Fernwandern auf den »Big Five« in Kärnten

Wenn die Sonne über den Alpen aufgeht, der Morgentau das satte Grün der Landschaften benetzt und die kristallblauen Bergseen langsam aufwärmen, ist der perfekte Moment gekommen, um die Wanderschuhe zu schnüren. Auf der Suche nach Entschleunigung und Geborgenheit in Mutter Natur geht es diesen Sommer nach Südösterreich, genauer gesagt nach Kärnten. Auf den »Big Five«, den schönsten Weitwanderwegen der Region, locken atemberaubende Kulissen gepaart mit einmaligen Herausforderungen. Und hier sind sie, die Big Five zum Wandern in Kärnten.

Meer in Sicht: Alpe-Adria-Trail

Strand oder Berge? Geht beides. Der Alpe-Adria-Trail führt auf 750 Kilometern durch drei Länder. Los geht es am Fuße von Österreichs größtem Berg, dem Großglockner. Von den mächtigen Dreitausendern im Mölltal führt der Weg über die sanften Nockberge, vorbei an den Seen Kärntens. Direkt hinter der Grenze zu Slowenien heißt der Triglav Nationalpark Wanderer willkommen. Das leuchtende Türkis des Flusses Soča leitet den Weg in Richtung Süden, bis in die Weinregionen um Goriška Brda.

Wandern in Kärnten: der Alpe-Adria-Trail

Franz Gerdl/Kärnten Werbung

Kaum ist die Grenze zu Italien überquert, weht schon die erste Meeresbriese. Entlang der Küste geht es über den berühmten »Rilkeweg« bis in die historische Hafenstadt Triest, die eine willkommene Abwechslung zu der Abgeschiedenheit der letzten Tage bietet. In der mittelalterlichen Stadt an der Adriaküste treffen österreichische Einflüsse auf Dolce Vita. Beim Aperol-Spritz am Canale Grande fühlt man sich beinahe wie in Venedig. Nach insgesamt 43 Etappen ist der Weg schließlich geschafft: Der malerische Küstenort Muggia ist die Endstation des Alpe-Adria-Trails.

Fakten

Länge: 750 Kilometer, 43 Tagesetappen
Start: Kaiser-Franz-Josefs Höhe bei Heiligenblut
Ende: Muggia, Italien

Wandern und Wellness: Der Nockberge-Trail

Geschundene Füße, brennende Beine, so richtig Kohldampf und dann schlafen im 12-Bett Zimmer auf der Berghütte? Das muss hier nicht sein! Die Nockberge sind die perfekte Wanderlocation für Genießer. Angefangen am Katschberg führt der Weg acht Tage lang über grüne Anhöhen und Bergrücken. Mit 2336 Metern ist der Königsstuhl der höchste Punkt des Trails. Während sich der Großglockner schützend hinter ihm aufbaut, erstrecken sich zu seinen Füßen weite Berglandschaften und saftige Täler.

Gert Perauer

Aber nicht nur der Ausblick belohnt müde Wanderer, auch eine Nacht im Hotel Hochschober tut gut. Mit dem beheizten Badesee auf fast 1800 Metern sorgt es für Entspannung nach einer anspruchsvollen Etappe. Dazu kommen leckere Alpen-Kulinarik und vielleicht der ein oder andere Drink. In Sachen Komfort ist das Hotel kein Einzelfall: Ob in den Bergregionen Innerkrems, Turracher Höhe oder Falkert, komfortable Übernachtungsmöglichkeiten und Wellnessangebote finden sich fast auf der ganzen Strecke. Den krönenden Abschluss bildet der Millstätter See, der zwischen grünen Wiesen und dem beeindruckenden Panorama der Alpen liegt.

Fakten

Länge: 128 Kilometer, acht Tagesetappen
Start: Katschberghöhe
Ende: Seeboden am Millstätter See

Für Geschichtsfans und Käsefreunde: Karnische Milchstraße oder Via della Pace

Eigentlich Karnischer Höhenweg genannt, ist der Wanderweg in den Alpen auch unter zwei sehr unterschiedlichen Spitznamen bekannt. Einer davon ist »Karnische Milchstraße«. Denn auf der Wanderroute sind urige Almen und Bauernhöfe aneinandergereiht wie die Sterne auf der Milchstraße, jede Menge glückliche Kühe inklusive. Aus ihrer Milch entsteht eine wahre Köstlichkeit: der würzige Gailtaler Almkäse. Eine lokale Spezialität, die die einheimischen Bauern schon seit hunderten von Jahren zubereiten. Von seinem Geschmack überzeugt man sich bei der Wanderung von Alm zu Alm.

Franz Gerdl

Von der düstereren Geschichte der Region zeugt der Name »Via della Pace« (Friedensweg). Wo heute Ruhe und Frieden herrschen, spielte sich vor nicht allzu langer Zeit Schreckliches ab. Während des ersten Weltkrieges war das Gebiet um den Plöckenpass direkt an der Grenze zwischen Italien und Österreich umkämpft. Alte Stellungen und Bunker im Freilichtmuseum Plöckenpass sind Zeugen dieser bewegten Zeit. Aber es gibt noch mehr zu entdecken in der eindrucksvollen Berglandschaft: Zwischen hohen Gipfeln und erfrischenden Bergseen fühlen sich auch Hobbygeologen pudelwohl, denn auf dem 150 Kilometer langen Weg findet das geschulte Auge das ein oder andere Fossil im Gestein!

Fakten

Länge: 150 Kilometer, acht bis elf Tagesetappen
Start: Silian in Osttirol
Ende: Thörl-Maglern

Eine Alpenüberquerung für Fortgeschrittene: Tauernhöhenweg

Nur du, der Berg und unendliche Ruhe: Die Hohen Tauern gelten als das Kronjuwel der Höhenwege. Unvergessliche Alpenpanoramen, über 3.000 Meter hohe Gipfel und das ewige Eis der Gletscher sorgen für ein einmaliges Erlebnis. Doch aufgepasst! Trotz guter Infrastruktur ist der Weg nicht gerade einfach. Zwingend nötig sind genügend Erfahrung, eine gute Kondition und vor allem auch Schwindelfreiheit. Obwohl viele Etappen des Weges gut zu begehen sind, gibt es einige Gratpassagen am Seil sowie vergletscherte Abschnitte.

Franz Gerdl

Wer sich dieser Herausforderung stellen möchte, aber sich noch etwas unsicher ist, engagiert einen lokalen Bergführer, der sich auf dem Tauernhöhenweg auskennt wie in seiner Westentasche. Von der Abenteuerlust gepackt? Dann heißt es jetzt: vorbereiten auf die sechstägige Hüttentour der Superlative!

Fakten

Länge: 60 Kilometer, sechs Tagesetappen
Start: Glocknerhaus, Großglockner Hochalpenstraße
Ende: Kölnbreinsperre, Maltatal

Auf der Sonnenseite: Panoramaweg Südalpen

20 Tage, drei Kulturen und unendlich viel Sonne! Naja fast. Zumindest gilt der Panoramaweg in den Südalpen als einer der sonnenverwöhntesten in ganz Kärnten. Los geht es in Thörl- Maglern, entlang der italienischen Grenze, bis hin zum Hochstuhl auf 2.337 Metern Höhe. Entlang der schroffen Koschuta-Wand, die ein Paradies für Kletterer ist, führt der Weg nach Slowenien zur Potocnik Höhle. Vielen ist sie ein Begriff als Fundort der Cro-Magnon-Menschen, die hier vor etwa 30.000 Jahren lebten. Doch dann geht es weiter zurück nach Österreich, über Lavamünd und die sanften Wege der Saualpe, immer in Richtung des Ziels: Dem 2.396 Meter hohen Zirbitzkogel.

Kärnten Wandern: der Panoramaweg Südalpen

Stefan Filzmoser

Aber neben träumerischen Bergwelten warten viele weitere Erlebnisse: Unterwegs lernen Besucher über die Vergangenheit des Bergbaus, schwimmen im warmen Klopeiner See und tauchen in die vielseitigen Kulturen der Alpenwelt ein. Ebenso ein Highlight: das gemütliche Panorama Restaurant im Karawanken Unesco Global Geopark.

Fakten

Länge: 286 Kilometer, 20 Tagesetappen
Start: Thörl-Maglern
Ende: Tonnerhütte/Zirbitzkogel

Good to know

Natürlich können alle Weitwanderwege auch in einzelnen Etappen erkundet werden. Bei der Organisation der Wanderungen helfen die »Trail Angels«. Denn für fast alle Trails bieten sie individuell abgestimmte Angebote mit Gepäck- und Shuttleservice sowie eine Trail-Hotline.

Mehr Infos zum Wandern in Kärnten findet ihr hier.