Wer bequem verreisen möchte, kann seine Koffer vorab an den Urlaubsort senden. Doch nicht immer haben es Logistiker mit solch gewöhnlichem Versand zu tun. Zum Jahresende präsentiert DHL die fünf ungewöhnlichsten Lieferungen des Unternehmens 2023.

Pakete mit Literatur, kistenweise Elektronik wie Computer, Notebooks und Kameras, dazu Möbelladungen und Schiffscontainer mit Autos, Motorrädern oder Baumaschinen, und natürlich auch Koffer von Reisenden – Logistikanbieter wie DHL sind tagtäglich damit beschäftigt, Waren von A nach B zu bringen. Das ist schließlich deren täglich Brot. Hin und wieder müssen die Versandspezialisten allerdings Aufträge ausführen, die alles andere als 0815 sind. Das sind die fünf ungewöhnlichsten Lieferungen von DHL im Jahr 2023.

Drei Seekühe von Ohio nach Florida

DHL in den USA staunte nicht schlecht, als sich der Zoo in Cincinnati im US-Bundesstaat Ohio im Oktober an das Unternehmen wandte. Drei Seekühe sollten von dort nach Tampa in Florida gebracht werden. Das ist immerhin mehr als 1.600 Kilometer entfernt. Zunächst ging es für »Soleil«, »Calliope« und »Piccolina«, so die Namen der drei Seekühe, mit dem Flieger nach Orlando. Von dort ging es mit dem LKW weiter nach Tampa. Dafür brauchte es reichlich Platz im Flieger und LKW. Schließlich brachte jede Seekuh zwischen 350 und 450 Kilogramm auf die Waage.

Der Transport erfolgte in einem DHL-Frachtflugzeug samt speziellem Container. Diese hatten dicke Schaumstoffauflagen und Decken, um die Tiere warm zu halten. Die Seekühe wurden mit Wasser besprüht, damit ihre Körper nicht austrockneten. Ein Tierarzt überwachte ihren Zustand während des Flugs. 

Zoo Tampa: Seekühe werden aus LKW entladen

Zoo Tampa

Der Grund für die weite Reise der Seekühe: Floridas Wildtierbehörde hatte die drei Seekühe 2021 als verwaiste Kälber gerettet. Der Zoo in Cincinnati erklärte sich in der Folge bereit, sich um die Tiere zu kümmern und sie aufzupäppeln. Als es im Oktober schließlich so weit war, stand der Umzug nach Tampa in den dortigen Zoo an. Dort wird nun ihre Auswilderung vorbereitet. Anfang nächstes Jahres soll es so weit sein.

Fünf Lokomotiven aus den USA nach Peru

Dass Verkehrsunternehmen untereinander rege Geschäfte unternehmen, ist nichts Neues. Airlines etwa verkaufen gern mal ältere Flugzeuge an Airlines am anderen Ende der Welt statt sie auf Flugzeugfriedhöfen versauern zu lassen. Beim »Versand« von Flugzeugen sind Logistiker wie DHL eher nicht im Spiel, den Transport bekommen die Airlines logischerweise allein geregelt.

Eisenbahngesellschaften dagegen benötigen schon mal die Hilfe von DHL & Co. – je nachdem, wohin die Reise geht. So auch die Union Pacific Railroad im Westen der USA. Sie beauftragte im September DHL damit, fünf Lokomotiven mit dem Schiff von Houston in Texas ins rund 5.000 Kilometer entfernte Callao in Peru zu befördern. Eine Eisenbahngesellschaft aus Peru hatte die Loks gebraucht gekauft.

Lokomotive der Union Pacific wird von einem Kran hochgezogen

DHL

Ein Expertenteam musste den Transport zwei Monate lang vorbereiten. Kein Wunder, die Fracht war jeweils 20 Meter lange und 186 Tonnen schwer. Abläufe mussten berechnet, Entwürfe gezeichnet, Materialien geprüft und etwaige Reiserouten berechnet werden. Als die Vorarbeiten beendet waren, ging die Lok-Reise schließlich los. Kräne hievten die Züge auf ein Schiff. Dann ging es zwölf Tage durch den Golf von Mexiko und den Panamakanal bis zur peruanischen Küste.

Lebensrettender Schlüssel von Tunesien nach Deutschland

Wer kennt es nicht? Man tritt eine Reise an, hat aber vorher noch irre viel zu tun. Alles geht hopplahopp – und schon vergisst man die Hälfte. Der ein oder andere dürfte die Erfahrung gemacht haben, wenn er oder sie am Urlaubsort ankommt und nach Öffnen des Koffers entsetzt feststellt, was alles vergessen wurde. So ähnlich erging es einem Urlauber aus Deutschland, der nach Tunesien gereist war. Sein Versäumnis: Er hatte vergessen, seiner Lebensgefährtin den Wohnungsschlüssel zu übergeben. Stattdessen nahm er ihn mit nach Tunesien.

Dabei hatten die Frau eine wichtige Aufgabe zugewiesen bekommen: Sie sollte den Vogel versorgen. Nun gab es zwei Möglichkeiten: Entweder musste ein Schlosser her, der das Wohnungstürschloss aufbricht, oder der Original-Schlüssel musste so schnell wie möglich von Tunesien nach Deutschland. Das Paar entschied sich für Variante B – und damit kam dann DHL ins Spiel. DHL flog den Schlüssel vom Flughafen Tunis ins rund 2.000 Kilometer entfernte Leipzig. Dort hat das Unternehmen sein Drehkreuz. Weil es eilte, entschloss sich die Lebensgefährtin nicht auf die Zustellung zu warten, sondern sich selbst nach Leipzig auf dem Weg zum Airport zu machen.

DHL-Flugzeuge am Flughafen Leipzig

DHL

Ein DHL-Serviceteam machte den Schlüssel unter den vielen anderen Paketen und Briefen aus Tunesien ausfindig und übergab ihn der Frau noch am Leipziger Flughafen. Und zwar noch rechtzeitig, wie sich  herausstellte: In einem Dankschreiben an DHL berichtete die Frau von einem erfreulichen Ausgang des Malheurs. Sie konnte dem Vogel rechtzeitig Futter und Wasser geben.

Rennbobs von Deutschland nach China

Die International Bobsleigh & Skeleton Federation (IBSF) ist die weltweit führende Sport-Organisation für Bob und Skeleton. Vor ein paar Wochen, Mitte bis Ende November, ging im chinesischen Yanqing eine IBSF-Bob-Weltcup-Veranstaltung über die Bühne. Daran nahmen auch Sportlerinnen und Sportler aus verschiedenen europäischen Nationen teil. Und die mussten natürlich auch ihr Sportgerät mitnehmen, ihre Rennbobs nämlich.
Zunächst holte DHL holte die jeweils vier Meter langen Bobs bei den nationalen Verbänden ab. Anschließend ging es weiter nach Köln. Und dann nach Luxemburg, von wo DHL sie ins rund 8.000 Kilometer entfernte Peking flog.

Bobs werden in Container gepackt

DHL

Schließlich erreichte man die olympische Bobbahn in Yanqing mit zwei Lkw. Aufgrund der Tatsache, dass zahlreiche Sportler bis zum letzten Moment trainierten, war der Transport mit Blick auf den Liefertermin äußerst ambitioniert und erlaubte keine Verzögerungen. Außerdem war es wichtig, besonders behutsam mit der Fracht umzugehen. Rennbobs sind nämlich genau auf die Piloten abgestimmt und sehr empfindlich.

Drei Rotorblätter für Windturbinen aus den USA in die Türkei

Die Energiewende stellt nicht nur die Politik vor große Herausforderungen. Auch Transportunternehmen kommen zuweilen ganz schön ins Schwitzen. Davon kann auch DHL in den USA ein Lied singen, als es darum ging, drei Rotorblätter für Windturbinen von Houston ins rund 12.000 Kilometer entfernte Izmir in der Türkei zu transportieren.

Windturbine als Fracht

Serkan Erkun

Dort sollten in einem Windpark defekte Rotorblätter ersetzt werden. Jedes Rotorblatt hatte eine Länge von 50 Metern und wog etwa 14 Tonnen. DHL verwendete ein spezielles Schiff, das mit Schwergutkränen ausgestattet war, um die einmonatige Reise zu unternehmen. In Izmir wurden Lastwagen mit klappbaren Anhängern eingesetzt. Der Transport verlief ohne Probleme und erreichte die geplante Lieferzeit frühzeitig.