Sternenhimmel faszinieren seit jeher die Menschheit. Aber vielerorts macht die Lichtverschmutzung den ungestörten Blick in den Nachthimmel unmöglich. Nicht hier: In diesen Regionen lässt sich der Sternenhimmel perfekt beobachten.

Dank großer, weitläufiger Naturgebiete verfügen einige Regionen der Welt über Orte, die sich perfekt zum Beobachten des Sternenhimmels eignen. An diesen Orten, oft sind sie National- oder Naturparks, gibt es kein künstliches Licht, keine Siedlungen und Städte. Die Parks, einige von ihnen sogar offiziell anerkannt von der International Dark Sky Association, der führenden Behörde in Sachen Lichtverschmutzung, liegen fernab der Metropolen, sodass der Himmel allein von Milchstraße & Co. beleuchtet wird. Besuchern dieser Orte bietet sich ein Blick in längst vergangene Zeiten, völlig unberührt von Menschenhand. Die kosmischen Orte sind perfekt, um einen Roadtrip mit der natürlichen Wildnis und den Geheimnissen des Weltalls zu kombinieren.

Nationalpark Gesäuse, Österreich

Wer nicht weit fahren möchte, um einmal ungehindert den Sternenhimmel zu beobachten, kann eine Reise nach Johnsbach in die Steiermark unternehmen. Das kleine Bergsteigerdorf im Nationalpark Gesäuse gilt Experten zufolge als dunkelster Ort Österreichs. Ein idealer Ort also für alle, die sich in der Astrofotografie einmal versuchen wollen. Angeboten werden »Sternderl-Schauen«-Touren, geführte »Ausflüge zur Milchstraße« und Workshops zur Einführung in die Astrofotografie. Idealer Orte dafür findet man rund um das Erlebniszentrum Weidendom vor der Kulisse der Hochtorgruppe, im hinteren Johnsbachtal und im Buchauer Sattel.

Bergpanorama im Nationalpark Gesäuse/Steiermark

Nationalpark Gesäuse/Andreas Hollinger


Osttirol, Österreich

Zwar nicht ganz so dunkel wie im Nationalpark Gesäuse, aber dennoch mit exzellentem Blick in den Nachthimmel, ist es in Osttirol. Dort locken gleich drei empfehlenswerte Orte, um den Sternenhimmel zu beobachten. Wer den Sternen besonders nah sein möchte, steigt am Lucknerhaus über die Außentreppe auf das Dach. Den Himmel auf Erden erleben Romantiker dagegen im Adlerhorst der Dolomitenhütte. Dort kann man den Sternenhimmel vom Bett aus beobachten. Und wer in klaren Nächten auf der urigen Hochschoberhütte übernachtet, erlebt einsame Gipfel und unzählige Sterne in ihrer schönen Pracht.

Gernot Röhr Biwak in Osttirol

TVB Osttirol/Thomas Herdieckerhoff


Region Kerry und Ballycroy Nationalpark, Irland

Auch Irland-Reisende kommen den Sternen ganz nah. Dazu müssen sie Kurs auf die Region Kerry nehmen. Sie liegt im äußersten Südwesten Irlands. Dort wurde 2014 das Kerry International Dark Sky Reserve gegründet. Das Gebiet zwischen den Kerry Mountains und dem Atlantischen Ozean ist das einzige bewohnte Lichtschutzgebiet auf der Nordhalbkugel. Es gehört zu den dunkelsten Orten der Erde. Aber auch auf dem nördlichen Teil des legendären Wild Atlantic Way zwischen Galway und Sligo lohnt ein Besuch für Sternenhimmel-Liebhaber. Am Ballycroy Nationalpark empfiehlt sich ein Besuch des Mayo Dark Sky Parks.

Blick in Sternenhimmel in Lough Gur, Irland

Sheikh Haaris


OM Dark Sky Park and Observatory, Nordirland

Auch die Gebirge und Küsten Nordirlands eignen sich wunderbar, um den Sternenhimmel zu beobachten. Am besten, man nimmt von Belfast Kurs auf den OM Dark Sky Park and Observatory. Dort trifft Astronomie auf Archäologie. Warum? Nun, in den Sperrin Mountains und insbesondere im Davagh Forest bilden die teils jahrtausendealte Steinkreis-Formationen aus der Bronzezeit einen spannenden Kontrast zum Sternebeobachten.

Besucher erfahren bei geführten Touren mehr über die Geschichte der ersten natürlichen Observatorien und erleben eine Reise in die Vergangenheit, bis es zum Blick durch das Meade-Teleskop geht. Und auch schlafen lässt es sich hier mit Blick auf die Sterne. Beim Glamping in den Sperrin Mountains kann man durch spezielle Fenster direkt aus dem Bett in den Sternenhimmel des Dark Sky Parks schauen. Im Finn Lough Bubble Domes am See Lower Lough Erne nächtigt man gar in einer durchsichtigen 180-Grad-Kugel mitten im Wald mit Rundumblick auf den Nachthimmel.

Finn Lough Bubble Dome in Nordirland

Finn Lough


Midi-Pyrenäen, Frankreich

Die südwestfranzösische Region hat seit jeher eine besondere Beziehung zum Firmament. So wurde hier im 19. Jahrhundert in spektakulärer Höhe eine Sternwarte gebaut, und in Midi-Pyrenäen stand die Wiege der modernen Luftfahrt. Vom 2.872 Meter hohen Pic du Midi bietet sich ein grandioser Blick über die Pyrenäenkette, aber auch auf den nächtlichen Sternenhimmel. 2013 erhielt der Gipfel mit einem 600 Quadratkilometer großen Gebiet das Label RICE (Internationaler Sternenpark). Seit fast 20 Jahren ist der Pic du Midi, der seit 1880 über eine Sternewarte verfügt, für das Publikum geöffnet. Besonders attraktiv für Hobby-Astronomen ist ein Aufenthalt mit Übernachtung in der Sternwarte inklusive Vollpension auf dem Pic du Midi und einem mehrtägigen Einführungskurs in die Astronomie.

Sternenwarte Pic du Midi in Frankreich

Anibal Trejo/Shutterstock.com


La Palma, Spanien

Die Investitionen in den Astrotourismus auf La Palma sind seit einiger Zeit ziemlich groß. Nachdem die Insel im Jahr 2012 von der Unesco offiziell als erstes Starlight Reserve zertifiziert wurde, entstanden zahlreiche astronomische Aussichtspunkte zur Sternenbeobachtung auf der ganzen Insel. Die Sternwarte Roque de los Muchachos befindet sich auf dem höchsten Punkt von La Palma und ist dementsprechend eine tolle Location, um Sterne, Meteoritenschauer und das All zu bewundern. Die Warte beherbergt nicht nur eine der umfangreichsten Teleskopflotten der Welt, sondern bietet auch einen Panoramablick auf die Caldera de Taburiente, einen gigantischen Vulkankrater. Außerdem beheimatet die Sternwarte auch das Instituto de Astrofísica de Canarias. Das ist eines der global führenden Zentren für astronomische Forschung. Internationale Wissenschaftler forschen hier nach den neuesten Erkenntnissen im Bereich der Astrophysik.

Milchstraße beobachten am Observatorium Roque de los Muchachos

Jacinto Marabel Romo/Shutterstock.com


Prince Albert, Südafrika

Prince Albert liegt am Fuße der Swartberg Mountains und gilt als das Tor zur Halbwüste der Großen Karoo. Dank des trockenen Klimas und im Schnitt fünf wolkenfreien Nächten pro Woche ist der kleine Ort einer der besten Plätze weltweit, um den Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre zu beobachten. Ganz nach dem Motto »Weißt du, wie viel Sternlein stehen?« erklären Astrologen auf ein- oder mehrtägigen Touren den Sternenhimmel der Südhalbkugel. Dabei können die Teilnehmer auch durch das größte Teleskop südlich des Äquators, das Southern African Large Telescope (SALT), auf die Suche nach den »himmlischen Big Five« gehen: dem hellsten Stern, dem größten Kugelsternhaufen, dem schönsten offenen Sternenhaufen sowie dem Doppelstern und der Galaxie, die der Erde am nächsten stehen.

Mann sitzt auf Hügel und blickt in Sternenhimmel

Jeremy Bishop


Outback, Australien

Grandios, galaktisch und garantiert stockdunkel ist es in Australiens Outback. Allen voran rund um den Uluru, dem Monolith im Red Centre des Northern Territory. Dort leuchten wie an kaum einem anderen Ort der Erde Millionen von Sternen an einem Himmelsgewölbe, das von einem Ende des Horizonts bis zum anderen reicht.

Anders als wir kennen die australischen Ureinwohner auch Dunkelsternbilder. Das sind Bilder, die sich aus dunklen Staubwolken zwischen Sternenkonstellationen zusammensetzen. Wer statt im Outback lieber in der Zivilisation übernachten will, sollte in den Blue Mountains, westlich von Sydney, übernachten. Dort schlafen Reisende im Bubbletent Australia. Deren transparente Kuppelzelte sind mit Teleskopen und Apps zur Sternbeobachtung ausgestattet.

Bubbletent Australia, Capertee Valley

Destination NSW


Jasper Nationalpark, Kanada

Das Bergstädtchen Jasper in Alberta zelebriert den Nachthimmel wie kaum ein anderer Nationalpark in Kanada. Das zweiwöchige Dark-Sky-Festival jeden Herbst ist ein echter Kassenschlager mit geführten Nachtwanderungen, einem kleinen Planetarium und Spielzeugraketen auf dem Sportplatz. Dazu kommen allerlei Stars und Sternchen, die dem Festival einen Besuch abstatten. In den letzten Jahren mit dabei: Star-Astronaut Chris Hadfield oder George Takei, alias Mr. Zulu vom Raumschiff Enterprise.

Sternenhimmel beobachten im Jasper Nationalpark, Kanada

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Hawaii, USA

Der Mauna Kea auf Hawaii ist der höchste Seeberg der Welt, über 10.000 Meter ragt er über dem Meeresspiegel. Eine bekannte astrologische Sehenswürdigkeit ist er obendrein, denn er ist das Zuhause von 13 Teleskopen aus elf unterschiedlichen Ländern, die hier den Planeten und das Universum erforschen. Besucher haben die Gelegenheit, Beobachtungstouren zu buchen. Das sollte man auch tun, denn aufgrund seiner Größe, der klaren Luft und der kaum vorhandenen Lichtverschmutzung bietet sich ein formidabler Blick in den Sternenhimmel.

Mauna Kea Observatory auf Hawaii

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Texas, USA

Der Copper Breaks State Park, etwa 21 Kilometer südlich der nordtexanischen Stadt Quanah, ist auf der Bortle-Skala in der zweitbesten Klasse wiederzufinden. Seit mehr als 25 Jahren profitiert der Park von diesem Vorteil und bietet für Sternegucker in den Monaten April bis Oktober sogenannte Star Walks an. Mit etwas Glück erhaschen Besucher einen Blick auf eine Sternschnuppe, können sich mit Sternbildern und Himmelsköpern vertraut machen, die mit dem bloßen Auge zu erkennen sind oder die Milchstraße erspähen. Die beliebten Star Walks, Sternenwanderungen mit einem ehrenamtlichen Sky Guide, starten zum Sonnenuntergang. Zusätzlich zu diesen Nachtprogrammen können Besucher bei der astronomischen Erlebnistour Sun Fun den erdnächsten Stern und die Sonne durch Teleskope mit Schutzfiltern beobachten.

Sterneregen im Copper Breaks State Park

AmitabhClickz/Shutterstock.com


Georgia, USA

Der Stephen C. Foster State Park zählt zu den »Sieben Naturwundern Georgias«. Er liegt am westlichen Rand des Okefenokee National Wildlife Refuge, dem größten Schwarzwassersumpf in Nordamerika. Seine Abgeschiedenheit und der Status als Schutzgebiet machen den Park zu einem besonderen Ort im Osten der USA, denn nirgendwo ist die Nacht schwärzer als dort. Beste Voraussetzungen also, um auf Exkursionen den Blick gen Sternenhimmel zu richten. Unter dem Motto »Swamper’s Guide to the Galaxy« halten Teilnehmer mit einem Teleskop Ausschau nach Meteoren oder Planeten und erfahren Wissenswertes zum Sternensystem. Abenteuerlustige tauchen auf der geführten Tour »Paddle under the Stars« selbst in die Dunkelheit ein. Begleitet von einem Ranger paddeln sie im Kanu in den Sonnenuntergang und erleben das nächtliche Leben im Sumpf aus nächster Nähe.

Nachthimmel im Stephen Foster State Park

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