In diesen Tagen sollten die Weihnachtsmärkte im ganzen Land ihre Pforten öffnen. Doch in Bayern, Sachsen und Brandenburg wurde sie wieder abgesagt. Anderenorts öffnen sie unter strengen Corona-Auflagen – vor allem unter 2G. Eine Übersicht.

Viele haben sich das ganze Jahr darauf gefreut: Nach einem Jahr Corona-Zwangspause sollten die Weihnachtsmärkte ihr Comeback feiern. Von Seiten der Politik gab es in diesem unbeschwerten Sommer denn auch grünes Licht: Dieses Jahr sollten in ganz Deutschland im Advent wieder auf den Weihnachtsmärkten die Lichter funkeln, die Weine glühen und die Mandeln duften. Doch es sollte anders kommen …

Weihnachtsmärkte in Brandenburg, Bayern und Sachsen abgesagt

Als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am vergangenen Freitag vor die Presse trat, verkündete er eine schlechte Nachricht: Das Bundesland geht wieder in einen Teil-Lockdown, die sogenannten 2G-Regeln werden verschärft und ausgeweitet. Nicht nur das: Viele Locations müssen wieder schließen, darunter Bars und Clubs. Und dann das: Alle Weihnachtsmärkte in Bayern werden auch in diesem Jahr verboten. Am  Mittwoch (24.11.21) soll die Regelung in Kraft treten. Die Weihnachtsmärkte in Bayern, die schon geöffnet haben, dürfen bis dahin geöffnet bleiben. Aber schon gibt es Ärger in Regensburg: Dort ist man höchst erbost über die Absage und will den Weihnachtsmarkt weiter geöffnet halten. Zur Not sollen die Gerichte angerufen werden.

Auch auf dem berühmten Christkindlesmarkt in Nürnberg hat die Absage für Entsetzen und Wut gesorgt. Dort waren – wie vielerorts in Bayern auch – die Buden bereits aufgebaut.

Blick auf den Weihnachtsmarkt in Nürnberg bei Dunkelheit

Dmitry Kovba/Shutterstock.com

»Wir haben lange gehofft und daran gewissenhaft gearbeitet, den Christkindlesmarkt 2021 veranstalten zu können. Doch die landesweiten Vorgaben sind eindeutig. Damit kann der traditionelle Markt im zweiten Jahr in Folge nicht stattfinden«,

sagte Oberbürgermeister Marcus König. Mit der Absage des Christkindlesmarkts fiel auch die geplante, nicht öffentliche Eröffnung des Marktes mit dem weltberühmten Prolog durch das neue Nürnberger Christkind Teresa Windschall aus.

Flickenteppich in Baden-Württemberg

Wenige Stunden nach Söders Auftritt zog auch Sachsen nach. Wirtschaftsminister Martin Dulig teilte während der Kabinettspressekonferenz mit, dass auch in Sachsen keine Weihnachtsmärkte öffnen dürfen. Ein Schock für alle Sachsen, die sich nach dem Ausfall im vergangenen Jahr so auf die Märkte gefreut hatten. Viele fragen sich nun: Welche großen Weihnachtsmärkte finden in diesem Jahr denn nun wie statt?

Weihnachtskugeln liegen nebeneinander

Frank Störbrauck

Derzeit werden die Weihnachtsmärkte vor allem in den Regionen abgesagt, in denen die Corona-Inzidenzwerte Rekordhöhen erreicht haben. Das betrifft vor die Märkte in Bayern und Sachsen. Und auch Brandenburg zog am Montag nach und sagte alle Märkte landesweit ab. Auch in vielen Städten Baden-Württembergs fielen die Märkte der hohen Corona-Zahlen zum Opfer. So wurden die Weihnachtsmärkte in Heilbronn, Sinsheim, Lörrach, Villingen-Schwenningen und vielen anderen Kleinstädten gecancelt.

Weihnachtsmärkte mit 2G oder 3G

In den Städten anderer Bundesländer dagegen will man es wagen. Dort wurde in vielen Kommunen unter Anordnung unterschiedlicher Maßnahmen wie etwa 2G oder 3G grünes Licht für das Wintervergnügen unter freiem Himmel gegeben.

So auch in Köln. Nachdem dort bereits in der vergangenen Woche die ersten kleinen Weihnachtsmärkte öffneten, wie etwa der im Stadtgarten, zogen gestern morgen Vormittag die großen nach. Auf den Weihnachtsmärkten der Domstadt gilt 2G. Das hatte die Stadt bereits vor rund zwei Wochen, gemeinsam mit den benachbarten Düsseldorfern, beschlossen. Auf dem Roncalliplatz, wo der »Weihnachtsmarkt am Kölner Dom« traditionell stattfindet, flanieren kurz nach Öffnung bereits Dutzende Besucher über den Platz. Einige Aussteller sind noch mit dem Aufbau beschäftigt, andere verkaufen bereits Glühwein, Mandeln und Kunsthandwerk.

Am Rande des Marktes hat Katrin Seeger ihren Stand aufgebaut. Sie verkauft edle Lederhandschuhe nach alter handwerklicher Tradition, das Gros davon selbst hergestellt. Seit 2018 sei sie in Köln auf dem Weihnachtsmarkt dabei, erzählt sie. Außerdem habe sie noch einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Gendarmenmarkt in Berlin. Da müsse sie auch Mitte der Woche wieder hin.

Buden-Verkäuferin Kathrin Seeger auf dem Weihnachtsmarkt in Köln

Frank Störbrauck

Seeger, die den Betrieb in vierter Generation führt, blickt natürlich auch mit Sorge darauf, wie derzeit über die Weihnachtsmärkte diskutiert wird. Hat sie keine Sorge, dass auch die Kölner und Berliner Märkte der Pandemie zum Opfer fallen? »Nein. Ich gehe davon aus, dass wir bis zum 23. Dezember hier sein dürfen«, sagt sie zunächst. Und dann:

»Aber es kommt, wie es kommt. Die Politik wird gute Gründe haben, wenn wieder alles dichtgemacht werden sollte.«

Köln: 2G Pflicht, Mund-Nasen-Schutz freiwillig

Damit es nicht so weit kommt, will die Stadt Köln die Märkte »coronafest« machen. Auf allen Weihnachtsmärkten in der Stadt gilt die 2G-Regel. Das heißt: Wer nicht von Corona genesen oder gegen Corona geimpft ist, darf die Märkte nicht betreten. Hinweisschilder an den Eingängen der Märkte weisen darauf hin. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist nicht verpflichtend, wird aber empfohlen. Rund die Hälfte der Besucher am Eröffnungsvormittag beherzigt den Ratschlag und trägt einen Mund-Nasen-Schutz. Am ersten Tag schienen die Kontrollen zu funktionieren. Auch die Händler sind bei der Einhaltung der Corona-Maßnahmen eingespannt.

Corona-Hinweisschild am Eingang des Weihnachtsmarktes auf dem Heumarkt in Köln

Frank Störbrauck

Auch in den anderen Kommunen in Nordrhein-Westfalen gilt 2G auf den Weihnachtsmärkten. Das hatte Ministerpräsident Hendrik Wüst vergangene Woche angekündigt.

Städte wie Bonn und Duisburg sind noch strenger. Dort müssen alle Besucher des Weihnachtsmarktes in der Innenstadt mindestens eine medizinische Maske tragen. Stichprobenartige Kontrollen durch das Ordnungsamt und Mitarbeiter von Sicherheitsdiensten sollen die Einhaltung der Regeln kontrollieren.

In der NRW-Landeshauptstadt setzt Düsseldorf Tourismus als Veranstalter seit Montag 2G-Bändchen ein, »um das Hygienekonzept weiter auszubauen«. Man setze damit kurzfristig einen Wunsch von Oberbürgermeister  Stephan Keller um, heißt es. Die 2G-Bändchen werden von den Händlern vor Ort an den Hütten ausgegeben. Beim bereits eingezäunten Marktplatz erfolgt die Ausgabe durch den von Düsseldorf Tourismus beauftragten privaten Ordnungs- und Sicherheitsdienst.

In Lüdenscheid entschied man gestern nach langem Hin und Her: Der Weihnachtsmarkt darf stattfinden. Auch unter 2G, die Innenbereiche der Glühweinstände wurden allerdings gesperrt, das Bühnenprogramm gestrichen. Die Gäste sollen sich draußen an der frischen Luft aufhalten. Bei den Händlern ist die Erleichterung entsprechend groß.

Bremen: erst keine Einschränkung, dann 3G und Maskenpflicht

Aber längst nicht überall in Deutschland sind die Regeln so streng. Je nach Bundesland, Corona-Inzidenzrate und Aufbau der Märkte, die zum Teil eingezäunt sind, gelten unterschiedliche Regeln. Bis Anfang vergangener Woche galt in Bremen etwa die Auslosung: keine Maske, kein 3G. Jeder sollte kommen können. Die Zahl der Stände wurde um zehn Prozent reduziert und der Weihnachtsmarkt räumlich entzerrt.

Am vergangenen Mittwoch dann zog Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt die Reißleine. Nun gilt auf den Adventsmärkten auf dem Marktgelände und an der Schlachte eine Maskenpflicht, außerdem: »Eine Ausgabe an den Ausschank- und Imbissbetrieben und eine Nutzung der Fahrgeschäfte erfolgt nur nach einem 3G-Nachweis.« Steigt die Corona-Inzidenz in der Stadt auf über 200, werde man die 2G-Regel einführen, heißt es weiter. Vielleicht aber auch schon deutlich früher. Bremerhavens Bürgermeister Melf Grantz jedenfalls drängt bereits jetzt auf 2G.

Blick auf den Weihnachtsmarkt vor dem Bremer Rathaus

Heide Pinkall/Shutterstock.com

Ähnlich locker sollten auch die Weihnachtsmärkte in Offenbach und Kassel starten. Aber auch hier wurde kurz vor Beginn der Märkte nachgeschärft. Auf beiden Weihnachtsmärkten gilt nun die 2G-Regel, in Kassel muss außerdem ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.

Hamburg: Viele Weihnachtsmärkte nur mit 2G

Weiter nördlich fährt auch Hamburg eine vergleichsweise liberale Linie. Dort sind am Montag – wie in Köln – mehrere Weihnachtsmärkte in die Saison gestartet, am 15. November hatten die ersten Weihnachtsmärkte die Adventszeit eingeläutet. Nach der Corona-Verordnung des Senats sind die Hamburger Weihnachtsmärkte unter Einhaltung der Abstands- und Maskenpflicht dieses Jahr grundsätzlich frei zugänglich. »Für den Verzehr von Speisen und Getränken muss allerdings ein abgetrennter Bereich nach dem 2G- oder 3G-Modell eingerichtet werden. Alternativ kann auch der gesamte Markt ausschließlich unter 2G- oder 3G-Bedingungen stattfinden«, heißt es. Wer sich die Übersicht der Märkte anschaut, stellt fest: Rund die Hälfte der Weihnachtsmärkte findet ausschließlich mit 2G statt, die andere Hälfte mit abgetrenntem 2G-Bereich. Auf dem große Historischen Weihnachtsmarkt zu Füßen des Hamburger Rathauses etwa dürfen alle gehen, für den Gastronomie-Bereich gilt allerdings eine 2G-Regel.

Jungfernstieg in Hamburg im Advent

Gerckens-Photo-Hamburg/Shutterstock.com

Kurzfristige Absage des Weihnachtsmarktes in Stuttgart

Ob die Kommunen allerdings die Weihnachtsmärkte bis zum Ende des Advents erlauben, steht in den Sternen. Denn: Die Entwicklung der Corona-Inzidenzzahlen kennt seit Wochen nur eine Richtung: nach oben. Die Entscheidungsträger in den Rathäusern dürfte ein zunehmend mulmiges Gefühl bestreiten, wenn die Corona-Zahlen nach oben gehen und sich gleichzeitig Tausende – wenn auch an der frischen Luft – auf den Weihnachtsmärkten allabendlich vergnügen. In Stuttgart wurde es Oberbürgermeister Frank Nopper gestern Abend zu viel des Guten. Erst war offensichtlich, dass sich viele Weihnachtsmarktbesucher in Stuttgart nicht an die Maskenpflicht hielten, dann wurden in den Nachbarstädten die Märkte abgesagt. Am Abend dann teilte er mit:

„Auch, wenn es unglaublich weh tut, bleibt uns jetzt keine andere Wahl mehr. Wir haben alles versucht, den Weihnachtsmarkt zu ermöglichen. Nachdem heute aber andere große Weihnachtsmärkte in der Region, gerade auch der Barockweihnachtsmarkt in Ludwigsburg und der Mittelalterliche Weihnachtsmarkt in Esslingen, abgesagt wurden, ziehen wir die Notbremse. Nach der Absage der Märkte in Ludwigsburg und Esslingen wäre in Stuttgart ein enormer Besucherandrang zwangsläufig. Dieser wäre unter Corona‐Bedingungen nicht mehr kontrollierbar und beherrschbar“,

Es dürfte nicht die letzte Absage gewesen sein.

Hinweis der Redaktion: Die genannten Informationen zu den Weihnachtsmärkten in Deutschland geben einen Überblick über den aktuellen Stand vom 23. November 2021 in ausgewählten Städten und erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Wer einen Weihnachtsmarkt besuchen möchte, sollte sich vorab auf der Website oder in der örtlichen Tagespresse darüber informieren, ob und unter welchen Bedingungen der Weihnachtsmarkt besucht werden kann.