Ob tief verborgen im Dickicht des kolumbianischen Dschungels, direkt an der malerischen Küste Süditaliens, oder weit oben in den peruanischen Anden – auf der ganzen Welt finden sich geheimnisvolle Städte, die seit langer Zeit nicht mehr bewohnt werden. Manche von ihnen fielen Naturkatastrophen zum Opfer, andere gerieten ganz einfach in Vergessenheit. Wir haben uns auf die Suche nach den verlassensten Orten der Welt gemacht, um ihre Geheimnisse zu lüften!

Pompeii und Herculaneum, Italien

Unsere erste Station in Sachen geheimnisvolle Städte führt nach Italien. Im Jahre 79 nach Christus befand sich Plinius der Ältere auf einem Segelboot an der Küste Neapels und beobachtete wie Pompeij und Herculaneum unter riesigen Aschewolken versanken. Der Versuv war ausgebrochen und begrub alles, was ihm im Weg war mit einer dicken Schicht aus Lava. Was als eine der größten Naturkatastrophen überhaupt gilt, ist für Liebhaber der Antike ein wahrer Segen.

Noch heute ist Pompeij gut erhalten und man kann Wandmalereien mit ägyptischem Einschlag und floralen Mustern bestaunen. Die meisten Villen haben wunderschöne Innenhöfe mit kunstvollen Brunnen und aufwändigen Mosaikböden. Auch das Amphitheater der Stadt ist nahezu unversehrt! Noch spannender ist nur das nahe gelegene Herculaneum. Hier wurden Menschen von der Lava konserviert, die sich zum Schutz duckten oder versuchten, vor der Aschewolke zu fliehen.

Beide Städte sind leicht von Neapel aus zu erreichen. Wer in der Gegend ist, kann die Besichtigung wunderbar mit einem Strandurlaub auf Capri oder an der Amalfiküste kombinieren!

Junger Mann in Pompeii

canmandawe

Petra, Jordanien

Durch schmale Felsschluchten geht es in Richtung der traumhaften Felsenstadt Petra. Palastartige Häuser schmiegen sich in den orange-roten Felsen, und hoch über der Stadt thront ein Heiligtum, das nur über eine steile Treppe zu erreichen ist. Petra war die Hauptstadt der Nabatäer, einem nomadischen Stamm, der den Handel für sich entdeckte. Gegründet im 4. Jahrhundert vor Christus, erreichte die Stadt ihre Blüte unter römischer Herrschaft. Mit dem Aufkommen des Seehandels verlor Petra langsam an Wichtigkeit und ein starkes Erbeben besiegelte dann ihr Schicksal.

Mit dem Bus dauert es nur drei Stunden, um von der Hauptstadt Amman nach Petra zu kommen. Wer Touristenmassen umgehen möchte, sollte am frühen Morgen anreisen! Einst vergessen, hat die Stadt in Südjordanien sich mittlerweile zu einem wahren Instagram-Liebling entwickelt.

Besucher in Petra, Jordanien

Andrea Leopardi

Ciudad Perdida, Kolumbien

Ganze fünf Tage dauert es, bis man die »verbotene Stadt« im kolumbianischen Dschungel erreicht. Ungefähr 200 runde Steinplateaus ziehen sich über die grünen Hügel, auf denen einst Häuser standen. Verbunden werden sie durch schmale Wege und steile Treppen. Die ungewöhnliche Dschungelstadt fand ihren Untergang mit der Ankunft der Spanier. Obwohl sie Ciudad Perdida nie betraten, breiteten sich ihre Krankheiten wie ein Lauffeuer aus. Die Population der Stadt wurde stark minimiert und schließlich flüchteten die letzten Einwohner zurück in die Wälder. Hier leben bis heute die indigenen Völker der Kogi und Wiwa.

Natürlich empfiehlt es sich, die mühsame Wanderung nur mit einem lokalen Trekking-Guide anzutreten. Neuerdings kann man den Trip sogar mit einem Wiwa-Guide buchen!

Ciudad Perdida in the Sierra Nevada de Sante Marta

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Persepolis, Iran

60 Kilometer nördlich von Shiraz im Iran befinden sich die Ruinen von Persepolis. Die Stadt wurde im 6. Jahrhundert vor Christus auf einer künstlich angelegten Terrasse erbaut. Zwischen zwei riesigen Sphinx-Säulen hindurch geht es in die einst prächtige Palaststadt. Der älteste davon ist der Apadana-Palast, dessen Säulen bis heute gut erhalten sind. 331 vor Christus wurde die Stadt von Alexander dem Großen überfallen und in Brand gesetzt. Für Persepolis bedeutete es zwar den Untergang, aber für die Archäologen birgt es viele Vorteile. Das Feuer konservierte zum Beispiel Tausende von Tontafeln, die uns viel über die Stadt verraten. Darunter sind auch Rechnungen, die belegen, dass Persepolis im Gegensatz zu vielen anderen Städten der Antike nicht von Sklaven erbaut wurde!

Um nach Persepolis zu kommen, nimmt man am besten den Bus von Shiraz. Alternativ kann man auch einen Minibus nehmen oder eine geführte Reise buchen!

Persepolis,Iran

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Knossos, Kreta, Griechenland

Bereits Homer schwärmte von dem ehrwürdigen Palast auf Kreta, dessen Wurzeln bis in das Bronze Zeithalter zurück gehen. Archäologe Arthur Evans begann 1900 mit der Freilegung des Palastes und war sich sicher: Hierbei kann es sich nur um das Labyrinth des Minotaurus handeln. Minotaurus ist eine mythologische Figur, halb Mensch, halb Stier, die aus der eher ungewöhnlichen Liaison einer kretischen Prinzessin entstand. Das Fabelwesen wurde darauf in ein Labyrinth gesperrt.

Viel eher handelt es sich bei den Ruinen aber natürlich um einen der drei großen Paläste Kretas. Für die Geschichte spricht nur eine Wandmalerei im Ostflügel des Palastes, die einen großen Stier vor drei Vasen zeigt. Ob es sich um einen Palast oder doch um ein mythologisches Wunder handelt, bleibt dem Besucher dabei selbst überlassen!

Knossos,Kreta

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Caracol, Belize

Pyramiden gibt es nur in Ägypten, oder? Falsch gedacht. Hier im Dschungel von Belize steht eine unvorstellbare Maya-Metropole, die die heutige Landeshauptstadt bei Weitem in den Schatten stellt. Der pyramidenartige Tempel Canaa ist mit 40 Metern sogar das höchste Gebäude des Landes. Die reiche Stadt verlor langsam an Wichtigkeit und wurde im 11. Jahrhundert schließlich zurückgelassen – wahrscheinlich auch auf Grund fehlenden Wassers. Ebenfalls in der Nähe ist das Königreich »Tika«, der ehemalige Erzfeind Caracols. Die unzähligen Kriege gehören zwar der Vergangenheit, an, aber wenn es um Touristen geht, rivalisieren die Städte heute noch. Während Tika völlig überlaufen ist, ist Caracol noch ein richtiger Geheimtipp.

Von Georgeville oder Santa Elena aus kann man mit einem Guide nach Caracol wandern. Wer am frühen Morgen losläuft, hat die Stadt vielleicht sogar für sich allein! Alternativ kann man aber auch mit dem Auto fahren.

Caracol-Pyramide in Belize

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Machu Picchu, Peru

Für die Inca galten die Berge der Anden als heilig. Kein Wunder also, dass König Pachacuti sie für seinen Palast auswählte. Von der Spitze des Huayana Picchu aus hat man eine atemberaubende Aussicht auf die Ruinen, vor der Kulisse dunkelgrüner Bergspitzen. Hier lebten ungefähr 750 Menschen, die hauptsächlich dem König dienten oder von Landarbeit lebten. Die Felder ähneln übrigens eher unseren Weinbergen! Für den König und seinen Nachfolger Túpac war es allerdings ein eher kurzer Spaß, dem höchst wahrscheinlich die Spanier ein Ende setzten. Der Bau Machu Picchus begann um 1450 und ungefähr 100 Jahre später wurde es schon wieder verlassen.

Von Cusco aus kann man eine 4-tägige Wanderung auf dem Inca-Trail buchen oder aber einfach den Zug nehmen.

Machu Picchu

Ulrike Klaas

Ubar, Oman

Böse Zungen behaupten, in den Emiraten gäbe es nur künstliche Inseln und modernen Nonsense. Tatsächlich liegt aber mitten in der Wüste des Omans die uralte Stadt Ubar. Vor langer Zeit, als die arabischen Händler noch mit Kamelen durch die Wüste zogen, gab es hier Handelszentren, in denen gefeilscht und getauscht wurde. Als der Seehandel an Bedeutung gewann, wurden die Wüstenstädte vom Sand verschluckt. 1992 entdeckte man schließlich anhand von Satellitenbildern die Handelsstadt Ubar. Auch wenn sie noch nicht vollständig freigelegt ist, kann man jetzt schon Gebäude und Stadtbefestigungen besichtigen.

Von der Küstenstadt Salalah aus muss man zwei Stunden lang in Richtung Inland fahren, um sie zu entdecken. Auch hier kann man bei verschiedenen Anbietern Touren buchen!

Altes Haus in Ubar, Oman

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Xanadu, China

Ganze fünf Stunden entfernt von Beijing liegt die verlorene Stadt Xanadu. Der Sommer-Sitz des Königs Kublai Khan war ein kulturelles Zentrum – hier trafen Han, Mongolen und Reisende aller Welt aufeinander. Aufwändige Paläste und paradiesische Gärten sorgten für Erholung. Heute sind nur noch Ruinen der Stadt übrig: Tempel, Grabsteine und Wohnhäuser. Besonders imposant ist ein gigantisches Denkmal des Kublai Khans, das in den Felsen gemeißelt ist! Ganz in der Nähe befindet sich das Xanadu Museum, in dem die Geschichte der Stadt erzählt wird.

Von Duolun oder Zhenglanqi County aus erreicht man die Sehenswürdigkeit mit dem Auto. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es hier nicht!

Kublai Kan in Xanadu, China

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El Mirador, Guatemala

In Guatemala befindet sich nicht nur der größte Urwald nördlich des Amazonas, sondern auch das wohl best-gehütete Geheimnis der Maya. Noch heute ist El Mirador nahezu unberührt und ebenso unerforscht. Im Zentrum der Stadt steht die Pyramide La Danta, die mit 70 Metern Höhe zu den größten der Welt gehört! Im Jaguar’s Claw Temple sind beeindruckende Masken ausgestellt, die bis zu drei Meter hoch sind. Besonders spannend sind die Überreste des aufwändigen Kanalsystems, die in der Nähe der Akropolis zu finden ist.

Nur die Anreise gestaltet sich etwas schwierig. Wer keine Geduld für eine 7-tägige Wanderung hat, muss wohl oder übel einen Helikopter chartern.

El Mirador in Guatemala

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Troja, Türkei

Wer kennt nicht die dramatische Liebesgeschichte, die sich vor langer Zeit in Troja abgespielt hat? Paris, der Sohn des trojanischen Königs, entführte Helena, die Frau des Menelaos und löste damit einen Krieg aus. Zehn lange Jahre belagerten die Griechen Troja, bis sie schließlich die großartige Idee hatten, ein hölzernes Pferd als vermeintliches Geschenk vor die Tore zu stellen. Darin versteckten sich die tapfersten Krieger, die schließlich die Trojaner übermannten. Was so abenteuerlich klingt, war die Schatzkarte für den legendären deutschen Archäologen Heinrich Schliemann, der die Stadt 1870 endlich entdeckte. Noch heute befinden sich die antiken Paläste und Häuser der Stadt hinter dicken Mauern. Neben den Ausgrabungen kann man auch das Troja-Museum besuchen, in dem manch Schatz ausgestellt wird.

Von Istanbul aus kann man einen Tagesausflug mit dem Bus in die Festungsstadt machen.

Geheimnisvolle Städte: Ruinen der Stadt Troy in der Türkei

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