Menschen aus der LGBTQ+ Szene leben in vielen Ländern der Welt gefährlich. Wir haben geschaut, wohin queere Menschen und alle anderen problemlos reisen können – und welche Länder Schwule, Lesben und Co. besser meiden sollten.
In den Urlaub fliegen, die Welt entdecken und die schönste Zeit des Jahres genießen – wer träumt nicht davon? Für queere Menschen sieht die Realität allerdings anders aus: Sie müssen sich bereits vor Buchung darüber Gedanken machen, wie frei sie im Urlaub sein können. Denn Diskriminierung und Ausgrenzung von Lesben, Schwulen und queeren Menschen steht auch 2025 noch in vielen Ländern auf der Welt an der Tagesordnung.
Daher wundert es nicht, dass fast die Hälfte der deutschen Befragten aus der LGBTQ+ Community (47 %) in einer im Sommer 2024 bekannten Studie von booking.com angab, dass sie als Reisende schon einmal verunsichert und gehemmt waren. Weiteres Ergebnis: Für 58 % der Befragten hat bei der Reiseplanung Priorität, dass sie auf der Reise sie selbst sein können. Möchten sie offen mit ihrer Liebe oder Sexualität umgehen, so sind es vorwiegend Länder der sogenannten westlichen Welt, in denen queere Menschen unbeschwert reisen können.

Brian Kyed
Allen voran in Süd-, West- und Nordeuropa, den USA, Kanada, Südafrika, Australien und Neuseeland. In vielen Städten und Regionen dieser Länder sind sie nicht nur akzeptiert, sondern auch willkommen. Das Schwulenmekka San Francisco beispielsweise bietet auf seiner Website eine eigene Rubrik für die LGBTQ+ Gemeinde an. Interessierte finden dort Bar-, Restaurant- und Shopping-Tipps für ihren nächsten Trip in die kalifornische Metropole. Viele Metropolen in den USA und Kanada haben mittlerweile gleichgezogen und informieren auf ihren Webseiten ausführlich über die touristischen Attraktionen der örtlichen LGBTQ+-Szene.
Wohin reisen queere Menschen?
Andere Reiseziele müssen gar nicht erst Werbung machen für ihre florierende LGBTQ+ Community. Seit Jahrzehnten schon sind sie als Ferien-Hotspots der Szene bekannt. Dazu zählen in Europa die Kanareninsel Gran Canaria, die Balearen-Insel und Partyhochburg Ibiza, die griechische Insel Mykonos und das ehemalige Fischerdorf Sitges in Katalonien.

Tourist Board of Gran Canaria
Gleiches gilt in den USA für Key West in Florida und Palm Springs in Kalifornien. In all diesen Urlaubsorten gibt es nicht nur viele Szene-Bars, sondern auch viele B&B- und Hotel-Unterkünfte – speziell für Lesben und vor allem Schwule.
Auch die LGBTQ+ Szene in Miami ist seit Langem ein beliebtes Reiseziel. Viele Hotels, Restaurants sowie Bars und Clubs haben sich auf diese Zielgruppe eingestellt. Darüber hinaus locken einige der größten Gay-Partys des Landes Tausende von internationalen Besuchern nach Miami. So ist die Stadt seit fast 30 Jahren Austragungsort der Winter-Party: Meist im März verwandelt sich South Beach in Höhe des Lummus Parks in eine Partymeile unter weißen Zelten. Internationale DJs heizen der Menge ein, kleine Kunstevents runden die Party-Woche ab.

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Pride-Events und CSD-Paraden als Touristenmagnete
Viele Mitglieder der LGBTQ+ Szene lieben die »Pride Events«. Zu den größten Christopher-Street-Day-Paraden in Deutschland, denen in Berlin und Köln, reisen jährlich Hunderttausende Besucher an. Meist bleiben die auswärtigen Besucher ein ganzes Wochenende in der Stadt. Josef Sommer, Ex-Chef von Köln Tourismus, schwärmte von Anfang an von der Klientel: »Es stärkt unser Renommee und bringt neue, internationale Gäste. Lesben und Schwule sind übrigens häufig überdurchschnittlich einkommensstark und besonders interessiert an Städtereisen – für uns also eine wichtige Zielgruppe.«
Auch die großen Pride-Veranstaltungen in Amsterdam, Paris, London, Madrid, Wien, Kopenhagen und Stockholm sorgen in den gastgebenden Städten für volle Hotelzimmer.
Brasiliens Hotspots Rio de Janeiro und Sao Paulo
Auch Südamerika steht bei vielen hoch im Kurs. Als schwulenfreundlichstes Land des Kontinents gilt Argentinien, vor allem die Hauptstadt Buenos Aires. Auch der große Nachbar Brasilien zieht viele sonnen- und partyhungrige LGBTQ+ Touristen aus aller Welt an. Der Gay-Beach in Rios Stadtteil Ipanema ist legendär, ebenso die weltweit größte Pride-Parade in der Metropole Sao Paulo.

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Allerdings hatte die Popularität Brasiliens in der LGBTQ+ Gemeinde während der Amtszeit von Ex-Präsident Jair Bolsonaro (Januar 2019 bis Dezember 2022) schwer gelitten. Der Rechtsaußen-Politiker wurde in der Zeit unter anderem mit diesen Worten zitiert:
»Wir können dieses Land nicht dafür berüchtigt sein lassen, dass es ein schwules Touristenparadies ist. Brasilien kann kein Land für Schwulentourismus sein.«
Schwieriges Terrain: Osteuropa und Balkan
Aber Lesben, Schwule und alle anderen Mitglieder der LGBTQ+ Szene sind auch anderenorts leider nicht unbedingt willkommen. Auch in Ländern, die gar nicht so weit entfernt sind von Deutschland – in denen Osteuropas zum Beispiel.
Allen voran in Polen, wo reaktionäre Kräfte gern mal Stimmung gegen Homosexuelle machen. Ungarns Regierungschef Viktor Orbán gehört ebenso in diese Riege wie Russlands Präsident Wladimir Putin.

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Aber auch in Ländern wie Rumänien, Bulgarien oder in denen des ehemaligen Jugoslawiens sollten sich Lesben und Schwule und alle queeren Menschen hüten, all zu offen ihre sexuelle Neigung zu zeigen. In Belgrad etwa, wo 2024 die CSD-Demonstration unter großen Sicherheitsvorkehrungen stattfand. Nahezu die gesamte Innenstadt war von hunderten, wenn nicht tausenden Polizisten hermetisch abgeriegelt.
Andererseits gibt es den größeren Städten der Länder Ost- und Südosteuropas durchaus eine LGBTQ+ Szene. Zwar deutlich kleiner und versteckter als in Westeuropa, aber immerhin. Mancherorts in Ost- und Südosteuropa werden sie geduldet, mancherorts gar toleriert. Oft ist in diesen Ländern das Credo von Regierenden und Bevölkerung: So lange sie sich nicht in der Öffentlichkeit zeigen, so lange lassen wir sie in Ruhe. Ein solches Credo wirkt auf die potentielle LGBTQ+ Besucher aus dem Ausland nicht sonderlich einladend. Kein Wunder, dass viele Menschen der queeren Community um diese Länder einen Bogen machen, wenn es um den Urlaub geht.

Natalia Blauth
No-go-Areas: Iran, Vereinigte Arabische Emirate und Malaysia
Das ist freilich harmlos im Vergleich zu jenen Ländern, die Schwulen, Lesben und allen Menschen der queeren Community sehr feindselig gegenüberstehen. Dort sind Szenetreffs wie Bars, Clubs und Saunen tabu. Nicht nur das: Homosexualität ist dort strafbar. In einigen Ländern droht gar eine Gefängnis-, schlimmstenfalls die Todesstrafe. Als Pärchen Hand in Hand durch die Stadt laufen, sich im Restaurant am Tisch als Paar zu erkennen geben oder Gay-Kontakt-Apps zu nutzen – all das kann dort schon ziemlich gefährlich werden.
Es handelt sich dabei vornehmlich um Länder, in denen die Religion, vor allem der Islam, eine dominante Rolle in Staat und Gesellschaft spielt. Das zeigt auch der Spartacus Gay Travel Index. Der Index gibt einen Überblick über die Situation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBT) in insgesamt 202 Ländern und Regionen.
Zu den gefährlichsten Ländern für LGBT-Reisende gehören laut dem Index Staaten wie Afghanistan, Saudi-Arabien, Iran, Somalia und die russische Teilrepublik Tschetschenien, in denen Homosexuelle massiv verfolgt und mit dem Tod bedroht werden. Aber auch die bei Touristen aus Deutschland populäreren Urlaubsländer wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar und Malaysia sowie Ägypten gelten als gefährlich für queere Menschen.
Das zeigt auch ein aufsehenerregender Fall aus Katar aus 2024. Dort wurde ein 45-jähriger Mexikaner verhaftet, weil er die bei schwulen Männern beliebte Dating-App Grindr nutzte und dabei von Polizisten in eine Falle gelockt wurde. Anschließend saß er sechs Monate im Gefängnis.
Drakonische Strafen: Wohin Lesben und Schwule nicht reisen sollten
Ein homophobes Klima herrscht auch in dem von ultrakonservativen Christen dominierten Uganda, wo sich die Lage für queere Menschen 2023 abermals verschärft hat, und dem Karibikurlaubsparadies Jamaika.

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Auch Singapur, das sich gern als modernes Land verkauft, wirkt für LGBTQ+ Reisende nicht gerade einladend. Dort ist der Sex zwischen Homosexuellen verboten. Das entschied das Oberste Gericht Ende März 2020.
Auch in dem Urlaubsparadies Malediven ist Homosexualität strafbar. Bei Nichtbeachtung droht strafrechtliche Verfolgung. Das Strafgesetzbuch verbietet in Abschnitt 411 Absatz 2 den Geschlechtsverkehr zwischen Menschen gleichen Geschlechts. Homosexueller Geschlechtsverkehr kann mit Haftstrafen von sechs Monaten bis zu vier Jahren bestraft werden.
Im bei Safaritouristen beliebten Kenia sieht es noch schlimmer aus. Auch dort sind gleichgeschlechtliche Handlungen zwischen Männern nach Paragrafen 162 bis 165 des Strafgesetzbuches strafbar. Das Strafmaß beträgt 5 bis 14 Jahre Freiheitsstrafe.
Und auch im Iran droht eine enorme Gefahr, sogar für Leib und Leben. Allein fürs bloße Outing drohen 100 Peitschenhiebe. Die Todesstrafe kann verhängt werden, wenn ein schwules Paar in flagranti erwischt wird. Von offizieller Seite wird die Schwulen und Lesben im Land negiert: Ex-Präsident Irans Ahmedinejad behauptete, in seinem Land gebe es keine Homosexuellen.

Meg Aghamyan