Im Jahre 2023 jährt sich zum 50. Mal der Todestag von Pablo Picasso. Aus diesem Anlass würdigt Spanien im kommenden Jahr in vielen Städten das Werk und Vermächtnis des berühmten Malers und Bildhauers. Málaga, Madrid, Barcelona, A Coruña und Bilbao bieten Besuchern mit facettenreichen Ausstellungen einen wunderbaren Einblick in das Leben des Ausnahmekünstlers.

Pablo Picasso war ein Ausnahmekünstler sondergleichen. Sage und schreibe 50.000 Kunstwerke hinterließ der Spanier der Nachwelt nach seinem Tod 1973. Picasso bewies seine Kreativität auf unterschiedliche künstlerische Art und Weise: Gemälde, Grafiken, Collagen, Plastiken und Keramiken gehörten dazu. Auch war er als Bühnenbildner und Dichter tätig. Berühmt und in seiner Bedeutung noch immer aktuell ist vor allem sein Antikriegsbild »Guernica« ein Begriff, aber auch die »Les demoiselles d‘ Avignon«, die sich allerdings nicht auf junge Damen in Südfrankreich beziehen, sondern auf die Calle de Avinyó in Barcelona.

Guernica-Werk von Picasso auf Wand gemalt

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Legendär ist seine schwermütige Blaue und seine Rosa Periode, die von der Welt der Schauspieler und Artisten geprägt war. Die scheinbar unzähligen abstrakten Portraits seiner genauso unzähligen Musen, Geliebten und Modelle wie die russische Tänzerin Olga Koklova und Jacqueline Rouge, die beiden Ehefrauen Picassos, revolutionierten die Kunstwelt.

Im Jahre 2023 nun wird das 50. Todesjahr dieses Univerlasgenies gefeiert. Er starb am 8. April 1973 im französischen Mougins. Picasso hat zwar den größten Teil seines Lebens in Frankreich verbracht, war aber immer auf das Engste mit seinem Heimatland Spanien verbunden. Allein in Spanien werden aus Anlass dieses Jubiläums 16 große Ausstellungen in fünf Städten gezeigt, die eng mit Picassos Leben verknüpft waren.
Im Rahmen des Programms »Picasso Celebration 1973-2023«, das weltweit rund fünfzig Ausstellungen umfasst, werden in Spanien die Städte Málaga, Madrid, Barcelona, A Coruña und Bilbao mit spektakulären Ausstellungsprogrammen während des gesamten Jubiläumsjahres 2023 bis Anfang des Jahres 2024 an vorderster Front stehen.

Logo Museu Picasso Barcelona

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Málaga: Picassos Geburtsstadt

Pablo Picasso wurde am 25. Oktober 1881 als Sohn eines freischaffenden Malers in Málaga geboren. Vom Vater hat er den Namen Ruiz geerbt, weit wichtiger aber wohl dessen künstlerisches Talent. Wobei: Später beschrieb Picasso das Können seines Vaters nicht gerade enthusiastisch: »Mein Vater malte Bilder für Esszimmer; Rebhühner oder Tauben, Tauben und Kaninchen: Fell und Federn waren darauf zu sehen, Vögel und Blumen seine Spezialität. Vor allem Tauben und Flieder«, ließ Picasso damals wissen.

Picassos eigene Friedenstaube, die er 1949 für den Pariser Weltfriedenskongress schuf, wurde jedoch zu einem der großen Erkennungsbilder des Malers. In Málaga selbst entstand im Alter von neun Jahren sein erstes Ölbild »El picador«, das einen Stierkämpfer in der Arena zeigt. Die Faszination für den Stierkampf blieb ihm auch in seinen späteren Jahren erhalten. 1935 entstand die von Francisco de Goya beeinflusste Radierung „Minotauromachie“, die sich anhand des Mythos vom Kampf zwischen den Minotauros und den griechischen Helden Theseus mit der Liebesbeziehung zu seiner Frau Marie-Thérèse auseinandersetzt. 

Im Herzen der Altstadt befindet sich das Picasso-Museum Málaga. Es gehört zu den populärsten Sehenswürdigkeiten der Costa del Sol. In dem Museum befindet sich die Sammlung »Dialoge mit Picasso«, die die Entwicklung seiner Werke in den repräsentativsten Momenten seines Lebens darstellt. Das im Buenavista-Palast gelegene Museum trägt dazu bei, den genialen Maler näher kennenzulernen und dessen Kunst besser zu begreifen. Weitere Informationen über die Orte, die Picasso in Málaga geprägt haben, gibt es hier.

Innenhof im Picasso Museum Malaga

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Ausstellungen:

Picasso-Museum Málaga
»Picasso: Materie und Körper«
8.5.23 bis 10.9.23

»Das Echo Picassos«
2.10.23 bis 24.3.24

Picassos Geburtshaus Museum Málaga
»Die Lebensalter von Pablo«
21.6.23 bis 1.10.23

A Coruña: Erste künstlerische Entfaltung

Pablo Picasso verbrachte fünf Jahre seines Lebens, vom 9. bis zum 13. Lebensjahr, in A Coruña. Der Grund für den Umzug nach Nordspanien war die Anstellung von Picassos Vater als Kunstlehrer am „Instituto da Guarda“. Ab 1894 begann Picasso Tagebücher zu führen, die er La Coruña und Azul y Blanco („Blau und Weiß“) nannte und mit Porträts und Karikaturen illustrierte. Die Zeit gilt als eine Schlüsselperiode in der Ausbildung des Künstlers. Eine Zeit, in der er sein Kunststudium begann und seine kleine Schwester verlor – ein Ereignis, das sein Leben für immer prägen würde.

In Erinnerung an das Wirken Picassos in der Stadt zeigt das Museum für Schöne Künste in A Coruña die Ausstellung »Weißer Picasso in blauer Erinnerung«, die aus etwa hundert Werken besteht und die Verbindung des Malers mit Galicien und insbesondere mit der Stadt beleuchtet. Außerdem plant die Stadtverwaltung von A Coruña die Renovierung der ersten Etage des Picasso-Museumshauses in der Calle Payo Gómez 14, dem Wohnhaus des Künstlers während seiner Zeit in A Coruña. 2002 wurde es eröffnet. So soll seine Verbindung zur Stadt bekannter gemacht werden.

Hier gibt es weitere gute Gründe dafür, warum Picasso-Liebhaber A Coruña 2023 besuchen sollten.

Zimmer im Picasso Haus La Coruna

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Ausstellung:

Museum der Schönen Künste, A Coruña
»Weißer Picasso in blauer Erinnerung«
23.3.23 bis 23.6.23

Barcelona: Erste Ausstellung seines Lebens

Im Jahre 1895, als Pablo Picasso 14 Jahre alt war, zogen seine Eltern von A Coruña nach Barcelona. Der Grund: Sein Vater erhielt eine neue Lehrtätigkeit an der Kunstakademie »La Llotja«. Grund genug für Pablo Picasso, sein Glück an der Akademie zu versuchen. Mit Erfolg: Der 14-Jährige bestand die Aufnahmeprüfung für die Akademie an nur einem Tag. Angesichts seines offensichtlichen künstlerischen Ausnahmetalents richtete ihm sein Vater ein Jahr später auch sein erstes eigenes Atelier ein.

Die katalanische Metropole war außerordentlich prägend für den künstlerischen Werdegang Picassos. Hier erhielt er nicht nur eine solide akademische Ausbildung, sondern auch die künstlerische Inspiration, die ihm den Weg in die Moderne ebnete. Auch knüpfte Pablo Picasso in Barcelona viele Freundschaften. Freundschaften, die ihm ein Leben lang mit Barcelona verbunden blieben. Die Verbindung zu diesen Freunden brach er nie ab, weshalb er »Picasso, der katalanische Künstler« genannt wurde.

Nach einer kurzen Episode in Madrid kehrte Picasso 1898 nach Katalonien zurück. In dem berühmten und bis heute existierenden Café und Künstlerzentrum »Els Quatre Gats« durfte er erstmals seine Werke ausstellen. Die Bar im Stil des Le Chat Noir in Paris war das Zentrum der modernistischen Kunstwelt. Hier verkehrten der Maler und Grafiker Ramón Casas, der katalanische Symbolist und Bohemien Santiago Rusiñol und sein enger Freund Carles Casagemas, der 1899 mit ihm sein Atelier in der Riera de Sant Joan 17 teilte.

Nach dessen Tod 1901 setzte die melancholisch gefärbte Blaue Periode von Picasso ein. Das »Els Quatre Gats« befand sich im Erdgeschoss der Casa Martí, einem Gebäude des Architekten Josep Puig i Cadafalch, in der Carrer Montsió im Zentrum Barcelonas.

Hier erfährt man mehr über die Orte in Barcelona, die Picasso jahrelang prägten und an denen er mit anderen Künstlern wie Ramón Casas oder Santiago Rusiñol lebte.

Innenhof des Picasso Museums Barcelona

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Ausstellungen:

Picasso-Museum in Barcelona
»Daniel-Henry Kahnweiler«
18.11.22 bis 19.3.2023

Museu del Disseny de Barcelona
»Picasso und spanische Keramiken«
1.6.23 bis 30.9.23

Picasso Museum in Barcelona/Joan Miró Stiftung
»Miró – Picasso«
19.10.23 bis 25.2.24

Madrid: Zeit der Loslösung vom Elternhaus

Picassos Aufenthalte in Madrid um die Jahrhundertwende waren mit einem kurzen Studium an der angesehenen Königlichen Akademie von San Fernando, seiner Loslösung vom Elternhaus, aber auch von Museumsbesuchen und dem Besuch verschiedener Künstlerlokale verbunden. Das gewachsene Selbstbewusstsein und die Distanzierung des Künstlers zu seinem Vater zeigten sich besonders prägnant darin, dass der Künstler seine Signatur von »Ruiz« zu »P. Picasso« änderte.

Aus Unzufriedenheit mit den Lehrmethoden verließ der 16-jährige Picasso nach einem unbedeutenden Intermezzo die Akademie und begann seine selbständige Künstlerkarriere. Offensichtlich ging Picasso nicht gerne zum Unterricht und verbrachte seine Stunden lieber im Prado-Museum, das er gründlich erforschte. Die Jahre zwischen 1898 und 1901 bedeuteten für ihn eine Zeit der Orientierung und des Überprüfens von kreativen Prinzipien nahezu aller damals progressiven und avantgardistischen Richtungen. Er überwand seine rein akademische Ausbildung, indem er Neues mittels Nachahmung schuf.

Madrid ist heute bekannt dafür, eine offene und einladende Stadt zu sein. Vor allem aber ist sie ein Zentrum für Kultur. Hier befindet sich das so genannte Kunstdreieck, das auf engstem Raum das Prado-Museum, das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía und das Thyssen-Bornemisza-Nationalmuseum beheimatet.

Hier erfährt man mehr über die Verbindung zwischen Madrid und Picasso.

Besucher im Museo de Bellas Artes Madrid

Turespaña

Ausstellungen:

Fundación MAPFRE, Madrid Julio González
»Pablo Picasso und die Entmaterialisierung der Skulptur«
23.9.22 bis 8.1.23

Thyssen-Bornemisza-Nationalmuseum
»Picasso/Chanel«
11.10.22 bis 15.1.23

»Picasso. Das Heilige und das Profane«
2.10.23 bis 14.1.24

Königliche Akademie der Schönen Künste San Fernando, Madrid
»Picasso. Meisterwerke aus der Sammlung Nahmad«
29.3.23 bis 2.7.23

La Casa Encendida, Madrid
»Der letzte Picasso. 1963-1972«
19.5.23 bis 17.9.23

Prado-Museum, Madrid
»Picasso – El Greco«
13.6.23 bis 17.9.23

Casa de Velázquez, Madrid
»Picasso vs. Velázquez«
September – November 2023

Thyssen-Bornemisza Nationalmuseum, Madrid
»Picasso. Das Heilige und das Profane«
2.10.23 bis 14.1.24

Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía
»Madrid Picasso 1906: Die große Verwandlung«
Termin: offen

Bilbao: Skulpturen von Picasso im Guggenheim-Museum

Obwohl Pablo Picasso keinen direkten Bezug zur Stadt hatte, nimmt Bilbao als Stadt der Kunst an der Ausstellung teil. Das Guggenheim-Museum widmet dem Universalgenie eine große Ausstellung, die zuvor auch in Málaga zu sehen ist, zum Thema »Materie und Körper«. Sie zeigt eine Auswahl von Skulpturen, die die fast unendliche Vielfalt an Stilen abdeckt, die der Künstler verwendet hat, um die Formen des menschlichen Körpers zu erweitern, sowie Materialien, die von Holz bis zu Bronze, Eisen, Zement, Stahl oder Gips reichen.

Guggenheim-Museum Bilbao

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Ausstellung:

Guggenheim-Museum Bilbao
»Picasso: Materie und Körper«
29.9.23 bis 14.1.24

Einen umfassenden Überblick über das Picasso-Jahr 2023 in Spanien gibt es hier. Wer einen Streifzug auf den Spuren Pablo Picassos in Spanien unternehmen möchte, findet hier weitere Informationen.