Per Schiff gemütlich durch die Visayas cruisen. Jeden Tag tauchen. Dazwischen lecker essen unter freiem Himmel. Danach Nickerchen auf dem Sonnendeck oder Massage. Repeat? Jederzeit! Text: Sibylle Gerlinger

Das Schöne an einer Tauchsafari ist, dass man jeden Tag einschläft, wie ein Baby in der Wiege und genauso aufwacht. Das sanfte Schaukeln und das leise Gluckern unter dem Rumpf wirken besser als Valium. Meist hat sich über Nacht draußen die Kulisse geändert, weil nachts gecruist wird, damit man tagsüber abtauchen kann. Nie habe ich während eines solchen Trips Spannungen erlebt, obwohl sich zunächst alle fremd sind und sich auf dem begrenzten Raum nur bedingt ausweichen können. Das Ziel ist fokussiert: mit anderen Tauchverrückten einen tollen Urlaub haben. Darum klappt die Interessengemeinschaft auch. Außerdem wichtig: das richtige Schiff und das geeignete Revier. Dieses Mal will ich tauchen in den Visayas.

Die bei Tauchern beliebte Siren-Flotte unterhält auch auf den Philippinen einen schönen Holzmotorsegler, meiner erholsamen Reise steht nichts mehr im Wege.

Segelschiff Philippinen Insel

Gerald Nowak

Tauchen in den Visayas: unterwegs mit der Siren-Flotte

Gediegen und behäbig liegt der weiße Rumpf bewegungslos vor der Marina, die nachtblauen Segel sind eingerollt. Über dem breiten Heck der Philippine Siren spannt sich eine passend blaue Persenning, unter deren Schutz wir unsere Mahlzeiten einnehmen und rumlümmeln werden. Auf dem Oberdeck laden Sonnenliegen zum Entspannen. Die geräumigen Kabinen für sechzehn Gäste liegen unter Deck und sind mit dunklem Holz getäfelt.

Seegang ist in diesem Gebiet kaum zu erwarten, stattdessen eine ruhige Fahrt, die uns gegen den Uhrzeigersinn rund um Cebu führt. Für good vibrations sorgt die extrem fürsorgliche und stets lustige Crew. Nach jedem Tauchgang reichen sie uns Snacks und warme Handtücher. Die Masseurin an Bord ist durchgängig gebucht. Für die Speicherdateien von Gehirn und Kamera bedeutet dieser Törn einen guten Querschnitt durch die artenreiche Fauna einer der ohnehin artenreichsten Meereszonen der Tropen. Tauchen in den Visayas bedeutet, unterwegs zu sein mit der Siren-Flotte und dabei viele Tauchplätze mit bunten, kleinen Riffbewohnern entdecken. Außerdem: üppige Korallen, und als Topping gibt es einige Plätze mit Großfischgarantie obendrauf.

Fisch beim Tauchen auf den Philippinen

Gerald Nowak

Die ersten Tauchspots zeigen bereits einen wunderschönen Querschnitt durch die Vielfalt der philippinischen Mikrowelten. Es ist das, was alle von den Gewässern hier erwarten. Nährstoffreiche Korallengärten, leichte Steilpassagen, kleine Höhlen und überall hocken Nacktschnecken, Krebstierchen, Pygmäenseepferdchen oder Büschelbarsche. Die Fotografen an Bord sind begeistert von den Motiven, die sich meist ohne störende Strömung ablichten lassen. Trotzdem freuen sich alle auf Malapascua Island im Norden von Cebu, denn dort hoffen wir auf Fuchshaie.

Ein Traum für Taucher: Malapascua

Der Morgen graut, wir nähern uns Monad Shoal. Die Untiefe bei Malapascua ist der Traum vieler Taucher. Jeden Morgen finden sich die Fuchshaie ein, um sich an ihren Putzerstationen säubern zu lassen. Die Hochseejäger sind für Menschen völlig ungefährlich und nutzen ihre überlangen Schwanzflossen nicht nur für den Vortrieb ihres eleganten Schwimmstils. Äußerst effizient schlagen sie damit in Sardinenschwärme, um ihre Opfer zu betäuben. Doch nicht nur die Haie zieht es zur frühen Stunde an den unterseeischen Berg. Sternförmig nähern sich mit uns unzählige Boote aus allen Himmelsrichtungen. Noch immer gilt Malapascua mit seinen weißen Puderstränden auch als Backpackerparadies, doch die kleine Insel ist inzwischen restlos überfordert mit dem Ansturm von Touristen und ihren Hinterlassenschaften.

Hypselodoris bullockii - Prachtsternschnecken

Gerald Nowak

Um den Fuchshaien ein Minimum an Schutz zu gewährleisten, haben die ortsansässigen Tauchbasen auf einem Sandsattel unterhalb des Plateaus ein mit Betonpollern verbundenes Seil gespannt. Traurig, dass so etwas überhaupt notwendig ist. Aber immerhin reglementiert es den Abstand zu den Haien. Niemand rückt ihnen zu sehr auf die Pelle.

Weiter nach Negros mit seinen Zuckerrohrplantagen

Wir fahren weiter an der Westküste von Cebu entlang Richtung Negros. Gemächlich zieht die Landschaft an uns vorbei, während aus der Kombüse bereits wieder herrliche Aromen aufs Oberdeck strömen. Nach dem Essen ist vor dem Essen. Nur gut, dass Tauchen reichlich Kalorien verbrennt. Trotz der Gebirge, die sich hinter den anthrazitfarbenen Stränden erstrecken, ist Negros für seine ausgedehnten Zuckerrohrplantagen bekannt, die den Rohstoff für hervorragenden Rum liefern, der hier produziert wird.

Zuckerrohrpflanzen auf den Philippinen

Lei Egenias/Shutterstock.com

Im Südosten befinden sich Tauchgebiete, die weniger mit Korallen protzen. Der dunkle Sandboden ist mit kleinen Goldsprenkeln durchsetzt und bildet einen wunderbaren Kontrast zu den irisierend bunten Crittern dort. Im tropisch warmen Flachwasser verbringen die Fotografen an Bord Stunde um Stunde, um die teilweise erbsengroßen Tiere möglichst wirksam abzulichten. Auffallend ist die enorm hohe Dichte an Anglerfischen in jeder Farbe und Erscheinungsform. Feuerrot, zitronengelb, mit und ohne Haare, mal warzig oder gescheckt ist ihnen doch eins gemeinsam: Bewegt wird sich nur im Notfall.

Walhaie in Oslob

Unser nächster Stopp wird an Bord kontrovers diskutiert. Oslob. Ich entschließe mich, am Tauchgang teilzunehmen, um mir eine Meinung bilden zu können. Einst wurden die Walhaie in der Gemeinde im Süden von Cebu von den Fischern als unliebsamer Beifang abgeschlachtet. Diese Bilder gingen um die Welt. Aber man hat längst erkannt, dass ein lebender Walhai ein lohnendes Geschäftsmodell ist.

Walhai an der Oberfläche, Oslop, Negros, Philippinen

Gerald Nowak

Das Spektakel ist vollständig durchorganisiert. Der Anmeldung folgen die Belehrung und Information über die Durchführung. Es gibt Zeitfenster für Schnorchler und Schwimmer, wir Taucher kommen von unten. Auftauchen in der Bucht? Negativ. Wird nicht gern gesehen, es stört den Ablauf über der Oberfläche. Dann erkennen wir bei mäßiger Sicht auch schon kapitale Walhaie durch das Wasser ziehen. Sie sind ausschließlich an dem Futter interessiert, dass die Fischer ihnen zuwerfen. Ziemlich schnell habe ich ein Gefühl in der Magengrube. Es nicht die Glückseligkeit, die ich empfinde, wenn mir die Natur in freier Wildbahn eine Walhaibegegnung schenkt. Dieses Zusammentreffen ist kein Zufall, es ist gekauft. Aber schrecklich, nein schrecklich finde ich das für die sanften Riesen nicht.

Oslob ist ein riesiger Drive-In für Walhaie, ein Fastfood-Paradies. Mittags um zwölf ist Schluss mit der Show. Dann müssen die Dompteure ihre Pesos zählen und die Walhaie verschwinden ins Blau. Vermutlich müssen sie die Mengen an Shrimps irgendwo in Ruhe verdauen. Am Ende kommen sie aber freiwillig hierher. Die Fuchshaie von Malapascua hingegen haben keine andere Chance. Monad Shoal ist ihre Putzerstation, auf der wir sie bedrängen.

großer Vasenschwamm an der Steilwand von Pescador Island

Gerald Nowak

Im Osten von Cebu liegen die letzten zwei Tauchgebiete dieser Reise. Balicasag und Cabilao bei Bohol verfügen über Steilwände mit Gorgonien und Weichkorallen in immenser Farbenpracht und geradezu barocker Opulenz. Schwarmfisch tanzt in einfallenden Sonnenstrahlen, Adlerrochen ziehen ihres Weges. Hier zeigt es sich noch einmal, welche Üppigkeit und Fülle einem beim Tauchen in den Visayas erwartet.

Diese Reise ist unter anderem über den Tauch- und Kultur-Reiseveranstalter Extra Tour und bei Waterworld buchbar.