Andere Länder, andere Sitten: Wer in Schweden seinen Urlaub verbringt, sollte mit den Gepflogenheiten der Einheimischen vertraut sein. Unser Reise-Knigge für Schweden.

Reisen nach Schweden stehen bei vielen Urlaubern hoch im Kurs. Kein Wunder: Neben unberührter Natur, aufregenden Großstädten wie Stockholm, Göteborg und Malmö sind es die höflichen, gastfreundlichen Einheimischen, die zur Popularität des Landes beitragen. Damit die Sympathie auf Gegenseitigkeit beruht, sollten Urlauber bestimmte Knigge und Gesetze in Schweden beachten. Wir haben einige zusammengetragen.

Reise-Knigge Schweden: Zur Begrüßung gleich per Du

Wer schon einmal die Werbung eines großen schwedischen Einrichtungshauses gesehen hat oder sich gern schwedische Krimis anschaut, ahnt oder weiß es schon: In Schweden wird fast überall und bei jeder Gelegenheit geduzt. Vor allem bei jüngeren Leuten ist das gang und gäbe. Aber auch wer mit Geschäftspartnern zum Essen verabredet ist, sollte nicht überrascht sein, wenn man gleich zu Beginn mit dem Vornamen angesprochen wird. Eine Ausnahme gibt es allerdings noch in Schweden: Gegenüber Mitgliedern des Königshauses ist das Du tabu.

Schweden an einem Tisch im Wald

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Zu Gast bei Schweden daheim

Wer in die privaten vier Wände einer schwedischen Familie eingeladen ist, sollte einige Besonderheiten beachten. An erster Stelle: die richtige Begrüßung. Wer seine Gastgeber kennt, braucht zur Begrüßung nicht die Hand zu schütteln. Wohl aber, wenn man zum Essen oder zur Party mitgenommen wird und den Gastgeber nicht kennt. Dann ist es durchaus angemessen, sich mit Namen und Händedruck vorzustellen. »Hallo« heißt übrigens »Hej«.

Anschließend gilt es, die Schuhe auszuziehen. In Schweden ist es nämlich unüblich, mit den Straßenschuhen durch die Wohnung fremder Leute zu laufen. Da es außerhalb des Sommers in Schweden durchaus frisch wird und nicht jede Wohnung mit einer Fußbodenheizung ausgestattet ist, empfiehlt es sich, dicke Socken anzuziehen oder zumindest im Rucksack mitzunehmen.

Wer nachmittags zum Kuchen eingeladen wird, darf zulangen. In Schweden gilt nämlich die Regel: Iss, so viel du kannst. Das heißt, jeder kann sich den Teller ziemlich vollschaufeln. Man muss nicht darauf warten, dass der Gastgeber vorab den Kuchen für alle anschneidet.

Schweden beim Essen auf einer Terrasse am See

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Wer abends zur Party eingeladen wird, kann auch durchaus seinen eigenen Alkohol mitbringen. Der ist in Schweden nämlich ziemlich teuer und kann das Party-Budget des Gastgebers schnell mal sprengen. Dazu später mehr.

Beim Verabschieden sollte man sich bei den Gastgebern für die Einladung bedanken. Das geht am besten mit den Worten »Tack för idag« (Danke für heute). Beim nächsten Wiedersehen bietet sich die Floskel »Tack för senast« (Danke für neulich) an, um den Faden wieder aufzunehmen.

Restaurants in Schweden: Wait to be seated

Der nächste Punkt in unserem Reise-Knigge Schweden betrifft den Besuch eines Restaurants. Bei uns kann man ja eintreten und sich gleich einen freien Tisch schnappen. Nicht so in Schweden. Hier setzt man sich nicht einfach hin, sondern wartet am Eingang auf den Oberkellner (hovmästare). Dieser weist Gästen einen Tisch zu. Das war’s dann aber auch schon mit der Förmlichkeit.

Wer zum Essen keine besonderen Getränkewünsche hat oder Geld sparen will, kann kostenlos Leitungswasser bestellen. Das gibt in schwedischen Restaurants gratis und unbegrenzt. Auch mit Blick aufs Trinkgeld wird das Urlaubsbudget geschont. In Cafés und Bars, wo man sich das Essen und die Getränke selbst am Tresen holt, ist es wie in Deutschland unüblich. In Restaurants mit Bedienung wird der Rechnungsbetrag ein bisschen aufgerundet. Drei bis fünf Prozent werden in Schweden als freundliche Geste anerkannt.

Tip Box

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Reise-Knigge Schweden: Auf vier Rädern unterwegs

Wer mit dem Auto der Wohnmobil durch Schweden reist, sollte sich vorab mit den Verkehrsregeln vertraut machen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Schweden defensiv auf Straßen und Autobahnen unterwegs sind. Das heißt: Alles ist eine Spur entspannter. Auf den Autobahnen darf man vielerorts maximal 110 oder 120 km/h fahren. Rasen ist also nicht nur verpönt, sondern auch verboten.

Und weil die Schweden Krach und Aggressionen vermeiden, hupt auch fast niemand – schon gar nicht aus Ungeduld oder um anderen Fahrern eine Lektion zu erteilen. Apropos Lektion: Falschparken oder ein fehlender Parkschein wird mit umgerechnet etwa hundert Euro Strafe geahndet. Wer nicht bezahlt, bekommt die Mahnung nach Deutschland hinterher geschickt. Also immer korrekt vorgehen – dank Apps wie etwa »EasyPark« ist das zum Glück auch leicht möglich.

Weil wir gerade beim Autofahren sind: Das viel zitierte Jedermannsrecht (Allemansrätten) räumt Wanderern und Radfahrern das Recht auf freien Zugang zur Natur ein. Von diesem Recht ausgenommen sind jedoch motorisierte Fahrzeuge aller Art – vom E-Bike bis zum Camper. Diese haben abseits der offiziellen Fahrwege und Parkplätze nichts verloren.

Wohnmobil in Småland Markaryds Moose Safari

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Alkohol und Rauchen in Schweden

Wer in Schweden rauschende Partys mit Bier, Wein oder Cocktails feiern will, sollte einige Besonderheiten beachten. Erstens: Alkohol ist in Schweden sehr teuer. Grund dafür sind die Alkoholsteuern in Schweden. Einen Vorgeschmack auf die hohen Preise bekommt man in den Supermärkten oder den sogenannten Systembolagets. Letzteres ist ein staatliches Unternehmen, das ein Monopol auf den Verkauf von Getränken mit mehr als 3,5 % Alkoholgehalt hat. Das heißt: In Supermärkten kann man in Schweden nichts Hochprozentiges erwerben, nur in den Systembolagets. Wer dort einkaufen möchte, muss mindestens 20 Jahre alt sein.

Grob gesagt zahlt man in Schweden im Einzelhandel doppelt bis dreimal so viel für alkoholische Getränke als hierzulande. Richtig teuer wird es in Bars und Clubs. Bier- und Cocktailpreise von sieben bzw. 15 Euro sind dort keine Seltenheit.

Barkeeper bereitet Cocktail zu

Louis Hansel

Ebenfalls gut zu wissen: Das Trinken von Alkohol in der Öffentlichkeit ist in Schweden meist verboten. Ausnahmen bilden bestimmte Parks, sodass man zum Picknick doch sein Bierchen mitnehmen kann. Diese sogenannten Freizonen legt die jeweilige Kommune fest.

Was jedoch landesweit gilt, ist das Rauchverbot. Das gilt in allen zugänglichen Innenräumen wie Hotels und Restaurants sowie deren Eingangsbereiche, Bushaltestellen und andere öffentliche Plätze.

Lust und Interesse, noch mehr über die Gepflogenheiten in anderen Länden zu erfahren? In unseren Reise-Knigge über die USA, Brasilien, Thailand, Vietnam, Frankreich und Griechenland stellen wir weitere nützliche Informationen bereit.