unterwegs. Nicht nur mir wird immer heißer, auch die Kamera und das Telefon fühlen sich nach ein paar Minuten eher an wie Handwärmer. Ungefähr das letzte, was man beim Besuch hier braucht. 85,5 Meter unter Normalnull liegt das Badwater Basin, nicht nur in der Mojave-Wüste, sondern auch deutlich unter dem Meeresspiegel also. An den gegenüberliegenden Berg haben sie eine Markierung angebracht, die anzeigt, wo Normalnull liegt. Ziemlich hoch aus dieser Perspektive.

Der niedrigste Punkt in Nordamerika

Das riesige Becken ist aber keinesfalls nur voller schlechtem Wasser, wie der Name verheißt. Vielmehr ist die Bezeichnung geblieben, seit die ersten Vermesser ins Death Valley kamen: Nachdem Wasser dort das rarste Gut (neben Schatten!) ist, hat einer der Arbeiter versucht, sein Maultier aus dem damals noch mit Wasser gefüllten Becken trinken zu lassen. Doch dem Esel schmeckt es nicht – zu viel Salz. Und das Wasser hatte seinen Namen weg. Heute ist von der Flüssigkeit nicht mehr viel übrig, auch wenn unterirdisch immer wieder etwas nachläuft und sich zudem Regenreste von weit entfernten Bergen hier sammeln. Das Badwater Basin ist der niedrigste Punkt in Nordamerika. Zu sehen sind einige Pfützen, aber vor allem Salz. Viel Salz. 518 Quadratkilometer umfasst das Gebiet der so genannten Salt Flats.

Besucher im Badwater Basin an einem sehr heißen Tag

Konrad Ziemlewski

Gehen sollte man darauf aber nur an ausgewiesenen Stellen, warnt der National Park Service, denn das Gebiet bietet einer ganzen Reihe einzigartiger Pflanzen und Tiere einen Lebensraum. Die sind nur teils so klein, dass man sie unweigerlich zerquetscht, wenn man auf dem Salz spaziert. Und: Die meiste Zeit über ist es ohnehin zu warm, um weite Märsche auf dem getrockneten Salz zu machen, das ordentlich unter den Schuhen knirscht. Die heißeste je im Death Valley (und auf der ganzen Welt) gemessene Temperatur lag bei 56,7 Grad Celsius oder 134 Fahrenheit. Und das schon am 13. Juli 1913, als sich über den Klimawandel noch niemand Gedanken machte.

Schweißtreibende Angelegenheit

Als mein T-Shirt und die Shorts schließlich am Körper kleben und die Technik sich immer weiter aufheizt, habe ich genug gesehen. Ich mache mich auf den Weg zu meinem Auto. Das mitgebrachte Wasser ist inzwischen warm genug, um Tee darin aufzugießen – an die Softdrink-Dosen traue ich mich gar nicht ran. Im Auto ist es mindestens so heiß wie draußen, aber im Inneren und im Sitzen verschlägt es mir zumindest nicht den Atem. Wer draußen schneller als im Schildkrötentempo unterwegs ist, merkt das sehr schnell. Und es wird schnell kühler, als ich mich in Bewegung setze, denn die Klimaanlage muss kurz auf vollen Touren arbeiten. Praktisch ist das, denn in diesem Moment zeigt auch das Thermometer den Höchststand für heute an: 111 Fahrenheit. 44 Grad Celsius. Im Herbst, ganz ohne Knallsonne.

Badwater Basin Salzwüste im Death Valley Nationalpark

David G Hayes/ Shutterstock.com

Tipp für den Besuch zum Badwater Basin

Für den Ausflug ins Death Valley bietet sich mindestens ein kleiner SUV als Leihauto an – nicht nur, weil das Badwater Basin und andere Orte mehrere Stunden Fahrtzeit von Las Vegas, Palm Springs oder Los Angeles entfernt sind. Auch sind einige Ziele nur über Schotterwege oder Straßen mit Schlaglöchern zu erreichen, die mit einem Geländewagen besser zu befahren sind. Und: Die Hinweise stehen überall, weil sie überlebenswichtig sein können – jeder Besucher sollte genügend Wasser oder andere Getränke dabei haben, denn der Körper braucht in der Hitze deutlich mehr Flüssigkeit.