Es war ein Schritt, den viele erwartet haben: Einige Reiseveranstalter bieten nur noch Reisen für Urlauber an, die entweder geimpft oder genesen sind. Aber längst nicht Veranstalter machen dabei mit.

Wer aktuell seinen Urlaub plant, kann aufatmen: Die Zeit der vielen Unwägbarkeiten, die es noch im Frühjahr bei der Ferienreiseplanung zu umschiffen galt, ist vielerorts vorbei. Das gilt ganz besonders für diejenigen, die von Corona genesen sind oder gegen Corona geimpft sind. Für sie gilt in immer mehr Ländern der Welt das Credo: You are welcome! Selbst den vor wenigen Monaten noch vielerorts verlangten Corona-Test vor Einreise verlangen viele Länder – vor allem in Europa – von Genesenen und Geimpften heute nicht mehr.

Aber auch wer ungeimpft ist, muss nicht verzagen: Einige Länder erlauben auch Ungeimpften weiterhin die Einreise. Brasilien etwa; das Land verlangt derzeit von allen Einreisenden – egal ob geimpft oder nicht – ein negatives PCR-Testergebnis vor Einreise. Auch die Ägypter lassen ihre Grenze für Ungeimpfte geöffnet; vorausgesetzt, ein negatives PCR-Ergebnis liegt vor. Der Unterschied zu Brasilien: Wer geimpft ist, kann sich den Test sparen.

Kamel-Reitende in Ägypten, im Hintergrund Pyramiden

Simon Berger

Studiosus und Wikinger Reisen: Reisen nur für Geimpfte und Genesene

Kniffliger verhält sich die Sache allerdings bei einer Buchung bei einem Reiseveranstalter. Immer mehr Veranstalter, wenn auch vornehmlich kleinere, haben sich dazu entschlossen, nur noch Geimpfte und Genesene auf ihren Reisen mitzunehmen. Zuletzt war es der Big Player unter den Studienreisen, Studiosus, der ankündigte, in Zukunft die 2G-Regel anzuwenden. »Vor dem Hintergrund der sehr hohen Impfquote bei unseren Gästen, der zu erwartenden Verschärfungen der behördlichen Bestimmungen bei Ein- und Rückreise und der zunehmenden organisatorischen Schwierigkeiten für nicht Geimpfte und Genesene während der Reise ändern wir bei allen Reisen mit Abreise ab dem 1. Oktober die Teilnahmevoraussetzung für unsere Kunden«, teilte Studiosus auf seiner Website mit.

Schaufenster-Aushang: Open only for vaccinated

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Auch bei Wikinger Reisen, dem Veranstalter für Wander-, Trekking- und Radurlaub weht Ungeimpften ab dem 1. Januar 2022 ein kalter Wind ins Gesicht. Auch hier heißt: Nur noch Geimpfte und Genesene dürfen die Reise antreten. Auf die Frage, warum der Veranstalter die 2G-Regel anwenden wird, antwortete Daniel Kraus, geschäftsführender Gesellschafter von Wikinger Reisen:

»Es liegt bei uns auf der Hand: Rund 95 Prozent unserer Gäste sind geimpft. Viele von ihnen erwarten die 2G-Regelung, die ihnen höhere Sicherheit gibt und den Reiseablauf vereinfacht.«

Daniel Kraus, geschäftsführender Gesellschafter von Wikinger Reisen

Wikinger Reisen

Warum die 2G-Regel bei Rundreisen Sinn ergibt

Die Gründe, warum gerade diese Veranstalter die 2G-Regel einführen: Sie bieten viele Rundreisen an. Zuweilen wechseln sie während ihrer Trips alle paar Tage das Land. Müssten sie jedes Mal vor Länderübertritt prüfen, wer gegebenenfalls einen Antigen- oder gar einen zeitaufwändigeren PCR-Test benötigt, verlören sie viel Zeit. Aber auch bei Unternehmungen innerhalb eines Landes können Probleme auftreten. So setzen etwa Italien, Frankreich oder Griechenland als Voraussetzung für den Zutritt zu Restaurants, Hotels und Sehenswürdigkeiten auf die 3G-Regel. Die Reisebegleiter der Veranstalter müssten also während der Trips fast täglich prüfen und sicherstellen, dass die Ungeimpften rechtzeitig die Gelegenheit zum Testen hätten. Das wäre mit viel Arbeit verbunden. Und mit Zeitverlust, der bei Geimpften und Genesenen während der Reise für reichlich Verdruss sorgen dürfte. Oder, noch unangenehmer: für hitzige Diskussionen unter den Teilnehmern über das Für und Wider der Impfung.

»Einer Testpflicht auf einer Rundreise für einzelne Personen nachzukommen, wird sich immer schwieriger umsetzen lassen. Es ist davon auszugehen, dass Testzentren auch in anderen Ländern mit steigender Impfquote immer seltener werden. Es wird uns hier also in Zukunft nicht mehr möglich sein, unser Reiseversprechen für ungeimpfte Mitreisende zu garantieren«,

sagt denn auch Michael Knapp, CCO von Gebeco. Auch dieser Veranstalter wird mit Abreise ab dem 1. Januar 2022 die 2G-Regelung für alle organisierten Gruppenreisen, die im Katalog und online veröffentlicht sind, einführen. Für Gebeco-Sondergruppen und -Privatreisen gelten weiterhin wie bisher »individuelle Buchungsbedingungen«, heißt es weiter.

Person hält Handy-App geöffnet

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Rose Travel: Kein 2G, aber Verständnis für die Regel

Manuel A. Rose, Chef des Boutique-Luxusreiseveranstalters RTC Rose Travel, kann die Veranstalter »sehr gut verstehen«, die die 2G-Regel auf ihren Gruppenreisen eingeführt haben. »Das ist administrativ fast nicht anders machbar«, sagt er. Es sei auch sinnvoll, da dies dem Schutz der mitreisenden Gäste diene. Die Diskussion über die 2G-Regel verwundere ihn ein wenig: »Als die ersten Luxus-Kreuzfahrtanbieter die 2G-Regel eingeführt haben, wurde dies diskussionslos von RTC Kunden akzeptiert.«

Sein Unternehmen habe auf die Einführung der 2G-Regel allerdings verzichtet. Aus gutem Grund: »Wir sind in einem sehr speziellen Marktsegment unterwegs. Unsere Kunden sind anspruchsvolle Luxusreisende, die individuell verreisen«, erläutert Rose. Man richte sich bei der Planung und Buchung allein an die Bedürfnisse und Wünsche der Kunden – und natürlich an die unterschiedlichen Corona-Schutz-Vorschriften der Reisedestinationen. Der Veranstalter berät die Kunden ausführlich durch den »Dschungel der Vorschriften«, sagt Rose. Die Arbeit dabei sei nicht zu unterschätzen, ganz im Gegenteil. Ständig änderten sich die Länder-Einreisevorschriften, auch die Airlines verursachten durch Flugzeitänderungen erheblichen Aufwand, berichtet er. Nicht ohne Folgen: »Ich beobachte, dass viele unserer Kunden nur noch mit dem Privatjet verreisen wollen«, sagt Rose.

Nahaufnahme eines Privatjets im Freien

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DER Touristik: 2G-Regel bei rund der Hälfte der Gruppenreisen

Bei den großen Reiseveranstaltern TUI und DER Touristik hielt man sich dagegen lange zurück. Doch auch hier bröselt langsam der Widerstand gegen die 2G-Regel. Erst vor ein paar Tagen kündigte DER Touristik an, ab November 2021 für ausgewählte Gruppenreisen und Kleingruppenreisen spezielle Termine für Geimpfte und Genesene (2G-Regel) in zahlreichen Ländern anzubieten. Der Veranstalter geht sensibler vor, Ungeimpfte bleiben an Bord.

»Mit diesem Angebot möchten wir Kunden, die sich in einer 2G-Gruppe wohler fühlen, die gewünschte Sicherheit geben. Gleichzeitig möchten wir Gäste bewusst nicht ausschließen und bieten daher unterschiedliche Varianten an«,

sagt Sven Schikarsky, Produktchef der DER Touristik. Von den insgesamt 307 Terminen aus dem Dertour-Katalog »Kleingruppen in Europa« würden fast die Hälfte als 2G-Reise angeboten. Aus dem Programm »Gruppenreisen weltweit« könnten bei vielen Destinationen von insgesamt 173 Terminen fast 40 Prozent der Angebote als 2G-Variante gebucht werden, heißt es von Dertour.

Warum sich TUI zurückhält

Und bei TUI, dem größten Reiseveranstalter? Dort hält man derzeit wenig von einem Pauschalreise-Ausschluss Ungeimpfter. Es sei schwierig, eine 2G-Regel »entlang der gesamten Reisekette umzusetzen«, zitiert das Portal TN Deutschland den Konzern. Das stellte jüngst auch TUI-Deutschland-Chef Stefan Baumert in einem Interview mit der Funke Mediengruppe klar, als er sagte: »Wir als TUI planen keine weitere Regelung in Richtung 2G, auch nicht in unseren eigenen Hotels.« Die Gründe liegen auf der Hand: Warum sollte sich TUI auf die 2G-Regel einlassen und damit Ungeimpfte unnötig verprellen? Sowohl in den Flugzeugen als auch in vielen europäischen Zielländern können Ungeimpfte problemlos unterwegs sein. Das Gros der Urlauber bucht den Flieger, Transfer und bleibt anschließend die meiste Zeit im Hotel – wo also wäre das Problem?

Frau liegt am Pool in Griechenland

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Dennoch glaubt Ralph Schiller, Chef des Veranstalters FTI, dass das Reise-Angebot für Ungeimpfte in der Corona-Pandemie weiter schrumpfen werde. Langfristig könnte sich die 2G-Regel in vielen Hotels und Reiseländern durchsetzen, sagt er jüngst.

Beim Deutschen Reiseverband (DRV) hält man sich derweil mit Lob oder Kritik an der 2G-Regel einiger Reiseveranstalter zurück.

»Die Entscheidung, ob ein Reiseveranstalter auf 2G setzt oder nicht, ist eine unternehmerische Entscheidung, die jedes Unternehmen für sich fällen muss. Aus diesem Grund möchten wir diese auch nicht bewerten«,

sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig gegenüber reisen EXCLUSIV. Einen Appell hat er dennoch: »Lassen Sie sich impfen! Denn die Impfung vereinfacht auch das Reisen.«