Ob bunte Graffitis, aufwendige Installationen oder auch historische Statuen: In der »ville rose«, der rosa Stadt Toulouse, spaziert der Besucher durch eine lebhafte, urbane Kunstszene und findet buchstäblich an jeder Ecke Street Art.

25 internationale Street-Art-Künstler kommen in diesem Sommer zur Freiluft-Ausstellung »Lay Up« und verschönern eine 1.200 Quadratmeter große Wandfläche in einem Industriegebiet. Einer von vielen Gründen, warum die französische Metropole als einer der dynamischsten Orte des Landes hinsichtlich Graffiti gilt. Mit Rose Béton ist der Straßenkunst sogar ein Festival gewidmet, das alle zwei Jahre stattfindet. Wer also Großformatiges unter freiem Himmel bestaunen mag, der wird in der »ville rose« ganz sicher fündig.

Straßenkunst der Künstlerin Xerou

Fabien Ferrer

Skulpturen aus rotem Harz

Große knallrote Skulpturen aus Harz, die plötzlich und insbesondere im Rahmen aktueller Ereignisse und gesellschaftlicher Entwicklungen an öffentlichen Orten in Toulouse auftauchen. Es sind die Werke des Zahntechnikers James Colomina, der sich besonders den Außenseitern, Ausgegrenzten und Vergessenen der Gesellschaft widmet. Augen auf! Zu seinen bekanntesten Skulpturen zählen »Der Junge mit der Eselskappe« (zu sehen an der Pont Neuf), »Der Herzensfänger« (Jardin du Grand Rond) und »Der Mann mit dem Apfelkopf« (Allées Jean Jaurès). Hin und wieder verschwinden die Figuren – gleichzeitig erscheinen andere, inzwischen sogar in Paris.

Street Art in Toulouse: Rote Skulpturen

Arnaud Späni

Statuen aus Bronze und Erde

Den berühmten Persönlichkeiten der Stadt widmen sich Sébastien Langloÿs und Madeleine Tézenas mit ihren Statuen aus Bronze. Zu den bekanntesten ihrer formschönen Werke zählen der Sänger, Dichter und Maler Claude Nougaro, der Tango-Sänger und Komponist Carlos Gardel sowie Antoine de Saint-Exupéry, Autor von »Der kleine Prinz«. Langloÿs und Tézenas arbeiten mit Bronze und mit Erde – Besucher können ihr eigenes Stückchen Erde ins Atelier bringen, das dann in einer der Skulpturen verarbeitet wird. Das wohl berühmteste Werk der beiden Künstler steht im Jardin Royal: Antoine de Saint-Exupéry hält seinen »Petit Prince« in der Hand.

Statue von Antoine de Saint-Exupery

Carlos Gardel

Rosafarbene Kreationen von Invader

Mosaik-Straßenkunst des französischen Künstlers Invader

Agence d’attractivité de Toulouse Métropole

Fans von Retro-Videospielen erkennen direkt, woher der Street-Art-Künstler Invader seine Inspiration bekommt: Auf seinen Werken aus Mosaikfliesen verewigt er im Pixel-Stil Kultfiguren wie Pacman. 2016 war Invader in Toulouse zu Gast und hat die Innenstadt mit sechs rosa Kunstwerken verschönert. Seit Ende der 90er- Jahre reist Invader durch die Welt, um seine Kunst zu verbreiten – 2015 gelang es ihm sogar, auf der internationalen Raumstation ISS eines seiner charakteristischen Pixel-Mosaiks zu platzieren. Ein echter Space Invader.

Monster und bunte Albträume

In der Rue des Anges bekommen Albträume ein neues Gesicht: Der Künstler 100Taur verarbeitet typische Monster aus Kinder-Albträumen in seinen Graffitis. Es wimmelt nur so von Fabelwesen aus Kinderbüchern und Popkultur, von Mythen, Sagen und einfach seiner Fantasie. Spongebob und Popeye treffen auf den Yeti oder auch Picasso. 100Taur hat auch das Fresko im Boulodrome von Toulouse entworfen.

Street-Art des Künstlers 100Taur

Agence d’attractivité de Toulouse Métropole

Graffiti im Jardin d’Embarthe

Der Jardin d’Embarthe ist eine Oase im Herzen der Großstadt. Genau hier befindet sich die älteste, noch sichtbare Street Art in Toulouse. Mit Efeu bewachsen, erinnert es an die Anfänge der Straßenkunst in Frankreich, als sich Ende der 80er-Jahre junge Künstler von der New Yorker Hip-Hop-Kultur inspirieren ließen. Das Künstlerkollektiv Truskool entstand und wurde bald weit über die Grenzen hinaus bekannt. 1994 entstand das Graffiti im Jardin d’Embarthe. Es wurde von der Stadt in Auftrag gegeben und von vier Mitgliedern der Truskool signiert.

Graffiti an Hauswand des Künstlerkollektivs Truskool

Agence d’attractivité de Toulouse Métropole

Wiege der Street Art

Auch im Toulouser Stadtviertel Arnaud Bernard oder kurz »Arnaud B«, war das Kollektiv Truskool aktiv. Auf der Hauptstraße der Farben, der Rue Gramat, befinden sich unzählige Graffiti-Kunstwerke. Zu den größten Werken zählt das Auftragswerk der Stadt, das von sieben Mitgliedern von Truskool auf einer riesigen Gebäudefassade erschaffen wurde. Es ist dem Viertel als Wiege der Street Art gewidmet und ist farblich passend zur rosafarbenen Stadt gestaltet.

Pärchen bestaunt Street Art in Toulouse in der Rue Gramat

Arnaud Späni

Bunte Gesellschaftskritik

Mlle Kat ist eines der wenigen, weiblichen Gesichter der Graffiti-Szene in Toulouse. Der Fokus ihrer Werke sind Pin-ups und starke Comic-Frauen, diese ergänzt sie mit Einflüssen aus Werbung, 50er-Jahre-Kino und aktuellem Weltgeschehen. Wo Mlle Kat am Werk ist, wird es bunt und oft auch sozialkritisch. So verarbeitet sie etwa Themen wie den Klimawandel mit ihren weiblichen Charakteren auf den Häuserwänden von Toulouse. Echte Hingucker!

Straßenkunst in Toulouse der weiblichen Künstlerin Mlle Kat

Benjamin Roudet

Wer nicht allein durch die Stadt spazieren mag, nimmt am besten an einer »Graff Tour« teil. Kundige Guides informieren über Street Art in Toulouse. Hilfe gibt es beim Fremdenverkehrsbüro von Toulouse. Eine unabhängigere Möglichkeit bietet die »Street Art Cities«-App in englischer Sprache. Mit interaktiver Karte weist sie den Weg zu den berühmtesten Werken in Toulouse.

Ihr liebt Street-Art?

Das sind die coolsten Street-Art-Spots weltweit.

Für Straßenkunst-Fans lohnt sich auch ein Blick auf diese Street Art in Centro de Portugal.

Wer vor einer weiteren Reise nicht zurückschreckt, dem empfehlen wir eine Reise ins malaysische Street-Art-Paradies Georgetown.