20 (in Worten: zwanzig!) Jahre ist es jetzt her, dass der erste Teil der »Herr-der-Ringe«-Trilogie erstmals über die Leinwände dieser Welt flimmerte. Der heimliche Hauptdarsteller der Fantasy-Saga: der Drehort Neuseeland. Grund genug, heute noch einmal einen Blick auf das Kiwi-Eiland zu werfen. Denn die beeindruckenden Naturschauplätze gibt es heute natürlich immer noch. Und auch einige der errichteten Kulissen lassen nicht nur Nerd-Herzen höher schlagen. Wir kennen eine Reihe der mehr als 150 Drehorte von Herr der Ringe im ganzen Land, die noch heute eine anstrengende Reise durch die Totensümpfe rechtfertigen.

Fiordland: Der Fangorn-Wald

Dieser Wald bleibt zum Glück, wo er ist, nämlich am Südzipfel Neuseelands: Der Fiordland-Nationalpark umfasst 1,2 Millionen Hektar (das sind etwa 1,7 Millionen Fußballfelder) Berg-, Seen-, Fjord- und Regenwaldlandschaften – und da soll erst mal einer beweisen, dass sich da nicht ein paar Ents versteckt haben. Und auch Ent-Frauen. Der Fiordland-Nationalpark nämlich war die Kulisse für den Fangorn-Wald, in dem die beiden Hobbits Merry und Pippin auf die verhältnismäßig gemächlichen Ents und ihre für mittelerdische Umstände sehr demokratieähnliche Art der Entscheidungsfindung getroffen sind.

Milford Road in Fjordland, Neuseeland

Great South

So vielfältig wie sich der Nationalpark gestaltet, präsentiert sich dementsprechend auch die Liste mit Aktivitäten, die sich dort unternehmen lassen. Ob auf dem Kajak den Park erkunden, unter Wasser eine fremde Welt kennenlernen oder mit dem Helikopter durch die Lüfte gleiten – langweilig wird es hier nicht.

Ruapehu: Mordor und der Schicksalsberg

Der Schicksalsberg ist der vielleicht wichtigste Ort in der ganzen Trilogie und rückt auch immer wieder prominent ins Bild. Natürlich ist er nicht am Computer entstanden, sondern wurde »gespielt« durch den Mount Ngauruhoe im Tongariro-Nationalpark. Der Vulkan ist zwar auch in seiner Freizeit noch aktiv, allerdings nicht ganz so dramatisch wie auf der Leinwand. Deshalb ist es auch möglich, den Berg selbst zu erklimmen. Zu festem Schuhwerk oder sehr ledrigen Hobbitfüßen wird geraten.

Sonnenaufgang über dem Mount Ngauruhoe im Tongariro Nationalpark

Matthew Buchanan

Doch nicht nur rund um den Mount Ngauruhoe, auch im Rest des Nationalparks wurde für die Trilogie gedreht – und zwar die Szenen in Mordor. Das raue Gebirge eignete sich mit seiner zerklüfteten Topografie dafür ganz hervorragend. Die Rangipo-Wüste, die die Gebirgskette umgibt, ist in den Filmen häufig als Hintergrund für diverse Ork-Aufmärsche zu sehen. Wer naturbegeistert ist und keine Angst vor manchmal etwas kargen Landschaften und dem ein oder anderen Uruk-Hai ist, für den ist ein abenteuerlicher Urlaubsausflug in diesen Nationalpark genau das Richtige.

Canterbury: Edoras

Dieses Canterbury liegt tatsächlich nicht in Kent, sondern in Neuseeland, genauer gesagt rund um den Ort Christchurch. Für Herr-der-Ringe-Fans dürfte hier vor allem der Mount Sunday im Ashburton District interessant sein. Auf dem nämlich wurde für die Filme die Hauptstadt des Reitervolks von Rohan errichtet, die majestätisch über der Umgebung thronte. Vom Filmset ist zwar nichts mehr übrig, der Aufstieg lohnt sich aber aufgrund der atemberaubenden Naturkulisse allemal. Und mit ein wenig Fantasie und Kopfkino kann man sich sicher trotzdem die Palisaden und den hölzernen Palast der Rohirrim vor Augen rufen.

Landschaftsfoto des Mount Sunday in Neuseeland, einem der Drehorte von Herr der Ringe

Tourism New Zealand

Nelson Tasman: Dimrill Dale und Moria

Man möchte den Eindruck gewinnen, Neuseeland bestünde nur aus Gebirgen. In der Nelson-Tasman-Region etwa wurden im dortigen Kahurangi-Nationalpark unter anderem die Szenen rund um die Durchquerung der Minen von Moria gedreht. Der Mount Olympus und der Boulder Lake sind zu sehen, als die Gefährten die von Saruman gesandten Krähen entdecken, und der Mount Owen ist jener Berg, in dessen Schatten die Gefährten sich nach der Flucht aus Moria ausruhen und den Verlust Gandalfs betrauern. In Mittelerde ist dies der Ort Dimrill Dale, oder auf Deutsch Schattenbachtal. Die Gegend lässt sich entweder per pedes erkunden oder standesgemäß mit dem Helikopter. Da hat man auf jeden Fall den besten Überblick.

Einer der Drehorte von Herr der Ringe ist der Mount Owen

Tourism New Zealand

Wellington: Anduin und der Pfad der Toten

Unvergessen die Szene, als Arwen und Frodo vor den Nazgûl fliehen und die Elbin die Verfolger vom entfesselten Fluss Anduin wegreißen lässt. Im wahren Leben hört der auf den Namen Hutt River. Der Fluss trennt die beiden Parks Moonshine und Totara und verläuft »in echt« um einiges ruhiger als auf der Leinwand. Ebenfalls eine spannende Ecke in der Region: der Mount Victoria. Am bewaldeten Bergfuß wurde seinerzeit die Szene gedreht, in der die Halblinge sich nach ihrem Aufbruch erstmals vor den Schwarzen Reitern verstecken müssen. Für einen beschaulichen Ausflug empfiehlt sich also auf jeden Fall etwas angenehmeres Wetter.

In Wellington selbst, besser gesagt im Vorort Miramar, kommen Freunde von Spezialeffekten und Kostümen  auf ihre Kosten. Dort befindet sich der Wētā Workshop, in dem zahlreiche der vielen Effekte, Rüstungen, Waffen und weiterer Requisiten ausgetüftelt wurden. Die Werkstatt kann im Rahmen einer Tour besichtigt werden. Und noch einer der Drehorte von Herr der Ringe verbirgt sich in der Region um Wellington. In den Putangirua Pinnacles nämlich suchten Aragorn, Legolas und Gimli die Armee der Toten auf, um sie an den Eid auf Isildurs Erben zu erinnern.

Reisende an den Putangirua Pinnacles in Neuseeland

bennyjain

Waikato: Hobbingen

Auf diesen Punkt haben doch alle nur gewartet: Natürlich darf das beschauliche Hobbingen in dieser Aufzählung nicht fehlen. Es wird wohl niemanden geben, der beim ersten Anblick der runden Holztüren vor den elegant geschwungenen Wohnhöhlen der gemütlichen Hobbits nicht verwundert bis bezaubert war. Die Kulisse dafür bot das Farmland rund um die Stadt Matamata in der Region Waikato. Noch heute kann diese Region des Auenlandes in einem geführten Spaziergang erkundet werden, denn Hobbingen wurde – nachdem es zwischenzeitlich vom Erdboden verschwunden war – anlässlich des Drehs der Hobbit-Trilogie wieder aufgebaut und dann einfach stehengelassen. Deshalb können wir Großlinge heute ein paar neugierige Blicke in die 44 voll ausgebauten Hobbit-Löcher werfen. Ganz großes Kino!

Kleine rote Hauseingänge in Hobbingen, Neuseeland

Aachal