Schon mal was von Poké gehört, diesem hawaiianischen Gericht mit rohem Fisch? Oder Hühnchen mit süßen Waffeln? Dann begleitet reisen EXCLUSIV-Autor Philipp Eins auf seinen Streifzug durch die Kochtöpfe der Welt zwischen Manhattan und Brooklyn. Eine Auswahl seiner liebsten Food Trends aus New York.

Wer sich eine Um-die-Welt-Reise nicht leisten kann, fliegt am besten New York City an, schließlich gibt es kaum einen Ort auf der Welt, der multikultureller und mehr von Einwanderern geprägt ist als der Big Apple. Das merkt man auch an der Food-Szene.

Pies ‘n’ Thighs, Williamsburg

Die erste Station ist das Pies ‘n’ Thighs, was so viel bedeutet wie Kuchen und Schenkel. Wie das zusammenpasst?

Die Spezialität des Pies ‘n’ Thighs sind frittierte Hühnerschenkel auf süßen Zimtwaffeln. Ob das schmeckt? Den meisten Gästen schon. Das Restaurant erkennt man schon von weitem an den Menschengruppen, die Ecke 4th Street und Driggs Avenue im hippen Williamsburg auf einen freien Tisch warten. »Comfortable Food« aus den Südstaaten gebe es hier, sagt einer der Wartenden: »heiß und fettig«. Eine halbe Stunde muss ich ausharren, bevor mich die Bedienung hereinwinkt.

Frittiertes Huhn und Zimtwaffeln – passt das?

Philipp Eins

Kurze Zeit später duften zwei knusprig frittierte Hühnerkeulen auf meinem Teller, dazu Waffeln mit Apfelscheiben und Zimt, außerdem ein Kännchen mit dunklem Ahornsirup. Wo soll der nun hin? Aufs Hühnchen oder auf die Waffel? Besser erst mal an den Rand, sagt mein Tischnachbar, der zur Vorsicht rät.

Der erste Bissen ist deutlich besser, als gedacht. Die Süße schmeckt vor, die herzhafte Panade des Hühnchens ordnet sich unter. Der Zimt gibt dem Gericht einen leicht weihnachtlichen Geschmack. Insgesamt eine stimmige Mischung – muss ja nicht jeden Tag sein.

 

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Katz’s Delicatessen, Lower East Side

Das Restaurant Katz’s Delicatessen in Manhattan findet man in wohl jedem Reiseführer. Es ist die erste Adresse für alle Fans des Pastrami-Sandwiches – und von »Harry und Sally«. Schließlich wurde hier 1989 die wohl berühmte Filmszene gedreht: Meg Ryans Höhepunkt.

Katz's Delicatessen in New York City

Alena Veasey/ Shutterstock.com

Fleischeslust wörtlich genommen, ist dennoch ausreichender Grund für einen Besuch im Pastramiheaven. Pastrami ist ein gepökeltes und geräuchertes Stück Rinderbrust, das in dünne Scheiben geschnitten wird. Ein Gericht, das Ende des 19. Jahrhunderts über die jüdische Küche aus Rumänien in die USA gelangt ist. Genauso lange gibt es Katz’s Delicatessen auch schon: seit 1888.

Schwer zu finden ist der Laden nicht. Schon von weitem leuchtet einem die riesige Reklametafel mit Buchstaben aus roten Leuchtstoffröhren den Weg. Drinnen zerlegen Cutter mit weißen Kochmützen das Fleisch mit mächtigen Hackbeilen. Die Gäste nehmen inzwischen wieder an den Tischen vor der Theke Platz.

Menschen stehen an Theke im Katz's Deli in New York City und warten auf ihr Pastrami-Sandwich

Alena Veasey/ Shutterstock.com

Das legendäre Katz’s Pastrami-Sandwich für fast 23 Dollar hat den Weg zu mir gefunden: Das dunkelrote Fleisch zwischen den beiden Weißbrotscheiben wird ganze drei Finger dick gestapelt. Es duftet nach Muskat und Nelkenpfeffer. Überall hängen Fotos prominenter Besucher, darunter Bill Clinton, Serena Williams und sogar jemandem im Mickey Maus-Kostüm.

Das Fleisch ist saftig und butterweich. Der dunkle Rand gibt die nötige Würze, Gurken bringen eine frische Note. Mehrere Stunden lang ist das Fleisch im Ofen gegart, verrät mir einer der Köche. Rechnet man die Zeit fürs Pökeln und Räuchern hinzu, vergehen mehrere Wochen. Gut Ding hat Weile.

Pastrami_Sandwich mit Tradition.

Philipp Eins

Springbone Kitchen, Greenwich Village

Dass US-amerikanisches Essen nicht immer nur ungesund ist, zeigt sich besonders in New York. Der Gesundheitstrend greift hier schon lange um sich. Der Central Park ist bei Sonnenschein voller Jogger und in den Restaurants stellt man sich auf leichte Küche ein.

Auf die Spitze getrieben haben das die Inhaber von Springbone Kitchen in Greenwich Village. Sie haben sich auf Brühe spezialisiert. Ja, Sie haben richtig gelesen: Brühe. Die wird im Springbone Kitchen nicht gelöffelt, sondern aus Pappbechern getrunken. Wie Kaffee zum Mitnehmen. Nur trüb und salzig statt schwarz und bitter.

 

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Springbone Kitchen ist ein kleiner Laden, kaum größer als ein Kiosk, den man in der quirligen 3rd Street zwischen den vielen Bars und Geschäften leicht übersieht. Alle Zutaten, die Springbone verwendet, sind frei von Gentechnik, Antibiotika und Raffineriezucker, lese ich.

Etwas für die Gesundheit zu tun, ist gut. Aber hungrig bin ich trotzdem. Gibt’s denn wirklich nicht mehr als Brühe? Doch, das gibt es. Und zwar verschiedene Rice-Bowls in der Pappschachtel. Ich entscheide mich für die Mexican Bowl mit roten Bohnen, Guacamole, Wildreis, Tomaten, Zwiebeln und Hühnchen. Ein kleiner Becher mit Rinder- oder Hühnerbrühe wird separat gereicht.

Darf es ein Schlückchen Brühe sein?

Philipp Eins

»Die kannst du trinken oder über deine Bowl geben«, sagt die bärtige, mit Basecap bekleidete Tresenkraft.

Das Essen wird frisch zubereitet und ist schnell fertig. Der Geschmack: Würzig, aber nicht zu scharf, leicht, ganz ohne Fett. Fast Food ohne schlechtes Gewissen. Dazu die Brühe. Kräftig und gut.

Caffe Palermo, Little Italy

Little Italy in New York – wenn man sich das bildlich vorstellt, hat man direkt den Duft von frischgebackener Pizza in der Nase und den Geschmack salziger Meeresluft auf den Lippen. Tatsächlich kommt man sich in der Mulberry Street aber eher vor wie in einem schlechten Italo-Western aus den 50ern. Eine billige Pizzeria neben der anderen, die einzigen Gäste sind Touristen.

Probiert euch durch Little Italy in New York City

Ksenija Toyechkina/ Shutterstock.com

Im 19. Jahrhundert, als die Mietshäuser um die Mulberry Street noch schmuddelig waren, lebten hier 40.000 italienische Einwanderer. Mafia und Cosa Nostra kontrollierten das Viertel. Anfang des 20. Jahrhunderts aber wurden die Nachfahren der Einwanderer immer wohlhabender und zogen in bessere Viertel. Heute sind nur noch fünf Prozent der Bewohner Little Italys italienischstämmig. Geblieben ist ein italienisches Disneyland für Erwachsene.

Das Essen in den Restaurants gilt als mäßig und überteuert. Ein Highlight aber gibt es: das Caffe Palermo. Hier sollen die besten Cannoli der Stadt hergestellt werden, frittierte Teigrollen mit einer süßen cremigen Füllung aus Ricotta. Oder wie das Restaurant selbst wirbt: »

Best Cannoli On Planet Earth«.

Leute sitzen vor einem bekannten Restaurant in Little Italy in New York City, dem Caffé Palermo, bekannt für seine ausgezeichneten Cannoli

Mark Zhu/ Shutterstock.com

Die Cafétische sind aus dunklem Marmorimitat, eine Wand ist komplett verspiegelt. In der Ecke steht eine riesige Cannoli aus Plastik, daneben ein Bild von einem Mann in weißer Konditorschürze, karierter Hose, zurückgegelten schwarzen Haaren und einem Spritzbeutel in der Hand. Es ist Baby John, der selbsternannte Cannoli-King und Inhaber des Ladens. Bald schon stehen meine georderten Cannoli vor mir auf dem Tisch. Der Teigmantel ist knusprig und goldbraun gebacken, außerdem mit Puderzucker bestreut. Ein erster Biss. Die Creme ist süß und schmeckt leicht nach Vanille.

Cannoli - unbedingt probieren!

Philipp Eins

Gut für einen Kaffeestop, am besten auf dem Weg nach China Town – der asiatische Multi-Kulti-Kiez beginnt gleich nebenan.

Chikarashi, China Town

Roher Thunfisch ist nicht nur etwas für japanisches Sushi. Auch in der hawaiianischen Küche wird er verwendet, für den traditionellen Fischsalat Poké. In New York wird daraus zusammen mit chinesischen und koreanischen Einflüssen ein beliebtes Trend-Gericht.

Einer der bekannteren Läden für Poké in New York ist das Chikarashi im quirligen China Town, nur wenige Meter von der Metrostation Canal Street entfernt.

 

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Es gibt dreizehn verschiedene Sea-to-Table Poké-Varianten und außerdem das Daily Special auf der Karte. Ich entscheide mich für atlantischen Bluefin Tuna aus Boston. Das Fett des Thunfischs macht das Fleisch besonders saftig. Angebraten auf Reis und in Kombination mit eingelegten Gürken entfaltet sich die feurige Schärfe des Chili-Öls nur langsam. Avocado und die fein geraspelten Knoblauch-Chips runden den Geschmack ab.

Und, hungrig geworden?

Dann teste dein Food-Wissen in unserem Food-Quiz.

Lerne das beste Streetfood der Welt kennen oder schau virtuell nach Hongkong.

Wer nicht so weit reisen mag, der holt sich beim Streetfood made in Hessen Appetit. Guten!

Baklava - Einer der Food Trends aus New York

John Taggart

Ihr seid auf der Suche nach Rezepten zum Nachkochen? Für weitere Inspirationen zum Thema Food Trends aus New York empfehlen wir euch das Kochbuch »New York. 88 neue Kultrezepte aus über 40 Ländern. Die besten Streetfood-Gerichte vom Queens Night Market«. Dort findet ihr 88 Rezepte aus über 40 Ländern.

»New York« von John Wang & Storm Garner im Christian Verlag,
272 Seiten, ISBN: 978-3-95961-537-2, €26,99, online erhältlich unter www.verlagshaus24.de/new-york