Wenn der Sommer durchstartet, wird in vielen Metropolen Europas sowie Süd- und Nordamerikas die Pride-Saison gefeiert. Regenbogen-Festivals und bunte Paraden bestimmen dann vielerorts das Bild. Wir stellen die Städte vor, in denen die LGBT-Community besonders coole CSD-Festivals feiert.
Gran Canaria, Mai
Die Kanarischen Inseln sind seit mehr als 50 Jahren ein Paradies für die LGBT-Community. Neben coolen Stränden, ganzjährig sommerlichen Temperaturen und scheinbar unzähligen gayfriendly Unterkünften bietet das Archipel jede Menge LGBT-freundliche Veranstaltungen.
Besonders groß ist die LGBT-Szene auf Gran Canaria. Viele Cafés, Bars und Clubs, Musikhighlights von angesagten DJs und Mottopartys für jeden Geschmack lassen kaum einen Wunsch unerfüllt. Als Epizentrum des bunten Treibens gilt das Yumbo Shopping- und Partycenter, das an 365 Tagen im Jahr geöffnet hat.
Wenn der europäischen LGBT-Szene im Spätfrühling der Sinn nach Sommer, Sonne, Strand und CSD ist, dann reist sie in schöner Regelmäßigkeit nach Maspalomas auf Gran Canaria. Dort ist im Mai, meist in der ersten Monatshälfte, das Epizentrum des Maspalomas Prides. Fast 14 Tage lang wird gefeiert. Höhepunkt ist die große Parade, die durch Playa del Ingles und Maspalomas zieht. Daneben locken zahlreiche Mottopartys, Bootstouren und eine riesige Konzert- und Partybühne im Yumbo Center.
Tel Aviv, Mai
Hunderttausende feiern in Tel Aviv regelmäßig die Pride Parade. Über 150.000 Einheimische und Besucher aus aller Welt ziehen mit Trucks entlang der Promenade der Mittelmeermetropole, singen, feiern und schwenken die Regenbogenflaggen bei sonnigen Temperaturen.
Die Parade, traditionell von Tel Avivs Bürgermeister eröffnet, beginnt am Gordon Beach und zieht sich entlang der Promenade bis zum Aviv Beach, auf der Höhe des Carmel Markts, wo sie mit einer ausschweifenden Party endet.
Zum 25. Jubiläum der Tel-Aviv-Pride-Parade in diesem Jahr veranstalten die Stadtverwaltung von Tel Aviv-Jaffa und zahlreiche Mitglieder der LGBT-Community das größte Pride-Wochenende seit deren Beginn 1998. So fand nicht nur die Parade am 8. Juni, sondern am Folgetag die bisher große Afterpride-Party im Ganne Yehoshua Park statt, wo unter anderem Israels Star-DJ Offer Nissim und Eurovision-Song-Contest-Gewinnern Netta Barzilai performten. Zudem fanden über die Stadt verteilt zahlreiche weitere Partys und Drag-Queen-Shows in den Nachtclubs statt.
Tel Aviv gilt mit seinen Gay-Bars, -Hotels und -Stränden als eine der aufgeschlossensten Städte der Welt und gehört zu den beliebten Reisezielen der internationalen LGBT-Community. Jedes Jahr begrüßt die Stadt zahlreiche Mitglieder der Gemeinschaft zum gemeinsamen Feiern der größten Pride-Parade im Nahen Osten.
São Paulo, Juni
Spieglein, Spieglein an der Wand – wer das hat das größte Pride-Event im ganzen Land? In Brasilien fällt die Antwort eindeutig aus: São Paulo. Die 20-Millionen-Einwohner-Metropole feiert meist in der ersten Juni-Hälfte die Parada do Orgulho LGBT de São Paulo, wie die CSD-Feierlichkeiten offiziell heißen. In den letzten Jahren nahmen regelmäßig zwei bis drei Millionen Menschen an der Parade teil, was sie zu einer der größten auf der Welt macht.
Los geht die große Parade-Sause um die Mittagszeit vor dem Museum of Art of São Paulo (MASP – Museu de Arte de São Paulo) auf der berühmten Avenida Paulista, wo sich die rund 25 doppelstöckigen Riesen-Trucks aufstellen und von dort aus über die Rua da Consolação zum Praça Rooselvelt bewegen.
Obwohl es sich offiziell um eine fünftägige Veranstaltung handelt, bei der die Parade der Höhepunkt ist, beginnt das Pride-Festival bereits drei Wochen vorher mit Debatten, Theaterstücken, Musikkonzerten, Tanzaufführungen, Kulturmessen, Straßenmärkten und vielem mehr.
Toronto, Juni
LGBT-Reisende, die schon einmal in Kanada zu Besuch waren, wissen: Das Land gehört zu den LGBT-freundlichsten Ländern der Welt. In Städten wie Toronto, Montréal und Vancouver, aber auch in Québec-City, Calgary und anderenorts existierenden lebendigen LGBT-Szenen. Ganz besonders davon überzeugen kann man sich jährlich im Juni, wenn Hunderttausende den Toronto Pride feiern. Höhepunkt der Feierlichkeiten ist die große Parade, aber auch der Dyke March und der Trans March locken viele Besucherinnen und Besucher an.
Der jährliche Pride Month beginnt mit einer offiziellen Flaggenhissung im Rathaus und zieht sich durch den ganzen Juni bis zum großen Festival-Wochenende im LGBT-Viertel Church-Wellesley. Dort lockt ein großartiges Straßenfest mit vielen Tanzbühnen.
New Orleans, Juni
Höhepunkt der New Orleans Pride ist traditionell die NOLA Pride Parade, die durch Marigny und das berühmte French Quarter zieht. Startpunkt ist »The Phoenix Bar« beim Elysian Field, wo bereits ab 10 Uhr morgens das legendäre Pride-Fest über die Bühne geht. Willkommen sind alle, die gerne feiern. Der Eintritt zu beiden Events ist frei.
Parallel zum New Orleans Pride Weekend findet das New Orleans Black Pride Weekend statt. Eine Veranstaltungsreihe von und für queere People of Color, mit Pool- und Tanzpartys, Picknick und vielem mehr. Speziell auf Familien ist wiederum der Longue Vue Family Equality Day ausgerichtet, und wer es am Monatsende noch einmal krachen lassen und dabei etwas Gutes tun möchte, besucht das Pride at the Broadside – ein Musik-Festival, bei dem Gelder für das LGBT Community Center of New Orleans gesammelt werden.
Das größte LGBT-Event der Stadt ist der New Orleans Pride aber nicht. Das wurde 1972 von einer Handvoll Freunde aus der Wiege gehoben und gibt alljährlich über das Labor Day Weekend Anfang September den Ton im French Quarter an. Die Rede ist vom Southern Decadence, das sich gern auch als »Gay Mardi Gras« feiern lässt. Mit mehr als 275.000 Teilnehmern zählt es zu den wichtigsten LGBT-Veranstaltungen der Welt und wird im Big Easy in einem Atemzug mit dem Mardi Gras, Jazz Fest, Essence Festival und dem French Quarter Festival genannt.
Los Angeles, Juni
Die LA Pride ist die zweitgrößte Pride-Feier in den USA sowie eine der größten der Welt und passt somit wunderbar in eine Stadt, die sich einer lebendigen Kultur und kosmopolitischen Gemeinschaft verschrieben hat. Im Juni lädt die Stadt mit vielen Veranstaltungen dazu ein, die LGBT-Gemeinschaft in Los Angeles zu feiern und zu unterstützen. Im Mittelpunkt steht die LA Pride Parade. Größer und aufregender als je zuvor werde sie mit noch geheimen Auftritten für Überraschungen sorgen, heißt es in Los Angeles.
Die Parade auf dem Hollywood Boulevard findet ihren Höhepunkt im Pride Village, einem kostenfreien Straßenfest mit Essen- und Infoständen, Dance-Floors und Live-Auftritten. Bei Pride in the Park treten Grammy-Award-Gewinnerinnen Megan Thee Stallion und Mariah Carey auf. Zu den weiteren Highlights gehören die LGBTQ+ Pride Night im Dodger Stadium, OUTLOUD @ WeHo Pride – das Musikfestival des WeHo Pride Weekend – sowie Pride is Universal in den Universal Studios, einschließlich der kürzlich eröffneten Super Nintendo World.
New York, Juni
New York zählt zu den weltweit beliebtesten Reisezielen der LGBT-Szene. Ganz besonders im Juni, denn dann ist Pride Month in New York. Besucher erwartet ein Monat voller farbenfroher Festivals und Paraden im Zeichen der Regenbogenfahne. Aber: Den Juni allein auf einen Partymonat zu reduzieren, wird der Geschichte des Pride Month nicht gerecht. Das wird einem spätestens bewusst, wenn man vor dem Stonewall Inn auf der Christopher Street in New York City steht und gedanklich zurück in den Sommer 1969 reist – zur Geburtsstunde der modernen LGBT-Bewegung.
Im Rahmen einer Polizeirazzia kam es seinerzeit in dem Stonewall Inn zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Gästen und der Polizei. Die LGBT-Community beschloss an diesem Abend, ihrer Angst vor gesetzlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen zu trotzen und öffentlich für ihre Rechte in der Gesellschaft zu kämpfen. Der 28. Juni und die Tage darauf gingen als der Stonewall-Aufstand in die Geschichtsbücher der Stadt ein. In Gedenken an diesen Protest fand am Jahrestag 1970 der erste Christopher Street Liberation Day March in New York City statt.
Köln, Juli
Auch wenn in Deutschland in Berlin die mit Abstand größte LGBT-Szene beheimatet ist, das größte Pride-Event hierzulande findet jährlich in Köln statt. Los gehen die Feierlichkeiten mit einem großen Straßenfest in der Altstadt. Auf dem Alter Markt, Heumarkt und Gürzenich locken von Freitagnachmittag bis Sonntagabend Infostände, Imbissbuden, Cocktail- und Food-Trucks, zwei Bühnen und eine Open-Air-Tanzfläche. Und alle, die die Nacht zum Tag machen wollen, finden eine riesige Auswahl an Partys.
Höhepunkt der Feierlichkeiten des Cologne-Pride-Festivals ist die große CSD-Parade, die traditionell am ersten Sonntag im Juli durch die Stadt zieht. Bis zu eine Million Menschen lockt der farbenfrohe Umzug an. Die Parade ist für viele Kölnerinnen und Kölner eine willkommene Abwechslung zur rosenmontagfreien Zeit im Sommer, weshalb man unter den Zuschauern ungewöhnlich viele Hetero-Paare und Familien sieht.
Im Vorfeld des CSD-Wochenendes finden im Rahmen des ColognePrides zahlreiche Diskussions- und Kulturveranstaltungen wie etwa Fotoausstellungen und Partys statt.
Amsterdam, August
Seit 1996 findet an jedem ersten Samstag im August die Canal Parade statt – der Höhepunkt des Amsterdam Gay Pride und in dieser Form weltweit wohl auch einzigartig, da die Parade mit Booten über die Grachten der holländischen Hauptstadt gefahren wird. Zehntausende Zuschauerinnen und Zuschauer stehen dabei entlang der Grachten, um die Boote zu bestaunen und mitzufeiern. Wer einen guten Platz ergattern möchte, sollte frühzeitig an den Grachten erscheinen, denn der Andrang ist sehr groß. Nach der Canal Parade wird weitergefeiert in den Lokalen, den Straßen und den eigens aufgebauten Bühnen, bevor es dann in die Clubs geht. Tipp: Vor allem in der Reguliersdwarsstraat treffen sich die Feierfreudigen.
Vor und an dem feierlichen Wochenende können Besucherinnen und Besucher an einer Gay & Lesbian-Tour durch den Königlichen Zoo Artis teilnehmen, eine Einführung in die Geschichte der Schwulen-Rechte in Amsterdam erhalten und das bekannte Homo-Monument besichtigen.
Malta, September
Malta zeichnet sich durch seine große Toleranz gegenüber queeren Lebensentwürfen aus und führt seit 2016 die »Rainbow Europe«-Rangliste des LGBT-Verbandes ILGA an. Diese beurteilt die LGBT-Lebens- und Rechtssituation in 49 europäischen Ländern.
Im September 2023 wird das Ganze dann gebührend gefeiert: Malta ist Gastgeber der EuroPride 2023. Die zehntägige Veranstaltung zwischen dem 7. und 17. September 2023 wird eine Vielzahl von Unterhaltungsaktivitäten und Events bieten, darunter eine Menschenrechtskonferenz, Pride-Märsche in Valletta und Victoria (Gozo), Konzerte sowie Themenpartys unter dem Motto #EqualityFromTheHeart.
Zur großen Sause wird Christina Aguilera als Hauptact beim Konzert am 16. September 2023 auftreten, das im Anschluss an den Pride March in Maltas Hauptstadt Valletta stattfindet. Mit ihrer Unterstützung für die LGBT-Gemeinschaft sei Christina Aguilera die perfekte Wahl für das EuroPride Valletta 2023 Konzert, das Vielfalt, Gleichheit und Inklusivität feiern und Menschen aus ganz Europa und darüber hinaus in einer Show der Solidarität zusammenbringen soll, heißt es von Insel. Die mehrfach mit Platin ausgezeichnete Sängerin wird auf der Bühne des »The Granaries« in Floriana auftreten.
Sydney, März
Es begann mit einem Lastwagen, aus dessen Boxen »Ode to a Gym Teacher« und »Glad to be Gay« schmetterten, gefolgt von einer wachsenden Gruppe von Menschen der LGBT-Community, die tanzten und riefen: »Raus aus den Bars und auf die Straße!«.
In Erinnerung an die Stonewall Riots von 1969 zogen LGBT-Sydneysider (so heißen die Einwohner Sydneys) in der Nacht des 24. Juni 1978 die Oxford Street hinunter. Als sie die Innenstadt erreichten, beschlagnahmte die Polizei von Darlinghurst den Lastwagen. Zweitausend Menschen marschierten in Richtung Kings Cross, dem ersten LGBT-freundlichen Gebiet in Australien, und wurden von der Polizei brutal angegriffen. Dreiundfünfzig Menschen wurden im Laufe der Nacht verhaftet. Daraufhin fand ein jährlicher Mardi-Gras-Marsch statt, um Gleichberechtigung zu fordern.
Später wurde die Sydney Gay and Lesbian Mardi Gras Parade in den wärmeren März verlegt. Heute ist sie eine der populärsten Veranstaltungen in Sydney, an der schätzungsweise 500.000 Menschen teilnehmen, um den Stolz und den Fortschritt von LGBT zu feiern. Die Parade während des Sydney WorldPride 2023 war die bisher größte und farbenprächtigste , mit über 200 Festwagen und vielen kostenlosen Plätzen für Zuschauende entlang der Oxford Street sowie Premium-Plätzen.