Gäbe es einen Wettbewerb unter den unbekanntesten Reisezielen Europas, hätte die Slowakei gute Chancen auf die Spitzenposition. Manch einer wünscht sich gar, das mit dem Unentdeckt-Sein möge so bleiben, denn der größte Charme des Landes ist die Unberührtheit.
Visa. Für eine Reise in die Slovenská republika, wie die Slowakische Republik auf Slowakisch heißt, braucht man kein Visum; selbst ein Reisepass ist nicht nötig ‒ der Personalausweis reicht aus.
Anreise. Wer mit dem Flieger anreist und seine Rundreise in Bratislava startet, fliegt am besten zum Airport Wien-Schwechat. Von dort sind es nur noch rund 50 Kilometer bis Bratislava. Von Deutschland fliegen jeweils mehrmals täglich Lufthansa, Austrian Airlines und Germanwings nach Wien. Wer in den Osten der Slowakei möchte, steuert den Flughafen Kosice an (mit Austrian Airlines über Wien oder Czech Airlines über Prag). Autofahrer aus dem Westen reisen über Wien, die aus dem Norden über Prag in die Slowakei. Die Nutzung der Autobahnen in der Slowakei ist mautpflichtig.
Unterkunft. Hotel Hviezdoslav, Hlavné námestie 95/49, 060 01 Kežmarok, Tel. + 421 52/788 75 75, hübsches 3-Sterne-Hotel im beschaulichen Kežmarok, ideal gelegen, um die Region zu erkunden. Chefin spricht Deutsch, . Sheraton Bratislava Hotel, Probinova 12, 81109 Bratislava, ab € 150 pro Nacht im DZ. Grand Hotel Kempinski High Tatras, Kupelna 6, 05985 Tschirmer See, ab € 160 pro Nacht im DZ am Wochenende in einem Deluxe Room mit Talblick.
In Touristenregionen kommt man mit Deutsch überraschend gut durch
Sprache. Auch wenn sich das Gerücht hartnäckig hält: Slowakisch ist kein tschechischer Dialekt. Die beiden Sprachen sind sich zwar sehr nahe, und die Sprecher der jeweiligen Sprache können sich ohne große Probleme miteinander verständigen, aber erhebliche Abweichungen gibt es dennoch. In vielen Touristenzentren wird Englisch gesprochen, vielerorts kommt man aber mit Deutsch noch besser zurecht.
Klima. In dem Land herrscht kontinentales Klima. In den Sommermonaten kann es zuweilen sengend heiß werden. Dann sind Temperaturen von über 30 Grad keine Seltenheit. Im Winter dagegen kann es bitterkalt werden.
Reisezeit. In der Slowakei gibt es zwei Hauptsaisons: einmal im Sommer, wenn das Land viele Wander- und Badetouristen anzieht. Zum anderen im Winter, wenn der Wintersport in der Hohen und Niederen Tatra Ski- und Langläufer anlockt.
Must-see: Bratislava, Hohe Tatra, Region Zips, Kosice
Sehenswürdigkeiten. Für viele Touristen ist die Hauptstadt Bratislava erste Anlaufadresse. Hier geht es denn auch deutlich touristischer zu als in vielen anderen Gegenden der Slowakei. Die Schönheit an der Donau ist trotzdem noch nicht von Besuchern überlaufen und vor allem für ihre historische Altstadt und die Burg Bratislava bekannt. Besonders attraktiv für junge Reisende ist aber die besondere Mischung aus historischem Charme und moderner Architektur. Nachtschwärmern stehen viele Clubs unterschiedlichster Musikrichtungen zur Auswahl. Die DJ-Szene lockt jedes Wochenende unzählige Menschen auf der Suche nach einer ausgelassenen Party in die Stadt.
Der schönste Platz der Stadt ist die imposante Burg im gotischen Stil. Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick auf die Stadt.
Die Burg ist heute Sitz des slowakischen Präsidenten, beherbergt aber auch das Nationalmuseum. Unten in der Stadt ist der Besuch des Alten Rathauses ein Muss, allen voran der Marktplatz (Hvlané námestie). Ein beliebtes Fotomotiv ist die Roland-Statue. Ebenfalls sehenswert: die Jesuitenkirche, die Franziskanerkirche, der Mirbach-Palais, der Primatial-Palais, der St. Martins-Dom und das Slowakische Nationaltheater. Guiding-Touren in Oldtimern bietet Bratislava City Tours an.
Einer der schönsten Orte der Slowakei ist der Gletscher-Bergsees Strbske Pleso mit Blick auf die Gipfel der Hohen Tatra. Hier kann man prima wandern und die Natur genießen, anschließend im Hotel Kempinski einen Kaffee trinken.
Lomnitzer Spitze und Burg Orava
Wer hoch hinaus möchte, macht sich auf den Weg zur Lomnitzer Spitze auf über 2.600 Metern Höhe, wo man einen traumhaften Blick auf die Hohe Tatra genießt.
In der West-Tatra sollte man sich unbedingt die Burg Orava in Oravský Podzámok anschauen, die Romanik-, Gotik- und Renaissance-Elemente aufweist. Die Burg war 1921 einer der Drehorte des Films »Nosferatu ‒ eine Symphonie des Grauens«.
Kirchen- und Architekturliebhaber schauen in der Region Zips vorbei, wo die Städte Kezmarok und Levoca mit historischen Denkmälern wie Holzkirchen und Renaissance-Glockentürmen begeistern.
Ebenfalls ein Muss in der Region: Zamagurie, im Norden der Zips, wo das im 14. Jahrhundert von Kartäusermönchen gegründete Rote Kloster beheimatet ist. Von dort starten auch die Dunajec-Flößer eine Fahrt auf dem Fluss, mitten durch den Pieniny-Nationalpark.
Last but not least ist die Stadt Kosice einen Besuch wert, besonders Kulturliebhaber kommen in der Stadt auf ihre Kosten – nicht umsonst war die Stadt 2013 Kulturhauptstadt Europas. Von der Hlavná ulica erreicht man viele Sehenswürdigkeiten, u. a. den Dom der Heiligen Elisabeth, die Jesuiten- und Franziskanerkirche, das Bischofspalais und das Komitatshaus.
Karpaten-Gebirgstour und Nationalpark Napant
Bei einer Fahrt von Prag nach Poprad könnt ihr die Slowakei von West nach Ost durchqueren. Hierbei kreuzt ihr die Beskiden ‒ eine Reihe von Bergketten in den nördlichen Karpaten. Weiter geht die Fahrt entlang des wunderschön bewaldeten Gebirges, der Großen Fatra ‒ einer der schönsten Nationalparks der Slowakei ‒ mit ausgedehnten Bergwiesenzonen, langen Tälern und einer bunten Pflanzen- und Tierwelt. Zum Ende der Karpaten-Gebirgstour erreicht ihr das bis zu 2.600 Meter hohe Tatra-Gebirge. Mit seinen unzähligen Naturschönheiten gehört das Tatra-Gebirge zu einem beliebten Ziel für Wanderer.
Das das slowakische Erholungsgebiet »Niedere Tatra«, auch Jasná Nízke Tatry genannt, liegt im Herzen des Nationalparks Napant gelegen. Hier erwarten euch abwechslungreiche Naturerlebnisse. Auch Familien auf der Suche nach Freizeitspaß werden dort fündig. Im Drachenpark Chopok verstecken sich entlang einer Seilbahntour unterschiedliche Aufgaben, die es für abenteuerlustige Drachensucher zu lösen gilt. Im Winter verwandelt sich die Niedere Tatra in ein Skigebiet mit 36 Kilometern Piste für jeden Anspruch. Abseits präparierter Pisten bietet sich eine Skitour auf den über 2.000 Meter hohen Berg Chopok an.
Lecker essen und tollen Ausblick genießen in der Hauptstadt
Restaurants: In Bratislava ist der Besuch des Ufo-Restaurants (Most SNP 1, 851 01 Bratislava) ein Muss. Das Restaurant, das von außen aussieht wie ein Ufo, »schwebt« in 80 Metern Höhe über der Stadt. Service und Essen sind gut, der Ausblick ist sensationell. Restaurant Spišský salaš, nahe der Zipser Burg, Levočská Cesta, 053 04 Spišské Podhradie, das Restaurant im Stil eines rustikalen Senner-Hauses bietet typisch slowakische Kost und ist bei Einheimischen wie Touristen beliebt.
Trinkgeld. Ähnlich wie in Deutschland, bei kleineren Beträgen ist es okay, etwas aufzurunden, bei einer hohen Rechnung im Restaurant dürfen es ein paar Euro sein.
Souvenirs. Die Spitze wurde in der Slowakei zur Zierde für Bekleidung, Accessoires, Tücher und Dekorationen. Auf Spitzenklöppelei trifft man heute noch in vielen Regionen, in Špania Dolina z. B. kann man die Spitzen auch kaufen. Ähnliches gilt für die Holzschnittkunst, die weit in der Slowakei verbreitet ist. Heute sieht man die Kunsterzeugnisse bei Volks- oder historischen Märkten. Auch sie sind ein beliebtes Souvenir aus der Slowakei.
Weinprobe im Osten des Landes
Persönlicher Tipp. Im Sommer Bratislava besuchen. Die Stadt verwandelt sich dann in ein großes Open-Air-Café. Und gefeiert wird in dieser Zeit auch: Es locken der Kultursommer, die Burgfeste von Juni bis September und das Krönungsfest im Juni. Und wer feiern will, macht in den Bars und Clubs die Nacht zum Tag, die Stadt hat nicht umsonst den Spitznamen »Partyslava«. Wer Zeit für einen etwas längeren Aufenthalt in der Slowakei hat, besucht im Südosten das Gebiet, in dem der Tokajer Wein angebaut wird. Ihr könnt hier die Weinberge und Weinkeller besuchen und an einer Führung und Weinprobe teilnehmen, z. B. bei Tokaj Macik Winery.
Besser nicht: – einen Schnaps auf die Gastfreundschaft ablehnen; das ist nicht nur unhöflich gegenüber den slowakischen Gastgebern, sondern soll – so ein Aberglaube in dem Land ‒ auch Unglück bringen.
– erwarten, dass man immer und überall mit einem Lächeln begrüßt wird. Die Slowaken, vor allem die Männer, wirken zuweilen etwas steif und distanziert, wenn sie einem begegnen. Das ändert sich aber recht schnell, wenn man ein paar Worte mit ihnen gewechselt hat.
Alptraum für Vegetarier
– auf vegetarisches Essen pochen. Die slowakische Küche ist deftig und wird gern mit opulenten Fleischbergen serviert. Zwar sind die Hauptbestandteile der slowakischen Küche Milch, Kartoffeln und Sauerkraut, aber Fleisch findet sich fast überall auf den Tellern. Das slowakische Nationalgericht sind Spätzle mit Brimsen – und Speck. Lust, mal zu probieren? Auf Slowakisch heißt das Gericht Bryndzove Halusky.
– Witze über den Mini-Flughafen Bratislava machen. Zwar weiß jeder, dass der eigentliche Flughafen der slowakischen Hauptstadt der in Wien-Schwechat ist, deshalb sollte man das aber nicht hämisch kommentieren.
Reiseführer: DuMont-Reiseführer Slowakei, von Renate Sako-Hoess, 288 Seiten, Preis: 16,99 Euro
Veranstalter: Dertour bietet in seinem Katalog »Europas Osten« diverse Arrangements für die Slowakei an.
Infos: Die Website der Staatlichen Slowakischen Tourismusagentur bietet exzellente Informationen zur Vorbereitung einer Reise in das Land.