Fast 5.000 km² Fläche, riesige, das ganze Blickfeld füllende Schluchten, eine unvergleichliche Flora und Fauna und dann dieser Ausblick in die Gebirge: Das ist der Grand Canyon im Norden Arizonas. Wer sich einmal den Lebenstraum erfüllt und zum Grand Canyon nach Arizona aufbricht, kann sich auf eine schier endlose Tiervielfalt gefasst machen.

Eine Reise zum Grand Canyon bietet euch spektakulärere Naturschönheiten. Besonders reizvoll sind die zahlreichen Möglichkeiten für Wanderungen, Boots-, Kletter- und Mountainbike-Touren. Der Grand Canyon ist aber auch ein Hotspot für Tierbeobachtungen. Obwohl der Grand Canyon auf uns als äußert karge, ja zum Leben gar menschenfeindliches Gebiet gilt, leben hier sehr viele Tiere. Sie haben im Laufe der Jahrhunderte in den Gebirgen, Schluchten und Steppen ihr Zuhause gefunden und leben oftmals friedlich nebeneinander. Die Tiere im Grand Canyon sind bei Touristen ziemlich beliebt. Allen voran die Vögel. Aufgrund seiner großen Vielfalt an Ökosystemen beherbergt der Grand Canyon National Park eine unglaubliche Vielfalt an Vogelarten mit fast 450 Vogelarten. Sie bieten euch bei einem Besuch ein schönes Foto-Motiv.

Allen voran das Wappentier der USA: der Weißkopfseeadler. Diese in Nordamerika einzigartige Spezies ist seit 1782 das amerikanische Wappentier. Seit Verabschiedung des »Bald and Golden Eagle Protection Act« im Jahre 1940 genießt der Weißkopfseeadler sogar einen besonderen Schutz. So ist das geschäftsmäßige Fangen oder gar Töten des Adlers seitdem streng verboten. Für Besucher bietet sich im Grand Canyon die Gelegenheit, die majestätischen Greifvögel in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Im Winter kann man ihn auf Bäumen am Flussufer im östlichen Canyon sichten. Dort begibt er sich sehr oft hin, um den auftauchenden Fischen nachzujagen. Gleiches gilt übrigens auch für den Steinadler. Weitere Vogel-Highlights im Grand Canyon sind Wanderfalken, Rotschwanzfalken und Truthahngeier.

Brauner Adler vor der Kulisse des Grand Canyon in den USA

Adli Wahid

Mit der Eisenbahn auf Weißkopfseeadler-Safari

Die Verde-Canyon-Eisenbahn geht regelmäßig auf Weißkopfseeadler-Safari. Die seltenen Greifvögel brüten jedes Jahr in den roten Felsen des Canyons. Dabei errichten sie riesige Nester in großen Höhen. Nur bei einer Zugreise sind diese faszinierenden Tiere im Verde Canyon zu beobachten, denn die meisten Zugänge sind während der Brutsaison geschlossen, um die Vögel nicht zu stören.

Einzige Ausnahme ist die Eisenbahn. Seit mehr als 100 Jahren rattern die Loks nun schon durch die Schlucht, sodass sich die Tiere längst daran gewöhnt haben. Die größte Chance, Weißkopfseeadler zu sehen, habt ihr zwischen Dezember und März. Die Fahrten mit historischen Panoramawagons starten vom Depot in Clarkdale. Für alle Passagiere stehen offene, geräumige Aussichtswagen zur Verfügung, so dass der Fotoapparat ein Muss ist. Die Fahrten starten in der Regel um 13 Uhr und dauern rund dreieinhalb Stunden. Die rund 20 Meile lange Strecke fährt entlang des Flusses Verde bis zur Geisterstadt Perkinsville. Zwischendurch dürft ihr leider nicht aussteigen. Auch das Rauchen ist während der Zugfahrt strikt verboten.

Wer Interesse hat: Tickets kosten in der Coach Class 74 US-Dollar, in der First Class 99 US-Dollar.

Ab in die Steppe zu Eidechsen, Pumas, Kojoten und Dickhornschafen

Richtig bunt wird es in den Steppen und Wäldern des Grand Canyon. Hier leben viele Tierarten, die das Bild der USA im Ausland prägen. In den unterschiedlichen Vegetationszonen des Nationalparks sind alleine 92 Säugetierarten heimisch wie Puma, Kojote, Dickhornschafe oder Leguanen und Fledermäuse. Ein besonders farbenfrohes Motiv bietet der Halsbandleguan.

Tiere im Grand Canyon: der Halsbandleguan

Dominic Gentilcore PhD/Shutterstock.com

Das Schuppenkriechtier liebt felsige Trockengebiete – da ist der Grand Canyon natürlich ideal. Die Länge der Halsbandleguane reicht bis zu 35 Zentimetern. Sie haben große Köpfe und kräftige Kiefer. Die Leguane leben in den mittleren bis unteren Lagen des Grand Canyons. Gefährlich sind sie nicht.

Das Dickhornschaf ist bekannt für seine großen Hörner, die bis zu 14 kg wiegen können. Das Schaf nimmt in der Mythologie der amerikanischen Ureinwohner eine besondere Stellung ein. Heute bewohnt eine bedeutende Population der Dickhornschafe das felsige Gelände im Grand Canyon. Es ist ein erstaunlicher Anblick, wenn man die trittsicheren Tiere beobachtet, die entlang der steilen Klippen des Grand Canyon klettern und springen.

Dickhornschaf im Grand Canyon

Julius L. Zahn/Shutterstock.com

Auch er ist im Grand Canyon zu Hause: der Puma concolor – die nach dem Jaguar zweitschwerste Katze der Region. Sie sind die größten ausschließlich fleischfressenden Tiere im Park. Der Puma ist von Natur aus ein einsamer, geheimnisvoller Zeitgenosse. Er jagt nur nachts. Obwohl nur sehr, sehr wenige Menschen einen Puma im Grand Canyson gesichtet haben, gibt es Berichte darüber, dass auch er hier zu Haue ist. Man vermutet, dass er in den Wäldern des North Rims und South Rims lebt. Menschen brauchen sich nicht vor dem Puma zu fürchten. Er interessiert sich nicht für sie. Umgekehrt stellen Menschen eine Gefahr für ihn da. Vor allem Autofahrer auf dem East Rim Drive.

Puma concolor

R. Maximiliane/Shutterstock.com

Selbst Truthähne fühlen sich in vielen Arealen des Grand Canyon heimisch. Aber auch 57 Arten an Reptilien leben hier: So tummeln sich nicht nur viele verschiedene Echsenarten in der Felsenlandschaft herum, auch exotisch anzusehende und leicht mit Gesteinen zu verwechselnde Krötenechsen haben ihren festen Platz in der Fauna Arizonas. Dazu kommen noch 18 Arten an Fischen, die sich im Colorado River tummeln.

Kleides Nagetier zwischen Besuchern des Grand Canyon

Bram Naus

Rehe, Berglöwen und Kondoren leben im Grand Canyon

Wer zum ersten Mal in den Grand Canyon reist, steht vor einer schwierigen Entscheidung: South Rim oder North Rim? Solltet ihr zwischen Mitte Oktober und Mitte Mai in den Grand Canyon reisen wollen, müsst ihr nicht lange überlegen. Dann nämlich müsst ihr zum South Rim. Denn nur er ist ganzjährig geöffnet, während der North Rim nur zwischen Mitte Mai und Mitte Oktober erkundet werden kann. Wer den Grand Canyon vom Rand des Tals bis an den Colorado River durchwandert, durchschreitet sage und schreibe fünf Vegetationszonen. Die Höhen- und Temperaturunterschiede sind gewöhnungsbedürftig, sicher.

Tier-Liebhaber haben aber einen großen Vorteil: Man begegnet unterwegs vielen Tieren, etwa Rehen, Hirschen, Berglöwen und Kondoren, ebenso unterschiedlichsten Pflanzenarten wie Moosen, Pilzen, Wüstenpflanzen und am Boden des Canyons auch dem Feigenkaktus. Der Nationalpark ist auch Heimat von über 200 verschiedenen Pflanzen.

Reh zwischen grünem Gebüsch in den USA

Westwind Air Service

Die Chancen, in Arizona einen echten Kondor in freier Wildbahn zu beobachten, stehen gut. Die Zahl der Kalifornischen Kondore, die im Canyon-Gebiet im Norden des US-Bundesstaats leben, ist seit Beginn des Auswilderungsprogramms im Jahr 1996 auf mehr als 78 Tiere gestiegen. Zuvor hatten Zuchtprogramme in Gefangenschaft dazu beigetragen, die Kondor-Populationen in gewissem Maße wiederherzustellen. Der Grand Canyon gehört zu den kontrollierten Gebiete, in denen in Gefangenschaft gezüchtete Vögel ausgewildert wurden. Der Kalifornische Kondor hat die größte Spannweite unter allen Vögeln Nordamerikas. Der Kondor ist vielleicht die imposanteste, aber nur eine der insgesamt 373 Vogelarten, die man Grand-Canyon-Nationalpark bestaunen kann.

Zwei Kalifornische Kondore

Noaa

Vorsicht bei Klapperschlagen, Skorpionen und Spinnen

Doch Vorsicht! Vereinzelt leben im Grand Canyon auch gefährliche Tiere. Klapperschlangen schlängeln sich vereinzelt durch den Canyon. Allen voran die Pazifik-Klapperschlange. Sie lebt in den dunklen, abseits gelegenen Tiefen des Canyons, wo sie sich von Vögeln, Eidechsen und Nagetieren ernährt. Wenn ihr also durch den Grand Canyon wandert, ist es zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, dass ihr das Rascheln der Klapperschlange hört. Ob ihr sie allerdings auch seht, steht auf einem anderen Blatt. Ihr rosafarbenes Aussehen  ermöglicht es ihr nämlich, sich perfekt in die Umgebung einzufügen. Wie so oft bei Schlangen, so gilt auch hier: Wenn die Schlange ungestört bleibt, interessiert sie sich nicht für Menschen. Also Abstand halten!

Pazifik Klapperschlange - Crotalus oreganus

Creeping Things/Shutterstock.com

Auch Skorpione, allen voran der Arizona-Rinden-Skorpion, leben im natürlichen Lebensraum des Grand Canyons. Hier sollte man Vorsicht walten lassen, denn er gilt als Nordamerikas giftigster Skorpion. Sein Biss kann bei erwachsenen Menschen bis zu 72 Stunden lang unerträgliche Schmerzen verursachen. Vorübergehender Atemverlust oder Krämpfe können ebenfalls auftreten. Besonders gefährlich ist ein Skorpion-Biss für Kinder, Senioren und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Also Vorsicht!

Neben dem Arizona-Rinden-Skorpion beherbergt der Grand Canyon ein weiteres tödliches Spinnentier: die schwarze Witwenspinne. Das Gift dieser weiblichen schwarzen Witwenspinne ist giftiger als das der Westlichen Klapperschlange. Die Spinnen bauen ihre Netze in den dunklen Ecken und Spalten des Grand Canyons. Diese solltet ihr bei euren Erkundungstouren tunlichst meiden. In extremen Fällen können weibliche schwarze Witwenbisse potenziell tödlich sein, Bisse von männlichen sind harmlos.

Gibt es Bären im Grand Canyon?

Wer an den Grand Canyon denkt, denkt womöglich nicht an Bären. Aber, und das dürfte manch einen überraschen, laut National Park Service gibt es in den Nadelwäldern am Nordrand einige Schwarzbären. Aber, macht euch nicht zu große Hoffnungen, welche zu sehen. Die Zahl der Leute, die jemals Bären im Grand Canyon gesehen haben, kann man vermutlich an der Hand abzählen.

Mann sitzt auf Esel und reitet zum Grand Canyon

Mario Perez Pereira

Wer keine Lust hat, zu Fuß oder mit der Bahn die Tierwelt des Grand Canyons zu erkunden, kann  die Strecke auch auf dem Rücken eines Esels zurücklegen. Die geführten Touren dauern zwischen einer Stunde und einem halben Tag und führen die Reiter entlang der Nord- oder Südseite hinab in den Canyon. Und keine Sorge: Die Esel sind für ihr sanftes Temperament und ihren sicheren Tritt berühmt.

Alle Infos zur Tierwelt am und im Grand Canyon gibt es auf diesen Websites: http://explorethecanyon.com/grand-canyon-wildlife-vegetation und www.nps.gov/grca/planyourvisit/upload/grca_ecology.pdf